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Debatte: Ist Homosexualität angeboren oder Produkt besonderer Lebensumstände?

Homosexualität ist biologisch determiniert

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Jakob ist vier Jahre alt und wäre lieber ein Mädchen. „Wegen der schönen Kleider, die sie haben“, sagt er. Das Batman-Kostüm seines Freundes findet er fad. Aber wenn seine sechsjährige Schwester Lena bunte Tücher und Prinzessinnengewänder aus der Verkleidungskiste holt, will Jakob auch Prinzessin sein. Die Eltern sehen es gelassen: Wenn Jakob Buntes lieber hat, so meinen sie, dann soll er Buntes tragen. Auch im Kindergarten. Auch auf dem Spielplatz.

Die Lockerheit von Jakobs Eltern ist nicht selbstverständlich, denn die Vorstellungen darüber, wie sich Buben und Mädchen „richtig“ zu verhalten haben, sind noch immer sehr strikt. Viele Eltern befürchten, dass ihr Sohn einmal schwul oder ihre Tochter lesbisch werden könnte.

Und tatsächlich ist es erwiesen, dass so genannte „Sissy-Boys“ wie Jakob – und extrem burschikose Mädchen desgleichen – mit einer vielfach höheren Wahrscheinlichkeit später homosexuell leben – ein Horrorszenario etwa für den freiheitlichen Volksanwalt Ewald Stadler, der sich vergangene Woche nachdrücklich gegen die Anerkennung von „homosexuellen und anderen perversen Partnerschaften“ aussprach.

Über die Wurzeln der homosexuellen Orientierung herrscht bereits seit einem Jahrhundert ein erbitterter Streit zwischen den wissenschaftlichen Lagern. Im Groben stehen sich zwei Ansichten gegenüber: Die biologisch-medizinische Richtung sucht nach Angeborenem – körperlichen Merkmalen wie Genen oder frühen Hormoneinflüssen, die das sexuelle Empfinden prägen. Die soziologisch-kulturwissenschaftliche Fraktion stellt das gesellschaftliche und familiäre Umfeld, durch das Verhalten, Gefühle und Meinungen jedes Menschen geformt werden, in den Vordergrund. Konsequenz dieser These waren viele verzweifelte Selbstanklagen wegen „Erziehungsfehlern“ und teils grausame Versuche, dieses Verhalten zu ändern und die „fehlgeleiteten“ erotischen Gefühle in einem Umerziehungslager wieder in die „rechten“ Bahnen zu lenken.

Noch heute finden sich radikale Vertreter dieser These wie beispielsweise die deutsche Medizinerin Christl Vonholdt, Vorsitzende des fundamental-christlich orientierten „Instituts für Jugend und Gesellschaft“. Der Salzburger Weihbischof Andreas Laun etwa hält Vonholdt für die „kompetenteste und beste Kennerin der Homosexualität“. Deren Ursachen, so die Medizinerin, lägen tief in der Kindheit verborgen. „Homosexuell empfindende Männer sind in ihren frühen männlichen Beziehungen zum Vater verletzt worden und ziehen sich in Folge von der Männlichkeit zurück“, erklärt Vonholdt. Auch die Mütter bekommen ihr Fett ab: „Sie vermitteln den Jungen ein negatives Bild von Männlichkeit, nehmen sie emotional gegen den Vater ein und können ihre Söhne nicht loslassen.“

Psychoknick. Diese klassischen Thesen vom „abwesenden Vater“ und der „überfürsorglichen Mutter“ gehen auf Sigmund Freud zurück. Hätte er Recht gehabt, müssten Buben, deren Väter sich psychisch und körperlich distanzieren, mit höherer Wahrscheinlichkeit schwul werden. Auch für lesbische Empfindungen hält die Psychoanalyse nach Freud gewagte Theorien parat: Demnach führt der Wunsch, auch einen Penis zu haben, so wie Vater oder Bruder, zu einer überpositiven Besetzung der Männlichkeit und einer inneren Rebellion gegen die weibliche Rolle. Folgerichtig müssten Frauen mit Brüdern öfter lesbisch werden.

