Rainer Nikowitz: Dirty Reini

Der beliebteste Politiker Österreichs im nie geführten Star-Talk: Die Erfolgs- und Sympathiegeheimnisse des Reinhold Lopatka.

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profil: Herr Lopatka, falls der ORF jemals auf die verwegene Idee verfallen würde, Sie für „Dancing Stars“ zu casten … Lopatka: Wenn es mir gelänge, einen weiteren Meilenstein in meiner glorreichen Karriere zu setzen und den Grasl als unabhängigen ORF-Chef durchzuintrigieren, dann wäre diese Idee überhaupt nicht mehr verwegen.

profil: Stimmt. Aber wie weit würden Sie dort denn Ihrer Meinung nach kommen? Lopatka: Ich bin zwar jetzt kein überragender Tänzer, aber, wie Sie wissen, ein total umgänglicher Charmebolzen. Also denke ich, das würde genauso ausgehen wie eine Nationalratswahl, bei der ich Spitzenkandidat wäre.

profil: Davon bin ich zwar auch überzeugt, hege aber den Verdacht, dass wir trotzdem eher nicht an dasselbe Ergebnis denken. Lopatka: Sie glauben also ernsthaft, ich würde nur Zweiter werden?

profil: Ich kann mir ehrlich gesagt weder „Dancing Stars“ noch eine Nationalratswahl mit nur zwei Teilnehmern vorstellen. Lopatka: Ach, lassen wir doch diese hypothetischen Spielchen. Meine realen Erfolge werden Sie mir ja hoffentlich nicht kleinreden.

profil: Welche wären denn das? Lopatka: Schauen Sie: Wenn es mir gelungen ist, dem Koalitionspartner eine Ordentliche in die Goschen zu hauen, dann war es ein guter Tag. Und ich hatte zum Glück schon sehr viele gute Tage.

profil: Dass Sie das so sehen, darf mittlerweile eigentlich als flächendeckend bekannt vorausgesetzt werden. Die Frage ist nur: Was macht Sie glauben, dass das außer Ihnen noch jemand anderer dermaßen prickelnd findet? Lopatka: Sie meinen jetzt den neuen Bundeskanzler? Also den, der sich in einem roten Milliardensubventionsstadel einen zweifelhaften Namen gemacht hat und jetzt großspurig einen auf Regierungschef macht, obwohl er sich nie einer Wahl gestellt hat?

profil: Das haben Sie wieder einmal recht schön formuliert. Lopatka: Danke. Ich habe da auch einen gewissen Ehrgeiz. Wie fanden Sie eigentlich die Rechnungshof-Nummer?

profil: Sie haben ja ihre Wunsch-Kandidatin gar nicht durchgebracht. Lopatka: Aber ich hab die Sache so gedeichselt, dass die SPÖ meiner Zweitkandidatin zugestimmt hat und es der Rote nicht geworden ist! Ha!

Was machen Sie eigentlich in Ihrer Freizeit, Herr Lopatka? Katzenbabys quälen? Blinde über die Straße führen und in der Mitte stehen lassen?

profil: Der Rote wär aber offenbar der Beste gewesen. Lopatka: Was ist jetzt das für ein schräges Argument?

profil: Egal. Ich habe vorhin auch nicht Christian Kern gemeint. Sondern eigentlich quasi alle. Es kann doch nicht sein, dass Sie wirklich glauben, mit einem permanenten Guerillakrieg gegen den Regierungspartner auch nur eine einzige Wählerstimme zu gewinnen. Also warum tun Sie es dann? Lopatka: Ich habe dafür einen echt hehren Grund.

profil: Das könnte jetzt für manche etwas überraschend kommen. Lopatka: Ich bin nämlich einfach ein Überzeugungstäter. Ich kann dieses rote Pack nun einmal nicht ausstehen.

profil: Hehr. Fürwahr. Lopatka: Und außerdem: Ich fürchte mich vor keiner Wahl.

profil: Mit den Erfahrungen der letzten Jahre und den Beliebtheitswerten von eitriger Angina ausgestattet sollten Sie das aber. Lopatka: Ach ja? Was würde denn schon passieren? Im günstigen Fall gewinnt uns der kleine Kurz das Ding und wir sind Kanzler. Trotz mir.

profil: Schaut im Moment nicht so wahnsinnig wahrscheinlich aus. Lopatka: Und schlimmstenfalls sind wir nicht mehr Juniorpartner in einer Koalition mit der SPÖ, sondern in einer mit der FPÖ. Trotz mir. Wo ist da der Unterschied?

profil: Manche würden darin einen ziemlich großen Unterschied sehen. Lopatka: Ja, eh. Die gschissenen Sozen wären endlich dort, wo sie hingehören.

profil: Wäre nicht eher die neue Position der FPÖ der möglicherweise wichtigere Punkt? Lopatka: Aber auch maximal für die Roten. Und für die grünen Kummerln. Und was interessieren mich die?

profil: Sagen Sie, was machen Sie eigentlich in Ihrer Freizeit? Katzenbabys quälen? Blinde über die Straße führen und in der Mitte stehen lassen? Lopatka: Meine verantwortungsvolle politische Arbeit ist ein 24-Stunden-Job. Ich habe also so gut wie keine Freizeit.

profil: Die Katzenbabys und die Blinden werden aufatmen. Und erst die blinden Katzenbabys! Lopatka: Klöppeln würde ich aber sehr schön finden.

profil: Klöppeln. Lopatka: Man braucht einen Ausgleich.

profil: Und dabei würden Sie am liebsten Schubert hören. Lopatka: Melancholischen portugiesischen Fado. Denn eigentlich bin ich ja ein trauriger Mensch. profil: Ich weiß.

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort