Friedliche Demonstration vor dem Parteitag der Republikaner in Cleveland, Ohio.

Parteitag der US-Republikaner: Das Recht auf Protest

Vergangene Woche fand der Parteitag der Republikaner in Cleveland, Ohio statt. Aviva Doery war vor Ort und schildert ihre Eindrücke.

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Am 17. Juli trafen sich 14 Forscher im Haus der Studentenverbindung Alpha Phi an der Case Western Reserve University in Cleveland, Ohio. Die Forscher hatten zwar unterschiedliche politische Ansichten, aber alle das gleiche Ziel: Sie waren zusammengekommen, um die Demonstranten vor dem Parteitag der Republikaner zu befragen. Ich war eine der Forscherinnen.

Ich arbeitete für Professor Lee Ann Banaszak am Institut für Politikwissenschaften an der Pennsylvania State Univeristy. Unsere Aufgabe war es, die Demonstranten vor der Versammlung der Republikaner zu beobachten und zu befragen. Im Laufe der Woche interviewten wir die Demonstranten zu ihren politischen Ansichten und den Gründen für ihre Teilnahme an der Protestaktion. Nach über 56km Fußwegen zwischen den Demonstranten hatten wir am Ende der Woche 500 Menschen befragt.

Die Stimmung bei der Versammlung begeisterte mich am meisten. Es herrschte eine entspannte Atmosphäre der politischen Verantwortung. Gerade in der heutigen Zeit, wo friedliche Proteste sich oft zu gewalttätigen Demonstrationen entwickeln, war ich von der Freundlichkeit der Demonstranten positiv überrascht. Auch wenn ich mit einigen Ansichten unserer Interviewpartner nicht überein stimmte, habe ich Respekt davor, dass sie sich alle verpflichtet fühlten von ihrem Recht auf Redefreiheit Gebrauch zu machen.

Politische Rivalen führten konstruktive Diskussionen mit einander. Für andere aus der Forschergruppe wurden von Demonstranten nach der Befragung Gebete gesprochen. Vermin Supreme, ein US-amerikanischer Künstler und Aktivist für Anarchismus, küsste einen Mann vor den Augen einer Gruppe Menschen, die sich für Homphobie aussprach. Einige Stunden später ging Tiffany Trump an mir vorbei. Auch wenn es seltsam klingt, war diese Woche eine der interessantesten Erfahrungen meines Lebens.

Diese Woche fährt eine andere Forschergruppe nach Philadelphia, Pennsylvania, um den Parteitag der Demokraten zu beobachten. So spannend die Forschungsarbeit auch war, ist es an der Zeit selbst Zeichen zu setzen. Ich hoffe die Stimmung beim nächsten Parteitag der Republikaner in vier Jahren, wird ähnlich friedlich, wie dieses Jahr. Ich werde jedenfalls von meinem Recht zu protestieren Gebrauch machen.

Zur Person

Aviva Doery ist Studentin an der Pennsylvania State University und beobachtete den Parteitag der Republikaner im Rahmen eines Forschungsprojekts.