Neue Alben: Wanda, Deafheaven

Neue Alben: Wanda, Deafheaven

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Deafheaven: New Bermuda (Anti)

Herbstbeginn bedeutet auch Zeit für neue Alben. Nach dem Erfolgsalbum „Sunbather“ (2013) folgt nun „New Bermuda“: Auf nur fünf Songs verschmelzt die Bay-Area-Schmerzformation Deafheaven (ein Interview mit profil lesen Sie hier) Black Metal, Postrock und Shoegaze zu einem schwarzen Monolithen, der die Hörer nicht auf die dunkle Seite zieht, sondern die gitarrengetriebenen Emotionen in euphorisierende Bahnen lenkt: symphonisches Gedröhne, herzzerreißende Gitarren, Double-Bass-Glückseligkeit; das gefrierende Gekeife von George Clarke und cineastische Keyboardintermezzi werden auf „New Bermuda“ zu einer unerhörten Begebenheit vereint. Das einzige Album, das Sie diesen Herbst brauchen werden. (9.5/10) Ph. D.

Wanda: Bussi (Vertigo/Universal)

Rauchen ist wieder sexy. Spritzertrinken, Lederjacken tragen und im Wiener Dialekt schmachtvoll dahinraunzen sowieso. Die Wiener Rock’n’Roll-Band Wanda hat für Österreichs Image im deutschsprachigen (Pop-)Ausland im letzten Jahr wahrscheinlich mehr getan, als all die Dirndl- und Sachertortenexportwaren der letzten Jahrzehnte gemeinsam. Mit „Bussi“ erscheint nun ein Jahr nach dem Durchbruchswerk „Amore“ das zweite Studioalbum. Neues Label, alte Schlachtrufe: Wanda führt ihre beliebten Sujets (Schnaps, Mädchen, Amore, Bologna, Geschwisterliebe) dabei munter ad absurdum, singt über die „Mona Lisa der Lobau“, „Andi und die spanischen Frauen“ und wundert sich weiter über das Leben und die Liebe. Musikalisch können die zwölf Gassenhauer – die den Spagat zwischen FM4 und Ö3, Volks- und Hipsterfest bravurös meistern – jedoch nicht immer ganz mithalten. Zu rustikal, zu berechenbar wird die Gitarre, das Schlagzeug, der Bass hier geschlagen. Aber um musikalische Raffinesse geht es bei Wanda ohnehin nicht. Hauptsongschreiber Marco Michael Wanda, Sänger der Band, macht in seinen Texten greifbar, wie sich das Leben in der provinziellen Welthauptstadt zwischen Simmering und Ottakring, Donaustadt und Liesing in den Zehnerjahren so anfühlt. Das klingt auf Platte vielleicht ein wenig wilder und glamouröser als im wirklichen Leben – aber genau dafür ist gute Popmusik ja da. (6.7/10) Ph. D.

Philip Dulle

Philip Dulle

1983 in Kärnten geboren. Studium der Politikwissenschaft in Wien. Seit 2009 Redakteur bei profil. Hat ein Herz für Podcasts, Popkultur und Basketball.