Ex-"Presse"-Chef im Dienste der CIA

Ex-"Presse"-Chef im Dienste der CIA: Otto Schulmeister agierte für den Geheimdienst

profil: Auch andere Zeitungen hatten Kontakt

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Am 19. Juni 1962 wurde Schulmeister von der CIA der Deckname GRCAMERA zugewiesen. Von da an gingen bei Bedarf CIA-Anweisungen, wie diese oder jene politische Situation einzuschätzen sei, direkt an Schulmeister. Am 3. April 1964 schätzte die CIA den Stand der Zusammenarbeit ein: Die inhaltliche Ausrichtung der "Presse" lasse "kaum zu wünschen übrig" (...) Nur die USA-Korrespondentin der "Presse" verursache "kleinere Irritationen" (...) das bedeutet nicht, dass Schulmeister unser Agent ist (...) doch wir können ihn führen, gerade so, als wäre er unser Agent".

1968 bilanzierte die CIA: "Er ist ein Kollaborateur, der weiß, mit wem er in Kontakt" - "Von unserer offiziellen Beziehung wissen auch einige seiner Kollegen (...) Sie wissen nicht, dass sich dahinter ein operativer Kontakt verbirgt".

Auch andere Zeitungen mit CIA-Kontakten
In den Schulmeister-Akten sind auch CIA-Kontakte zum "Österreichischen Rundfunk", zum "Kurier", den "Salzburger Nachrichten" und der "Wochenpresse" angeführt. Die Namen der Journalisten sind unkenntlich gemacht.

Schulmeister wurde für seine Dienste nicht bezahlt. Die CIA projektierte 150 Dollar pro Jahr für Einladungen und Geschenke. In den siebziger Jahren zog sich Schulmeister von der CIA zurück. Die Entspannungspolitik zwischen Ost-West wollte er nicht mehr mittragen.

Chorherr entsetzt
Sein Nachfolger, Ex- "Presse"- Chefredakteur Thomas Chorherr, der Anfang der siebziger Jahre ins Visier der CIA geraten war und ebenfalls in die Akten Eingang gefunden hat, sagte gegenüber "profil": "Ich kann nicht glauben, dass Schulmeister mit der CIA Kontakt gehalten hat".

Fritz Molden, der frühere Eigentümer, sagt: "Wenn Schulmeister das getan hat, dann war er ein anderer als ich dachte".

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