Brickmaker-Küche: Brisket (Brustkern) mit Erdäpfelsalat und scharfen Kohlsprossen

Brickmakers Ale & Ciderhaus: Die Vermessung der Bierwelt

Brickmakers Ale & Ciderhaus: Die Vermessung der Bierwelt

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Im Anfang war das Bier. Bier ist so alt wie die Pyramiden oder noch älter. Bier ist Geld, sehr viel Geld, und deshalb ist Bier auch Krieg. Oder was sonst sind der Abwehrkampf der tschechischen Budweiser Brauerei gegen den US-Multi Anheuser Busch oder die paramilitärischen Aktionen von Sponsoren, um andere als ihre Biere aus den Fanzonen von Sport-Events fernzuhalten?

Jetzt ist Bier auch, hm, der neue feine Wein. Wir reden über Craft Beer und über Indian Pale Ale (IPA), meine Mailbox schäumt mittlerweile über von PR-Attacken in Sachen neue Bierkultur; wir lächeln mitleidig über Lokale, in denen lieblos ein einziges Faßbier einer Großbrauerei aus dem Hahn gedrückt (gezapft wäre geprahlt) wird; wir wenden die Weinsprache beim Bier trinken an und erschmecken Noten von Zitrus und Mango oder Koriander und Kaffee.

Brickmakers Ale & Ciderhouse in Wien-Neubau

Darum geht es auch im Brickmakers Ale & Ciderhouse in Wien-Neubau, das derzeit der unangefochtene toast of the town ist. Kurz gesagt: es ist die Sesshaftwerdung von Brian Pattons Pop-up-Barbecue "Big Smoke“ am Donaukanal. Für die Pflege gehobener Bierkultur und Biervielfalt war dort natürlich kein Platz. Im Brickmakers, wo Biernamen und Preise wie die in der Heiligen Messe vorgesehenen Bibelstellen auf Kartonschildern an eine Anschlagtafel geheftet sind, dreht sich alles Flüssige um die Unermesslichkeit der Biere (und der Cider, also der Apfelweine) dieser Welt. Für einen Laien ist dieses Angebot einfach überfordernd: Es gibt180 Positionen.

Freudentrünke

Dann fangen wir mal an: Ich würde, noch ganz konventionell, das im Tank gelagerte Pilsner Urquell nennen; unter den IPAs das Thornbridge Vienna IPA, das Münchner Drunken Sailor der Crew Republic oder vielleicht das ReAle von Birra del Borgo aus Italien - durchwegs sehr hopfige, dadurch naturgemäß ein wenig an Mango oder Maracuja erinnernde Freudentrünke. Mehr kann ich an dieser Stelle nicht tun, durch diese Karte muss man schon selber durch.

In der Küche hat der hier kürzlich mit einem neuen Menü für Brian Pattons irisches Pub "Charlie P’s“ vorgestellte Peter Zinter das Sagen - und gefällt gleich mit einer hausgemachten Pastrami, der geräucherten Rinderbrust, die ein Grenzfall ist zwischen der üblicherweise trockeneren, mürb-salzigen Originalvariante und einem saftigen, rosa Stück Roastbeef - sehr gelungen jedenfalls.

Barbecue-Klassiker

Aber eigentlich geht’s neben Bier um Barbecue-Klassiker: Burnt Ends, saftige, von der Spitze des gegarten Brustkerns (Brisket) geschnittene Stücke, sind meine Favoriten; Pulled Pork vom Mangalitza-Schwein macht sich sehr gut, und angesichts der Beef Short Ribs, imposante, mit Barbecue-Sauce glacierte Knochenstücke mit Beinfleisch dran, lacht der Neandertaler; da wird er satt und es bleibt ihm nach dem Abnagen noch eine knöcherne Schlagwaffe übrig.

Bemerkenswert sind zwei der extra zu bestellenden Beilagen: ein flaumiges, leicht zwiebeliges Mac’n Cheese und mit Chili und Zitrone marinierte Kohlsprossen (diese Zubereitung wird auch in meine Küche einziehen).

Über "Peters Zimtschnecke“, angeblich nach Geheimrezept, entsteht dann noch eine sanft kontrovere Debatte: Die nussige, süße Fülle ist tatsächlich perfekt, wenngleich man so etwas in den USA, denke ich, Dentist’s Delight nennt; der Germteig allerdings mag schon längeres Kauen nach sich ziehen. Einige an meinem Tisch stört das gar nicht. Ich hingegen plädiere für einen Löffel feinstes Vanilleeis mit echtem Mark als side dish.

Aber welches Bier dazu?

Brickmakers Ale & Ciderhouse Zieglergasse 42, 1070 Wien Tel.: 01/997 44 14 www.brickmakers.at Hauptgerichte: 11,90 bis 27,90 Euro