„Beide Thesen halten jedoch der Wirklichkeit nicht stand“, schreibt der britische Sexualpsychologe Glenn Wilson in seinem eben erschienenen Buch „Born Gay“ (Peter Owen Publishers, 2005): „Man kann die psychoanalytischen Thesen zur Homosexualität getrost als eine Art Partytrick ansehen, unterhaltsam wie Kartenlesen – aber jenseits aller Wissenschaft.“

Unmittelbar aus diesem Gedankengut wird auch gern die Fama von der Gefahr der Verführung zur Homosexualität abgeleitet: dass ein Kontakt zu einem älteren Sexualpartner genüge, um ansteckend zu wirken – eine Art Dracula-Effekt. Laut Vonholdt „wird der ungestillte ‚Vaterhunger des Kindes von älteren Männern missbraucht und führt geradewegs in die Homosexualität“. Mit solchen drastischen Thesen wurde auch in Österreich jahrzehntelang das Schutzalter der Burschen gerechtfertigt, das bis vor Kurzem noch bei 18 Jahren lag, vier Jahre über jenem der Mädchen.

Wie wenig fundiert diese Theorie war und ist, zeigen beispielsweise jene Kulturen, in denen frühe gleichgeschlechtliche Kontakte durchaus üblich sind, der Anteil homosexueller Erwachsener jedoch trotzdem nicht höher liegt als anderswo.

Das Klischee von der prinzipiellen Widernatürlichkeit homosexueller Praktiken hält einer seriösen biologischen Betrachtung nicht stand: Der in Seattle lebende Wissenschafter Bruce Bagemihl trug die Materialien ganzer Generationen von Tierbeobachtern zusammen und förderte ein gewaltiges Panoptikum homosexueller Liebesspiele zutage. Bei den von ihm beschriebenen 450 Tierarten sind sämtliche Paarungsmöglichkeiten dokumentiert: Männchen treiben es mit Männchen, Weibchen mit Weibchen, die meisten bi durcheinander, ein paar wenige exklusiv, jedenfalls viele eindeutig homosexuell.

Warum es diese Neigungen überhaupt gibt, bleibt für Evolutionsgläubige freilich bis heute ein Rätsel. Ein Verhalten, das so offensichtlich nicht der Verbreitung der eigenen Gene dient, müsste dem landläufigen Verständnis nach aus einer zweckorientierten, fortpflanzungsfixierten Natur doch längst verschwunden sein.

Biologen argumentieren nun, dass es in der Evolution eben weniger um das „survival of the fittest“ geht, wie Darwins Jünger meinten, sondern um das Erbgut der ganzen Sippe. Schwule und Lesben könnten demnach einen Überlebensvorteil für die Familie bringen, weil sie – selbst oft kinderlos – ihre Brüder und Schwestern bei der Aufzucht des Nachwuchses unterstützen; oder indem sie in Kriegs- und Krisenzeiten den Zusammenhalt gleichgeschlechtlicher Gemeinschaften intensivieren. Dadurch hätten die Gene der eigenen Gruppe größere Überlebenschancen.

Hirnforschung. Aber auch konkretere biologische Ansätze haben bislang nur wenig zur Erklärung der sexuellen Präferenzen bei Tieren und Menschen beigetragen. Ausgiebig wurden körperliche Merkmale vermessen, um einen Zusammenhang zur Homosexualität herzustellen: Penisgrößen und Fingerlängen, „schwule“ Innenohren und „lesbische“ Fingerabdrücke.

Traditionell eine starke Rolle bei den biologischen Erklärungsversuchen spielt die Hirnforschung. Der US-Neurobiologe Simon LeVay sezierte die Gehirne von 35 verstorbenen Männern – 19 von ihnen schwul – und sechs heterosexuellen Frauen und verglich Größe und Zellenanzahl eines winzigen Teils des vorderen Hypothalamus, INAH 3 genannt. LeVay fand heraus, dass diese Region bei den schwulen Männern im Durchschnitt nur ein Drittel so groß war wie bei den untersuchten Gehirnen der Hetero-Männer. Damit entsprachen sie in etwa der durchschnittlichen Größe der weiblichen Areale. Er publizierte seine Studie Anfang der neunziger Jahre im renommierten Wissenschaftsjournal „Science“ – mit großem medialem Echo: Das Konzept vom homosexuellen, im Grunde also ‚weiblichen‘ Gehirn war geboren.

