Die Nazis und das Geld

Hitlers Schuldendiktat: Wie Hitlers Kriegswirtschaft wirklich lief

NS-Wirtschaft. Wie Hitlers Kriegswirtschaft wirklich lief

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Salzburger Festspiele, 9. August 1939. Adolf Hitler erschien, überraschend, zu Mozarts „Don Giovanni“, der Vorhang hob sich erst nach langen Ovationen für den „Führer“. Vor dem Festspielhaus sammelten sich die Salzburger, „Hitler schauen“. Der hatte die Spiele als „Altäre“ der Erbauung gerühmt, „gerade in einer Zeit wirtschaftlicher Nöte und Sorgen“ – und fuhr rasch wieder ab. Denn in seinem Sommerdomizil auf dem nahen Obersalzberg wurde in diesen Tagen Abhilfe für die wirtschaftliche Not des Deutschen Reichs vorbereitet: der Eroberungsfeldzug nach Polen am 1. September, Auslöser des Zweiten Weltkriegs.

Die Wirtschaftspolitik der Nationalsozialisten ist bis heute von Mythen umwoben. Hitler stilisierte sich gern als derjenige, der das Volk aus dem Elend der Großen Depression der dreißiger Jahre geführt hat. Zu Unrecht. Denn die angeblich ordentliche Beschäftigungspolitik und der viel zitierte Autobahnbau sind Schimären. Die Nationalsozialisten hatten keinen wirtschaftlichen Masterplan. Ihre Vorgangsweise war mehr Improvisation als Strategie; ihre Wirtschaftspolitik die eines rassistischen, nach Macht und Krieg strebenden Regimes. Während die NS-Führung prahlte, sie würde die Fundamente für ein Tausendjähriges Reich legen, wusste sie schon weit vor Kriegsbeginn nicht, wie sie am nächsten Tag die Rechnungen zahlen sollte.1) Propagandaminister Joseph Goebbels höchstpersönlich bekannte Farbe. Er schrieb bereits 1938 in sein Tagebuch, das Finanzloch in der Reichskasse sei „schlimmer, als ich gedacht“. profil wird sich in einer mehrteiligen Serie einer bisher in der öffentlichen Auseinandersetzung vernachlässigten Seite des Dritten Reichs widmen: der NS-Wirtschaftspolitik.

Hitlers Festspielauftritt in weißer ­Galauniform war inszeniert – um von Gerüchten über den drohenden Krieg abzulenken. In Paris erholte sich unterdessen ein Mann, der von der NS-Führung monatelang als Geisel in einer Wiener Gestapo-Zelle eingesperrt worden war: Louis Rothschild. Zweifellos war der 56-jährige Spross des Wiener Zweigs der jüdischen Bankiersdynastie damals der reichste Mann Österreichs – und er verfügte über wichtige Industrien. Genau deshalb hatte es das Regime auf ihn abgesehen: In der wohl spektakulärsten Lösegelderpressung dieser Zeit wurde für seine Freilassung nicht weniger gefordert als die Übertragung des gesamten Vermögens sowie das seiner Brüder Eugène und Alphonse, die bereits nach Paris und London geflüchtet waren.

