Bartenstein: "Warum ich erstmalig weiß wählte"

Der ehemalige Wirtschaftsminister und ÖVP-Politiker Martin Bartenstein übt harte Kritik an der "strategischen Fehlentscheidung" der ÖVP.

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"Im ersten Wahlgang habe ich Andreas Khol gewählt, im Wissen, dass dies eine verlorene Stimme sein würde. Bei der Stichwahl habe ich nun erstmalig weiß gewählt - wegen der schweren strategischen Fehlentscheidung meiner Partei. Spätestens als Erwin Pröll absagte, hätte sie auf den Zug von Irmgard Griss als bürgerliche Kandidatin aufspringen sollen. Das hätte der ÖVP einige Millionen Euro und eine große Blamage erspart. Mir und vielen anderen Bürgerlichen blieb keine andere Wahl, als weiß zu wählen. Schade, dass die Gelegenheit zu einer bürgerlichen Bundespräsidentin wider besseres Wissen verpasst wurde. Im ersten Wahlgang gab es Hunderttausende bürgerliche Wähler, die nicht den ÖVP- Kandidaten Khol gewählt haben. Viele von ihnen haben jetzt einen grünen oder blauen Kandidaten - oder eben so wie ich weiß gewählt. ÖVP und SPÖ werden sich schwer tun, diese enttäuschten Wähler wieder zurückzuholen.

Jetzt stehen wir auf dem Pannenstreifen und haben alle Hände voll zu tun

Norbert Hofer war für mich wegen seiner antieuropäischen Position und seiner maßlosen Überbewertung der Kompetenzen des Bundespräsidenten nicht wählbar. Alexander Van der Bellen ebenso nicht - wegen seiner Haltung zu TTIP oder zur steuerlichen Belastung der Österreicher.

Von Neuwahlen und einer Obmanndebatte in der ÖVP halte ich nichts. Die Regierung wird unter dem neuen Bundeskanzler Christian Kern mit Hilfe der Sozialpartner in den nächsten Monaten zeigen müssen, dass es mit Österreich nach den vielen verlorenen Jahren unter Werner Faymann wieder aufwärts geht. Jetzt stehen wir auf dem Pannenstreifen und haben alle Hände voll zu tun, uns wieder in die langsamste Spur der Standort-Autobahn einzureihen. Ich verweise darauf, dass ich schon im Juli 2008 erklärt habe, dass ich unter einem Bundeskanzler Faymann nicht als Minister zur Verfügung stehe."