In Fachkreisen jedoch stießen LeVays Erkenntnisse zunächst auf wenig Resonanz. Seine Studie wurde von niemandem wiederholt, und ihre methodischen Schwachstellen nährten Kritik. Von der Begrenztheit des Samples einmal abgesehen, wichen die Daten beispielsweise im Einzelnen von den Durchschnittsaussagen ab: Manche der schwulen Männer auf LeVays Seziertisch hatten deutlich größere INAH-3-Regionen als einige der heterosexuellen Männer und umgekehrt.

Vor Kurzem bekam LeVay jedoch Rückenwind. Eine Forschergruppe aus Oregon zerlegte die Gehirne von toten Schafböcken, einer Tierart mit hohem Homosexuellen-Anteil: Fast zehn Prozent der Böcke verkehren sexuell ausschließlich mit anderen Männchen. Die Wissenschafter vermaßen eine Hypothalamus-Zellgruppe, die von ihrer Lage dem menschlichen INAH 3 entspricht, und erkannten, dass sie bei den Homo-Tieren tendenziell kleiner war als bei den Mutterschafen zugeneigten Böcken.

Welche Schlüsse können aus solchen Studien gezogen werden? Dass die sexuelle Orientierung im Gehirn verankert ist – schon immer dort verankert war?

Die Neurologin Sigrid Schmitz von der Uni Freiburg verweist auf die Plastizität des Gehirns: „Wir wissen heute, dass die Hirnstruktur von Erwachsenen keine vorgegebene Konstante ist.“ Das Gehirn verändert sich vielmehr das ganze Leben hindurch, vergleichbar mit einem Wegenetz: Wichtige Routen werden ausgebaut zu richtigen Autobahnen; daneben gibt es weniger befahrene Seitenstraßen und schmale Pfade. Unbenutzte Strecken verfallen. Selbst wenn in den Gehirnen Erwachsener also Unterschiede geortet werden, bleibt doch weiterhin ungeklärt, was zuerst da war: das „homosexuelle Gehirn“, das die Orientierung geprägt hat, oder umgekehrt ein Lebensstil, der die Hirnstruktur geformt hat.

Wesentlich einfacher klang da die Erklärung, die 1993 weltweit Aufsehen erregte. Der amerikanische Genetiker Dean Hamer hatte das Schlagwort von dem „Schwulen-Gen“ geprägt – sehr zur Verwunderung des deutschen Sexualwissenschafters Martin Dannecker. „Seit über hundert Jahren glauben Homosexuelle, dass der gesellschaftliche Konflikt verschwindet, wenn sie nachweisen können, dass Homosexualität angeboren ist.“ Dahinter stehe das simple Erklärungsmuster: „Sieh her, ich kann nicht anders – es ist alles Veranlagung!“

Blutsbande. Es waren schließlich Studien an Zwillingen, die dem biologischen Ansatz doch den Weg ebneten. Eineiige Zwillinge sind natürliche Klone: Sie stimmen in ihren Erbanlagen zu 100 Prozent überein. Was an Eigenschaften durch Gene bestimmt wird, muss also auch bei beiden zum Vorschein kommen. Die bekanntesten Zwillingsstudien zum Thema stammen von Michael Bailey und Richard Pillard. Die Amerikaner befragten Zwillinge und Adoptivgeschwister zu ihren sexuellen Neigungen und stellten einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Nähe der Blutsbande und dem Sexualverhalten fest. War von eineiigen Zwillingsbrüdern einer schwul, fühlte sich in mehr als der Hälfte der Fälle auch der andere Bruder zu Männern hingezogen. Bei zweieiigen Zwillingsbrüderpaaren waren es dagegen 22 Prozent; war der Bruder adoptiert, gar nur elf Prozent. Ähnlich präsentierten sich die Erkenntnisse bei den Frauen: Bei 48 Prozent der Lesben mit eineiiger Zwillingsschwester war auch die Schwester lesbisch – im Vergleich zu gerade mal 16 Prozent unter zweieiigen Zwillingsschwestern.