Doch der Baron erwies sich als zäh:
Nach seiner Verhaftung am 12. März 1938 hielt er im Gestapo-Keller am Wiener Morzinplatz länger als ein Jahr dem Druck stand. In den Nachbarzellen saßen ebenfalls Prominente: Kommunisten, Ex-Kanzler Kurt Schuschnigg und der Christlichsoziale Leopold Kunschak. „Wir waren uns schnell einig, dass dies der klassenloseste Keller der Welt war“, erinnerte sich Rothschild später an Gespräche (siehe Foto). Doch letzten Endes musste er klein beigeben. Aus dem Verkauf der Kunstschätze, Unternehmensbeteiligungen und Ländereien der drei Brüder sollen die Nazis rund 35 Millionen Reichsmark lukriert haben, das Wiener Bankhaus S. M. v. Rothschild ging an das Münchner Finanzhaus Merck, Finck & Co, die wertvolle Beteiligung an den tschechischen Eisenwerken Witkowitz wurde den Hermann-Göring-Werken zugeschlagen. Rothschild hatte diese Beteiligung vor seiner Verhaftung noch an eine englische Holdinggesellschaft übertragen, um sie vor dem Zugriff der Nazis zu schützen. Doch am Ende hatte auch das nichts geholfen. Er musste einem Verkauf zum Preis von knapp drei Millionen britischen Pfund zustimmen. Bei seiner Freilassung am 4. Mai 1939 hielt der Baron für seine Erpresser noch eine Überraschung bereit: Da es nun schon nach 20 Uhr sei, wolle er seinen Diener nicht mehr stören – ob er wohl noch eine Nacht im Keller verbringen dürfe? Die Nationalsozialisten gaben sich Rothschild gegenüber bis zuletzt keineswegs als Gentlemen: Unter dem Vorwand des Kriegsausbruchs wurden der Kaufpreis nie bezahlt.
Der Fall ist ein Beispiel für den kleptokratischen Charakter der national­sozialistischen Volkswirtschaft, die letztlich auf Ausplünderung und Ausbeutung der eroberten Länder und Menschen angelegt war. Juden waren immer das erste Ziel der Finanzbeschaffung, da ihre Enteignung auf den geringsten Widerstand stieß. Im Haushaltsjahr 1938/39 bezog das Deutsche Reich auf einen Schlag annähernd zehn Prozent der Einnahmen aus „arisiertem“ Vermögen.

Es folgten ungeheure Profite aus den von der Wehrmacht besetzten Ländern: Das 1940 eroberte Frankreich etwa hatte allein 35 Milliarden Reichsmark (nach heutigem Wert annähernd 150 Milliarden Euro) als Besatzungskosten abzuliefern. Dänemark deckte während des Zweiten Weltkriegs 90 Prozent des Fisch- und 20 Prozent des Fleischbedarfs des Deutschen Reichs. „Und im größten Teil Osteuropas plünderten die Deutschen alles, was sie sahen“, so Mark Marzower von der Columbia University, New York. Der Kärntner SS-Führer Odilo Globocnik ließ aus dem besetzten Polen allein an Textilien, geraubt von den ermordeten Juden, 1901 Waggons abtransportieren.

Ohne Ausbeutung von Menschen hätte die NS-Wirtschaft nicht funktioniert. Knapp vor Kriegsende betrug die Zahl der Zwangsarbeiter im Deutschen Reich mehr als neun Millionen: Das war jeder Vierte. Die rund 1,6 Millionen KZ-Häftlinge und Kriegsgefangenen unter ihnen wurden unter katastrophalsten Umständen eingesetzt.

Politisch und ökonomisch hatte die Große Depression der dreißiger Jahre dem Nationalsozialismus den Boden aufbereitet (siehe Kasten Seite 38). Otto Bauer, der Wortführer der österreichischen Sozialisten, besaß eine Vorahnung, wohin die strikte Sparpolitik führen würde, mit der damals sowohl Deutschland als auch Österreich reagierten: „Siegen werden in den Wirren dieser Zeit … am Schluss diejenigen, die dem Volk einen Ausweg aus seiner Not zeigen und den Mut und die Entschlossenheit haben, es auf diesem Weg zu führen.“

1933 kamen die Nationalsozialisten in Deutschland an die Macht, doch es ist ein Mythos, dass sie die Ersten ­waren, die auf Investition zur Krisenbekämpfung gesetzt hätten. Den „eigentlichen Bruch“ mit der harten Sparpolitik schreibt der Schweizer Wirtschaftsanalytiker René Erbe der von Hitler abgelösten Weimarer Republik unter Franz von Papen zu. „Die Nationalsozialisten übernahmen diese Maßnahmen und setzten sie in viel größerem Maßstabe fort, fügten ihnen aber in den ersten Jahren nichts prinzipiell Neues hinzu“, so Erbe. Ganz ähnlich gingen die Nationalsozialisten 1938 beim „Anschluss“ Österreichs vor: „Sie setzten das noch in den letzten Monaten der Regierung Schuschniggs ausgearbeitete Konzept um und profitierten von der bereits begonnenen Wirtschaftserholung“, sagt Wirtschaftshistoriker Fritz Weber.

