Rock'n'Roll Realschule. Die spanische Band Hinds

Neue Alben: Hinds, Crystal Soda Cream und Daughter

Neue Alben: Hinds, Crystal Soda Cream und Daughter

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Crystal Soda Cream: Rationale Arbeitsschritte (KIM)

Wir träumen uns ins dunkle Herz der Stadt. Bauhaus, frühe The Cure, Joy Division. Der Referenzrahmen, den das Wiener Postpunk-Trio Crystal Soda Cream umgibt, erweist sich als passender Soundtrack für die Donaumetropole im Wintermodus. „Rationale Arbeitsschritte“, die Vorabsingle zum neuen, im April erscheinenden zweiten Album „Work and Velocity“, überrascht mit einem nervös wummernden Bass und flirrenden Synthies. Ein ansteckender, toxischer Trip durch die Nacht. Wir brauchen mehr davon. Ph. D.

Live: 31.1., Fluc, Wien.

Hinds: Leave Me Alone (Lucky Number/ Rough Trade)

Vier schnoddrige Mädels haben eine Mission: Party statt Proberaum, Rock’n’Roll statt Realschule, Suff statt Karriere. Die übermütigen Spanierinnen Hinds (vormals unter dem Namen Deers bekannt), machen eben genau das, wofür Gitarrenbands seit Jahrzehnten geliebt und gefeiert werden: Musik gegen die Langeweile, gegen Konventionen und schlechte Zukunftsaussichten. „Leave Me Alone“ klingt nach dem Garagen- und Psychedelicrock der sechziger und siebziger Jahre; eingestreute Verspieler und Disharmonie inklusive. Großer Spaß. (6.5/10) Ph. D.

Live: 25.1., B72, Wien.

Daughter: Not to Disappear (4AD)

Daughters Debüt "If You Leave" gehörte 2013 zu den großen Alben des Jahres: zerbrechlich, elegant, schön, schleichend einnehmend und zugleich immer einen deutlichen Sicherheitsabstand wahrend. Das Zerbrechliche und Schöne ist auf dem neuen Album des Londoner Trios geblieben, die Distanz ist aber ein Stück weniger geworden, das Selbstvertrauen ein Stück gewachsen. Die Angst bzw. der Wunsch, "to disappear" ist merklich geschwunden. Dieses neue Selbstverständnis spiegelt sich auch in den zehn Liedern des aktuellen Albums wider: stimmlich, musikalisch und textlich. "I like the way the sun feels", singt Elena Tonra auf "Doing the Right Thing" und stellt damit für sich selbst und den Zuhören ruhig aber bestimmt fest, dass die ganz düsteren Zeiten (zumindest) momentan in der Vergangenheit liegen. (8.0/10) S.W.

Philip Dulle

Philip Dulle

1983 in Kärnten geboren. Studium der Politikwissenschaft in Wien. Seit 2009 Redakteur bei profil. Hat ein Herz für Podcasts, Popkultur und Basketball.