Hillary Clinton kann trotz allem mit dem Thema Frauen punkten

Damenwahl: Hillary oder "The Donald"?

Georg Hoffmann-Ostenhof über Hillary Clinton, Donald Trump und die amerikanische Frau.

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Seit vergangener Woche ist es fast fix: Die Paarung im Zweikampf um das Weiße Haus heißt Donald Trump gegen Hillary Clinton. Der Sozialist Bernie Sanders hat nach den letztwöchigen Primaries keine Chance mehr. So wie Hillary ist auch Trump - bei den Republikanern - der Sieg im Vorwahlkampf nur mehr schwer zu nehmen: Da müsste schon das republikanische Establishment bei der Nominierungs-Convention im Juli Saalschlachten, eine Parteispaltung oder eher beides riskieren. Und das wird es nicht wollen.

Mit größter Wahrscheinlichkeit steigen also Hillary und The Donald diesen Herbst in den Ring. Und jetzt kann man bereits sagen: Die beiden werden einander nichts schenken. Ohne Brutalität und Untergriffe wird es in diesem Kampf nicht abgehen. Das Publikum kann sich auf beste Unterhaltung freuen.

Die beiden werden einander nichts schenken

Einen Vorgeschmack dessen, was auf die Amerikaner im Präsidentenwahlkampf zukommt, lieferte Trump bereits am vergangenen Donnerstag mit einer Frontalattacke: Die "einzige Karte, die Hillary Clinton hat, ist die Frauenkarte“, sagte er. "Und ehrlich gesagt, wäre sie ein Mann, ich glaube nicht, dass sie über fünf Prozent der Stimmen bekäme.“ Fröhlich fügte er hinzu: "Das schöne ist aber, dass Frauen sie nicht mögen, okay?“ Und er ließ sich darüber aus, wie sehr er selbst in den bisherigen Primaries bei den Frauen gepunktet habe.

Es stimmt: Er bekam in den vergangenen Monaten regelmäßig mehr weibliche Stimmen als seine republikanischen Rivalen, was aber vor allem darauf zurückzuführen ist, dass er insgesamt so stark in Führung ging. Dass, wie er immer wieder behauptet, die Frauen ihn lieben, lässt sich freilich nicht erhärten. Im Gegenteil: Erst vergangene Woche zeigte eine Gallup-Umfrage, dass 70 Prozent der US-Wählerinnen eine negative Meinung über den präsumtiven republikanischen Kandidaten haben.

Hillarys Beliebtheitswerte bei Frauen sind auch nicht berauschend: Die negativen und positiven Einstellungen zu ihr halten sich die Waage. Gerade die jungen Frauen haben in den Vorwahlen mehrheitlich für den Anti-Establishment-Demokraten Sanders votiert. Die Perspektive, die erste Präsidentin in der US-Geschichte zu bekommen, ist offenbar nicht mehr so sensationell wie zuvor. Die von einigen prominenten Hillary-Fans wie der ehemaligen Außenministerin Madeleine Albright und älteren Feministinnen eingeforderte Frauensolidarität wurde eher als deplatziert empfunden.

Hillary weiß, dass sie trotz allem mit dem Thema Frauen punkten kann

Vor die Wahl zwischen Clinton oder Trump - mit seiner langen Geschichte von misogynen Auslassungen und sexistischen Vulgaritäten - gestellt, wird das weibliche US-Elektorat mit großer Mehrheit, wenn auch teilweise mit zusammengebissenen Zähnen, für die ehemalige First Lady votieren. Nach einer Reuters-Umfrage hängt sie den Bauunternehmer und TV-Showman bei den Frauen insgesamt um 14 Prozentpunkte ab. Sie könnte sogar die Mehrheit der weißen Wählerinnen für sich gewinnen - was demokratischen Präsidentschaftskandidaten kaum je gelingt (das letzte Mal schaffte das Hillarys Ehemann Bill im Jahre 1996).

Hillary weiß, dass sie trotz allem mit dem Thema Frauen punkten kann. Ihre Replik auf Trumps Äußerungen macht das deutlich: "Wenn der Kampf für die Gesundheit von Frauen, für Familien-Karenz und gleichen Lohn das Ausspielen der, Woman Card‘ sein soll, dann will ich sie gern ausspielen“, sagte sie und versprach, die Hälfte ihres Regierungsteams werde weiblich sein.

Sie wird jedenfalls die Interessen der Frauen ins Zentrum des Wahlkampfes stellen. Damit hat sie von vornherein einen Vorteil. Die Republikaner tun sich damit immer schon schwer. Sie sind geschlossen "pro-life“, sprich Abtreibungsgegner in einem Land, in dem die überwältigende Mehrheit der US-Bürgerinnen die bestehende Möglichkeit des Schwangerschaftsabbruches gutheißt. Und Trump, der auch schon mal anders über dieses Thema gesprochen hat, räsonierte kürzlich, dass Frauen, die abtreiben, bestraft gehören. Da mussten sich sogar die vehementesten Schützer des ungeborenen Lebens von ihm distanzieren.

Eine wütende sexistische Tirade Trumps ist garantiert

Trump ist zweifellos Hillarys Wunschgegner. Da mag der berserkerische Baumeister - geschickt, wie er ist - nun zunehmend auf präsidentielles Gehabe umstellen und versuchen, in die politische Mitte zu rücken: Was Frauen betrifft, hat er aber, wie die Primaries bisher zeigten, echt eine Macke. Hillary wird es ein Leichtes sein, Trump dazu zu bringen, sie in den TV-Konfrontationen wüst zu beleidigen. Ein Witz über seine Frisur oben, eine versteckte Infragestellung seiner Virilität unten - und eine wütende sexistische Tirade Trumps ist garantiert. Man kann zudem erwarten, dass er irgendwann ausrastet und Hillary hässlich oder "disgusting“ nennt: So hat er noch jede seiner Kritikerinnen charakterisiert.

Hillary Clinton ist die programmierte Siegerin. Man soll sich aber nicht zu früh freuen: Die USA erweisen sich 2016 als das Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten. Ein Donald Trump im Weißen Haus ist noch nicht völlig auszuschließen.

Georg Hoffmann-Ostenhof