Hitler traf 1933 in Deutschland auf hervorragende Bedingungen:
Die Löhne waren durch die Depression niedrig und die Talsohle der Krise bereits 1932 durchschritten. Da Konjunkturprogramme zeitlich verzögert wirken, ist der Abbau der Arbeitslosigkeit zu Beginn des Nazi-Regimes seinen Vorgängern zu­zuschreiben, argumentiert Historiker Christoph Buchheim. Und er geht noch weiter: „Anfangs hat die NS-Herrschaft die wirtschaftlichen Auftriebskräfte wohl eher behindert als unterstützt.“

Das sollte besonders für den „Anschluss“ Österreichs 1938 gelten: Da der Wechselkurs vom Schilling zur Reichsmark auf Hitlers Bestemm völlig überhöht angesetzt wurde (eine Reichsmark für 1,5 Schilling), produzierten Österreichs Betriebe vergleichsweise teuer, die Unternehmen mussten Arbeitskräfte entlassen. Die Arbeitslosigkeit sank 1938 nur, weil Hunderttausende Österreicher ins „Altreich“ abgeworben und völlig neue Rüstungskonzerne aus dem Boden gestampft wurden.

Das NS-Regime hatte keineswegs ein stimmiges Wirtschaftskonzept, auf das es sich stützen konnte. Hitler selbst verstand nicht viel von ökonomischen Zusammenhängen. Er sah in der Wirtschaft „nur eine notwendige Dienerin im Leben eines Volkskörpers“. Zwar arbeitete Reichsorganisationsleiter Gregor Strasser 1932 ein „Wirtschaftliches Sofortprogramm der NSDAP“ aus, doch wenige Wochen nach der Publizierung ließ Hitler es einstampfen und durch ein gemäßigteres „Aufbauprogramm“ ersetzen. Zu heftig war der Widerstand in Unternehmerkreisen, mit denen Hitler es sich offenbar nicht verscherzen wollte. Dieses Sofortprogramm stammte keineswegs von einem wirtschaftlich bewanderten Kopf aus den eigenen Reihen: Strasser hatte die Grundzüge vielmehr vom österreichischen Ökonomen jüdischer Herkunft, Robert Friedländer-Prechtl, abgeschrieben. Einiges davon sollte richtungsweisend werden: die postulierte Unabhängigkeit vom Ausland, die „produktive Kreditschöpfung“ sowie die Preiskontrollen.

Von Beginn an finanzierte sich das Regime mit drastischer Ausweitung der Staatsverschuldung. Schon in den beiden ersten Jahren nahm der adelige Reichsfinanzminister Lutz Graf Schwerin von Krosigk zehn Milliarden Reichsmark (nach heutigem Wert rund 43 Milliarden Euro) Kredit auf. Bis Kriegsbeginn summierte sich die Neuverschuldung von Hitler-Deutschland auf etwa 40 Milliarden Reichsmark (RM). Weil seine Politik ständig im Vorgriff auf die Zukunft lebte, verbot Adolf Hitler bereits im ersten Jahr seiner Reichskanzlerschaft 1933, die Zahlen des nächsten Budgets bekannt zu geben. Dabei blieb es die zwölf Jahre bis zum Ende des Regimes.

Vater der „produktiven Kreditschöpfung“ wurde der renommierte Reichsbankpräsident und Wirtschaftsminister Hjalmar Schacht. Er ließ über die Scheinfirma „Metallurgische Forschungsgemeinschaft“ (Mefo), hinter der unter anderem Krupp und Siemens standen, die berüchtigten „Mefo-Wechsel“ ausstellen. Die Reichsbank übernahm die Bürgschaft, als Schuldner schien das Reich aber nicht auf. So wurde zwischen 1934 und 1936 die Hälfte aller Wehrmachtsaufträge „verdeckt“ finanziert.

Das NS-„Wirtschaftswunder“ auf Pump war von Anfang an auf großindus­trielle Rüstung getrimmt, Mittelstandspolitik wurde vernachlässigt. Von den geborgten Milliarden flossen lediglich sechs in zivile Arbeitsbeschaffungsprogramme. Hitler hatte in einer seiner ersten Kabinettssitzungen angeordnet, Beschäftigungsmaßnahmen aus öffentlichen Geldern nur zu stützen, wenn sie zugleich der „Wehrhaftmachung des deutschen Volkes“ dienten. Allzu offensiv betriebene Aufrüstung war jedoch durch den Vertrag von Versailles vorerst untersagt. Daher wurde auch in die propagandistisch bestens verwertbare Reichsautobahn, in öffentliche Bauten – wie das gigantomanische Reichsparteitagsgelände in Nürnberg – und in den Wohnbau investiert.