Damit gilt eine genetische Prädisposition für Homosexualität heute weithin als gesichert. Doch reicht sie als alleinige Erklärung nicht aus – sonst müssten eineiige Zwillinge immer die gleichen sexuellen Vorlieben haben wie ihre Brüder und Schwestern. Die meisten Wissenschafter stimmen heute darin überein, dass es sich nicht um ein einzelnes verantwortliches Gen handelt, sondern um wesentlich kompliziertere Regelkreise. „Stress spielt dabei ebenso eine Rolle wie die Geschlechtshormone“, erklärt Wilson. In Tierstudien wurde gezeigt, dass sich die Wahrscheinlichkeit für homosexuellen Nachwuchs erhöht, je nachdem in welchen Entwicklungsstadien des Fötus die verschiedenen Einflüsse auftreten. „Man ist jedoch noch meilenweit davon entfernt, diese Prozesse tatsächlich zu verstehen, und niemand kann sie derzeit gezielt steuern.“

Die über so viel Biologie in der öffentlichen Wahrnehmung stark ins Abseits geratenen kultursoziologischen Wissenschaften tragen heute wesentlich zum Verständnis der Homosexualität in der Gesellschaft bei. Das beginnt schon bei der Deklaration der eigenen Sexualität. Hier gibt es allerdings viele Grauzonen: Bei einem persönlichen Interview fällt es vielen Menschen schwer, ehrlich zu antworten. Deshalb haben Wissenschaftler alle möglichen Kniffe entwickelt, um den Wahrheitsgehalt der Angaben zu objektivieren. Bei Männern gelingt dies relativ leicht, weil das Sexualorgan selbst vermessen werden kann. Den Probanden werden dabei diverse Bilder eindeutig homo- beziehungsweise heterosexuellen Inhalts gezeigt und mit dem Schwellvolumen des Penis korreliert. Wenn dieses dann auch noch zur Selbsteinschätzung passt, so erscheint die Antwort verlässlich.

Verdrängung. Dabei ergaben sich auch überraschende Einsichten: Bei einer berühmt gewordenen Untersuchung von Henry Adams, Sexualwissenschafter an der Universität Georgia, wurde etwa die Einstellung zur Homosexualität abgefragt. Gerade jene Männer, die sich am feindseligsten dazu äußerten, zeigten bei den schwulen Bildern einen wesentlich stärkeren erektilen Impuls als Männer, die ein entspanntes Verhältnis zur Homosexualität pflegten. Damit wurde klar bewiesen, dass bei aggressiver Schwulenschelte auch eine Art Verdrängungsmechanismus mitschwingt.

Bei Frauen sind objektive Messungen schwieriger, weil die Erregung nicht nach einem derart einfachen Muster zu bewerten ist und sich Parameter wie die „vaginale Durchblutung“ als höchst unzuverlässig erwiesen haben. Die meisten seriösen Studien verwenden deshalb eine Kombination der verschiedenen Messmethoden und versuchen, dadurch zu gültigen Aussagen zu kommen. Und hier zeigt sich quer durch alle Kulturen, dass der Anteil der gleichgeschlechtlichen Ausrichtung überraschend konstant ist. Bei einer Zufallsbefragung unter 5000 Norwegern im Alter von 18 bis 49 Jahre fand die Sexualwissenschafterin Bente Træen von der Universität Tromsø einen exklusiven Homosexuellen-Anteil von 3,3 Prozent bei Männern. Bei Frauen deklariert sich gerade eine von hundert eindeutig als Lesbe. Einen noch geringeren Anteil fand eine 2003 veröffentlichte Erhebung unter rund 900 Bewohnern der neuseeländischen Universitätsstadt Dunedin, die zum Zeitpunkt der Befragung allesamt 26 Jahre alt waren.

