Wie Haupt- und Nebendarsteller die verrückteste Wahl erlebten

Fast ein Jahr benötigte die Republik, um ein neues Staatsoberhaupt zu finden. Wie acht Haupt- und Nebendarsteller die verrückteste Wahl aller Zeiten erlebten.

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Bei der Stichwahl am 4. Dezember waren 6.399.572 Österreicher wahlberechtigt. Seit dem ersten Wahlgang am 24. April kamen 45.600 16-Jährige neu dazu. Rund 45.000 Wahlberechtigte sind in der Zwischenzeit verstorben.

Nicht nur deshalb wird die Bundespräsidentenwahl 2016 als kuriosester Urnengang in die Geschichte der Zweiten Republik eingehen. Erst gingen die Kandidaten der Großparteien unter. Dann ergab die Stichwahl ein totes Rennen, das Alexander Van der Bellen schließlich mit dem denkbar geringsten Vorsprung gewann. Doch der Verfassungsgerichtshof gab Norbert Hofer eine zweite Chance, deren erster Verwertungsversuch an schadhaften Briefwahlkuverts scheiterte. Schließlich konnte Alexander Van der Bellen knapp 54 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Für manche aktiv und passiv Wahlberechtigte brachte das Jahr 2016 Überraschungen, mit denen sie nie gerechnet hätten. profil hat mit ihnen gesprochen.

Rudolf Hundstorfer

Der 100-Prozent-Präsident

Es dauert drei Händeschüttler, bis Rudolf Hundstorfer im hinteren Teil des Cafés ankommt. "Von 490.000 Menschen, die mich gewählt haben, habe ich, glaube ich, bereits 100.000 getroffen. Viele sprechen mich noch immer als 'Herr Minister' an.“ Der verbindliche Händedruck mit Scherzeinlage - das Markenzeichen des 65-jährigen Wieners, für den es politisch 26 Jahre lang nur bergauf ging: ÖGB-Präsident, Sozialminister, Präsidentschaftskandidat der SPÖ. Umso größer die Fallhöhe 2016. Im Rennen um die Hofburg schied er mit 11,3 Prozent in der ersten Runde aus. Seine Niederlage wurde zum Symbol für den Bedeutungsverlust der ehemaligen Großparteien SPÖ und ÖVP. Einziger Trost: Die ÖVP fiel mit ihrem Kandidaten Andreas Khol noch tiefer.

Neben der ÖGB-Krise 2006 war 2016 das schrägste Jahr im Leben des "Rudi“ Hundstorfer - "eine Zäsur“, wie er sagt. Er startete das Jahr als Präsidentschaftskandidat für das höchste Amt im Staat und beendete es als Präsident der Bundessport-Organisation BSO. "Als Minister war ich für ein Budget von 22 Milliarden Euro verantwortlich, jetzt sind es 1,5 Millionen.“ Auch für die BSO musste er sich einer Wahl stellen. Er erzielte 100 Prozent - "trotz eines Gegenkandidaten“, betont er launig. Lockerheit und Gesichtsfarbe sind Produkte "von ein paar Urlauben“. Schon zwei Wochen nach der Wahl fuhr er mit seiner Frau nach Andalusien. "Dort zog ich einen Schlussstrich.“ Was ihm dabei half: seine felsenfeste Überzeugung, nicht selbst schuld an der Wahlschlappe gewesen zu sein. "Das Einzige, was mir guttut, wenn ich zurückdenke: Es ist nicht um Khol oder mich gegangen. Die Regierung hat eine Delle bekommen, das war der hauptausschlaggebende Grund, warum wir beide so wenig Zustimmung bekamen.“

Nach dem ersten Wahldurchgang standen freilich nicht der bald danach abgelöste SPÖ-Kanzler Werner Faymann und sein Vize Reinhold Mitterlehner am Verliererpult des ORF-Studios, sondern Hundstorfer und Khol. "Das war kein Hurra-Gefühl. Das muss man professionell abarbeiten“, erinnert er sich an den emotionalen Tiefpunkt des Jahres. "Abarbeiten.“ Den Funktionärsjargon, der ihn in TV-Duellen mitunter hölzern wirken ließ, hat Hundstorfer nicht ganz abgelegt, ebenso wenig den Politiker in sich.