Wie sehr die NS-Wirtschaft auf Krieg eingestellt wurde, demonstriert der Anteil der Ausgaben für Militär und Aufrüstung: Er wurde von vier Prozent im Jahr 1933 auf exorbitante 39 Prozent im Jahr 1936 gepusht. In der Rüstungsindustrie herrschte nun bereits Arbeitskräftemangel: Von den ursprünglich sechs Millionen Arbeitslosen hatten 4,5 Millionen Beschäftigung gefunden. Die Einführung von Reichsarbeitsdienst und Wehrpflicht 1935 kam dem „Beschäftigungswunder“ zugute: Bis 1939 wurden eine Million Deutsche zu Soldaten.

Die zentrale Zuspitzung der NS-Wirtschaftspolitik auf ihr eigentliches Ziel erfolgte 1936: Hermann Göring, mächtigster Mann nach Hitler, wurde de facto Wirtschaftsdiktator. Als Beauftragter des „Vierjahresplans“ sollte er Deutschland in vier Jahren militärisch und ökonomisch kriegsfähig machen.
Spätestens diese Entscheidung macht offensichtlich, dass die NS-Wirtschaftspolitik nicht dem Dogma der aktiven Konjunkturpolitik des wohl bedeutendsten Ökonomen des 20. Jahrhunderts, John Maynard Keynes, folgte. Ab 1936 herrschte im Reich Vollbeschäftigung – die expansiven Staatsausgaben auf Pump waren daher der Wirtschaftsentwicklung eher schädlich.

Der Improvisationscharakter der NS-Wirtschaftspolitik kam nun immer deutlicher zum Vorschein. Reichsbankpräsident Schacht warnte bereits früh vor dem massiven Einsatz der Notenpresse: „Aus Papier kann man weder Brot backen noch Kanonen gießen.“ Um die Symptome der Inflation zu bekämpfen, wurden Preis- und Lohnstopps erlassen. Die Warnungen Schachts, dass das Wirtschaftssystem unweigerlich an die Wand fahren musste, verhallten bei Hitler ungehört. 1937 legte Schacht sein Amt als Wirtschaftsminister nieder, im Jänner 1939 entließ ihn Hitler letztendlich auch als Reichsbankpräsidenten. Der „Führer“ wollte seinen Aufrüstungswahnsinn nicht von einem „Bedenkenträger“ bremsen lassen. Sein Ziel hieß Eroberung von ­Lebensraum für die „arische“ Rasse, die völkische Bewegungen bereits im Deutschen Kaiserreich gefordert hatten. Ausplünderung war vorgegeben. Hitler: „Wir können uns auf der eigenen ­Grundlage nicht ernähren. … Die endgültige Lösung liegt in einer Erweiterung des Lebensraumes bzw. der Rohstoff- und Ernährungsbasis unseres Volkes.“

Österreich war als Expansionsziel schon lange im Visier des NS-Regimes. Kanzler Engelbert Dollfuß aber hatte sich im Einklang mit Italiens Faschistenführer Benito Mussolini gegen Deutschland gestellt. Um Druck auszuüben, wurde daher im Mai 1933 die 1000-Mark-Sperre verhängt: Diese Summe (heute knapp 4000 Euro) mussten Deutsche vor einer Österreich-Reise zahlen. 1936 schloss Kanzler Schuschnigg mit Hitler das „Juli-Abkommen“, das den Anschluss vorbereitete.

Anfang 1938 stand das Deutsche Reich kurz vor der Zahlungsunfähigkeit. Propagandaminister Joseph Goebbels schrieb in sein Tagebuch: „Danach sieht’s doch schlimmer aus, als ich gedacht. Aber an Schulden ist noch nie ein Volk zugrunde gegangen. Wohl aber am Mangel an Waffen.“ Zwei Wochen nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht im März war er mächtig erleichtert: „Wir haben einen bedeutenden Fehlbetrag. Dafür aber Österreich“ (Goebbels’ Tagebuch, 27. März 1938).