Männer deklarieren sich eher mit eindeutigen Präferenzen, Frauen zeigen hingegen einen Hang zur Bisexualität. Immerhin jede zehnte Norwegerin und jede siebte Frau aus dem neuseeländischen Sample gaben an, dass sie im Lauf des vergangenen Jahres zumindest ein lesbisches Erlebnis gehabt hatten. Nicht einmal halb so viele Männer berichten Ähnliches. Und bei der Selbstdefinition als bisexuell herrscht unter Männern überhaupt Ebbe.

Paradoxerweise hat gerade das Erstarken der Schwulenbewegung diesen Effekt verstärkt. Statt den ganzen Regenbogen der sexuellen Ausdrucksmöglichkeiten zu öffnen, hat die sexuelle Liberalisierung das strikte Entweder-oder eher zementiert.

Lagerdenken. Noch 1970 gaben fast 20 Prozent der 16- und 17-jährigen Burschen an, schon einmal ein sexuelles Erlebnis mit einem anderen Jungen gehabt zu haben. Heute sind es angeblich gerade einmal zwei Prozent. „Jugendliche etikettieren heute gleichgeschlechtliche Erlebnisse sehr schnell als ‚schwul‘“, so der Hamburger Sexualwissenschafter Gunter Schmidt: Und als schwul will niemand gelten. „Früher hatte das ,Rumwichsen‘ nach dem Sport was völlig Normales“, bestätigt Christian Högl, Obmann der HOSI-Wien. „Heute weiß hingegen schon jeder 13-Jährige, dass das eine schwule Handlung ist.“

Wer sich dann aber trotzdem deklariert, steht vor einem weiteren Problem: Rund um die schwierige Entscheidung des Coming-out ist Eindeutigkeit besonders wichtig – und wird von der Community der Lesben und Schwulen auch regelrecht gefordert. „Klar hatten wir da ein sehr kritisches Auge drauf, wenn eine nach dem Outing wieder hetero wurde“, beschreibt die lesbische grüne Nationalratsabgeordnete Ulrike Lunacek diesen Zwiespalt. „Da kommen dann rasch Vorwürfe wie: ‚Sie hält dem Druck nicht stand‘ oder ‚Sie macht es sich einfach.‘“ – „Und es stimmt ja auch“, assistiert Christian Högl. „Heterosexualität ist ganz eindeutig bequemer.“ Die Selbstbeschreibung als bisexuell hat hingegen gar keinen guten Ruf. „Das gilt oft als zaghafter erster Schritt in die Szene“, sagt Högl. „Dann aber wird erwartet, dass man sich klar deklariert und dazu steht.“

Homosexualität gilt inzwischen unter allen seriösen Wissenschaftern als durch Therapie nicht veränderbar. Trotzdem wird das Selbstwertgefühl von Kindern, die ein wenig anders sind als die anderen, nach wie vor systematisch untergraben. Die Folgen sind dramatisch. Depressionen und Selbstmordversuche kommen bei homosexuellen Jugendlichen mindestens doppelt so häufig vor wie bei gleichaltrigen heterosexuellen. Vor allem die „weiblichen“ Männer sind gefährdet. Der kanadische Soziologe Pierre Trembley, der sich seit Jahren mit Suizid-Auslösern bei jungen Menschen beschäftigt, hat herausgearbeitet, dass mehr als die Hälfte der Selbstmordversuche von früheren „Sissy-Boys“ verübt werden.

Wenn man diesen Menschen das Gefühl gibt, sie seien widernatürlich oder gar „pervers“ veranlagt, löst man sicher kein Problem – schon gar nicht jenes der Homosexualität, die von Natur aus gar kein Problem wäre, aber immer noch viel zu oft dazu gemacht wird. Nicht nur von Ewald Stadler.

Mitarbeit: Thomas Hanifle
Von Verena Ahne und Bert Ehgartner