Ex-CIA-Agentin Carrie Mathison (Claire Danes) mit ihrem neuen Chef (Sebastian Koch).

„Homeland“, Staffel 5: Rotkäppchen und die bärtigen Wölfe

Zwischen Klischees und Rassismus-Vorwürfen: Die US-Agentenserie „Homeland“ wagt in Berlin einen zögerlichen Neustart.

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Berlin, der zentrale Ort in der neuen Staffel der US-Serie „Homeland“ ist dem Zuseher vertraut und fremd zugleich. Vertraut sind die englischsprachigen Touristentrauben, die abgewrackt-schicken Ausgehviertel und die kalten U-Bahnstationen. Ein durchaus stimmiges Bild. Fremd ist einem die latente (Terror-)Gefahr, die einem in der deutschen Hauptstadt auf Schritt und Tritt zu folgen scheint. Jeder Vollbarträger ist durch die US-Serienbrille ein potenzieller Schurke; im schicken Altbau werden fleißig Bomben gebastelt und Frauen am helllichten Tag in schwarze Kastenwägen gezerrt. Und dann schaltet der sympathische CIA-Killer auch noch unliebsame Gegner wie am Fließband aus. Das Treiben des US-Geheimdienstes in Europa ist wild, aber durchaus sehenswert.

Die großen Fragen (Wer sind hier die Guten? Wer die Bösen?) werden in „Homeland“ meist in Schwarz und Weiß beantwortet.

Wirklich subtil war die Agentenserien um die eigenwillige CIA-Agentin Carrie Mathison (Claire Danes) aber nie: Die großen Fragen (Wer sind hier die Guten? Wer die Bösen?) werden in „Homeland“ meist in Schwarz und Weiß beantwortet. Die Serie macht auch in Staffel fünf keinen Hehl daraus, wer hier böse und wer gut ist. Den Vorwurf, rassistische Stereotypen zu bedienen, muss sich der Quoten-Hit (als Showrunner fungieren die Macher der Post-9/11-Folter-Serie „24“) schon von Anfang an gefallen lassen. Auch US-Medien üben zum Start der fünften Staffel erneut Kritik an der Serie: „Homeland“ zeige ein weißes Rotkäppchen (Danes), verloren in einem Wald voller gesichtsloser muslimischer Wölfe, so die „Washington Post“ in einem Kommentar.

Die Kritik an der Serie äußert sich durchaus kreativ. Eine Künstlergruppe, die zu Dekorationszwecken arabische Schriftzeichen an einem Berliner Set anbringen sollte, schmuggelte als Graffiti getarnte politische Botschaften in die Serie. „Homeland ist rassistisch“, ist da unter anderem an Häuserwänden zu lesen, oder auch: „Homeland ist ein Witz, über den wir nicht lachen.“ Das Bild, das „Homeland“ vom arabischen Raum zeichne, sei unpräzise und sehr einseitig, heißt es in einem Statement der aus Berlin und Ägypten stammenden Künstler.

Immerhin Ex-Agentin Carrie Mathison steht der Berliner Neustart gut zu Gesicht. Sie bringt ihre Tochter in die Kita, arbeitet als Sicherheitschefin für einen deutschen Milliardär und auch ihr Beziehungsleben scheint sich nach dem Brody-Fiasko (der US-Kriegsheld als al-Qaida-Terrorist) einigermaßen beruhigt zu haben.

Es könnte alles so einfach sein in Berlin: Wäre da nicht die aktuelle Flüchtlingskrise, der „Islamische Staat“ und ein Abhörskandal, der die deutsch-amerikanische Beziehung gehörig ins Wanken bringt.

Und dann sind da auch noch diese bärtigen Bösewichte.

Philip Dulle

Philip Dulle

1983 in Kärnten geboren. Studium der Politikwissenschaft in Wien. Seit 2009 Redakteur bei profil. Hat ein Herz für Podcasts, Popkultur und Basketball.