„Letztlich war der Anschluss 1938 im Wesentlichen ökonomisch begründet“, so Wirtschaftshistoriker Peter Eigner. Die „Heim ins Reich“-Phrasen seien dem nur umgehängt worden.

Die augenblicklich wichtigste Beute waren die Gold- und Devisenvorräte, die das autoritäre Dollfuß-System zur Währungsstabilität angesammelt hatte. An Feingold hatte die österreichische Nationalbank 78.267 Kilogramm. Ein Teil davon lagerte in den Tresoren der Bank of England und wurde anstandslos an die Reichsbank ausgeliefert. Mit den Beständen, die eingeschüchterte Österreicher an die Deutschen verkauften, dürften 1938 aus Österreich Gold und Devisen im Wert von 1,3 Milliarden Reichsmark nach Berlin transferiert worden sein. Das war etwa 18-mal mehr, als die Reichsbank selbst hatte. Das im österreichischen Bewusstsein eingegrabene „Hitler hat uns Arbeit gegeben“ ist demnach schlichtweg falsch. Denn nicht Hitler, sondern Österreich selbst finanzierte den Aufschwung.

Die „Ostmark“ hatte zudem reiche Bodenschätze an Magnesit, Eisenerz und Erdöl, welche die NS-Rüstung dringend brauchte: 1939 kamen je ein Fünftel der Erdölproduktion und des Eisenerzes des Reichs bereits aus Österreich. In den Alpen (Kaprun) und an der Donau (Ybbs-Persenbeug) wurde mit dem Bau von Kraftwerken begonnen. Der Kriegsverlauf zwang die NS-Strategen jedoch laufend zu Änderungen ihrer Projekte: Die beiden Baustellen wurden bald eingestellt.

Der Steyr-Konzern sollte Paradebeispiel für die Umwandlung eines großen österreichischen Industriebetriebs in ein regelrechtes Rüstungsimperium der NS-Ära werden – und zwar in allen Aspekten. 1938 war er in Mehrheitsbesitz der Creditanstalt. Die Bank wurde gezwungen, Steyr an den Rüstungskonzern Hermann-Göring-Werke zu verkaufen. Der jüdische Direktor Paul Goetzl musste gehen, Generaldirektor wurde der in Mondsee geborene Georg Meindl, der als SS-Mitglied exzellente Kontakte sowohl zu Göring als auch zu SS-Chef Heinrich Himmler hatte.

Unter ungeheurem Druck wurde modernisiert und gebaut.
1938 machte das Unternehmen 57 Millionen Reichsmark Umsatz, 1943 das Achtfache. Ähnlich explodierte die Zahl der Mitarbeiter: von 7000 im Jahr 1938 auf 50.000 im Jahr 1944. Jeder zweite von ihnen war KZ-Häftling oder Zwangsarbeiter. Das neue „Nibelungenwerk“ in St. Valentin, Oberösterreich, wurde neben Krupp größtes Panzerwerk im Dritten Reich.
Steyr-Generaldirektor Meindl gelangte zur zweifelhaften Ehre, im gesamten Deutschen Reich als „Pionier“ beim Einsatz von KZ-Häftlingen in der Rüstung zu gelten. Anfang 1942 errichtete die SS für Steyr ein eigenes KZ-Nebenlager, beim gigantischen Stollenbau zur unterirdischen Verlagerung bei Melk wurden 15.000 KZ-Häftlinge eingesetzt. Nach Kriegsende wurde Meindls verkohlte Leiche gefunden. Der Historikerbericht „Österreichische Banken und Sparkassen im Nationalsozialismus“ urteilt über einen der wichtigsten Konzernmanager im nationalsozialistischen Österreich: Wenn man überhaupt von einem industriellen Erbe Meindls sprechen könne, dürfe man nicht verschweigen, dass es „auch von ­extremer Kriminalität getränkt war“.

Nächste Folge:
Wie die Nazis Österreichs Wirtschaft umkrempelten und womit der Konzern der SS Geschäfte machte.