In der Wiener SPÖ ist er weiter aktiv. Im Flügelkampf um die Nachfolge von Michael Häupl will er ausgleichend wirken. Würde ihn gar das Amt des Wiener Bürgermeisters reizen? "Man stellt sich nicht hin und sagt, ich will das werden. Ob man infrage kommt oder nicht, entscheiden andere. Aber ganz ehrlich: Das ist kein Thema. Denn als Signal der Erneuerung würde ich mit 65 nicht durchgehen.“ Faymann-Nachfolger Christian Kern ist ein solches Signal. Hundstorfers erste Bilanz: "Es ist okay, wie er das angeht. Er spricht Probleme offen an. Das ist die einzige Chance.“ Man könne sich damit aber rasch eine "blaue Nase holen“, erinnert sich Hundstorfer an Vorstöße für längere Lebensarbeitszeiten und ein späteres Pensionsantrittsalter für Frauen. In diese Nesseln setzt sich Kern nicht. Er beschenkt Pensionisten lieber mit einem Extra-Hunderter. Eine Aktion, die Hundstorfer nicht fremd ist: "Wir bewarben die Extrazahlung damals aber noch per E-Mail, nicht per Facebook.“

John-Otti-Band

Brüder im Geiste

Die Kärntner John-Otti-Band ist Heinz-Christian Straches Kelly Family, nur besser frisiert. Bandleader Johann spielt Keyboard. Bruder Werner (Foto) ist Leadsänger, Bruder Jörg sitzt am Schlagzeug. Und den Bass spielt Johann Ottis Neffe Jürgen. Seit Jahren heizen sie in Straches Wahlkämpfen ein. Heuer spielten sie für Norbert Hofer auf. Das Jahr 2016 wurde auch für sie zur Never-Ending-Tour. Immerhin glückte ihnen ein Hit: "Immer wieder Österreich“. Die neue blaue Hymne wurde zum Abschluss jeder Wahlkampfveranstaltung gespielt, mit allen Protagonisten auf der Bühne und rot-weiß-rote Fahnen schwenkend. Nach der Wahl soll das Lied nun vermarktet werden.

Johann Otti pflegt einen leicht verdaulichen Patriotismus: "Wir stehen ein für Österreich und dafür, dass es ein lebenswertes und friedliches Land bleibt.“ Hubert von Goisern wehrte sich dagegen, dass die Otti-Band seinen Song "Brenna tuat’s guat“ bei Auftritten für Norbert Hofer im Repertoire hatte. Auf seiner Website und in E-Mails wurde Otti heftig attackiert - und verstand die Welt nicht mehr: "Da waren viele aggressive Untergriffigkeiten dabei. Wir tun ja nichts Verbotenes.“

Otti verkennt, dass die Rolle als Hausband der FPÖ auch ein politisches Bekenntnis ist - und angreifbar macht. Große Unternehmen hätten Engagements storniert, sagt er. Und vom ORF werde man ohnehin boykottiert. Gegen Jahresende klingt John Otti beinahe resignativ: "Wir werden sehen, wie das weitergeht.“ Für Norbert Hofers Abschlussveranstaltung in der Wiener Börse wurde die John-Otti-Band nicht gebucht. Der Kandidat sollte als staatstragend vermarktet werden, eine Schlagercombo schien da wohl unpassend.

Andreas Khol

Vollpension

Erwartete Niederlagen lassen sich leichter verdauen. "Einen Monat vor der Wahl wusste ich, dass es sich nicht ausgeht. Es fand schlicht kein Stimmentransfer von Irmgard Griss zu mir statt“, sagt Andreas Khol heute. Die Gewissheit der Niederlage hatte man Khol im Wahlkampf nicht angemerkt. Bis zum Schluss zeigte er Einsatz und Begeisterung. Entweder hegte er doch noch etwas Resthoffnung und verdrängte die schlechten Umfragewerte. Oder Khol verfügt über ein fast schon unmenschliches Maß an Disziplin.

Die Ahnung seiner Niederlage dürfte Khol vor einem Schock am Wahlabend des 24. April bewahrt haben. Dass er mit 11,1 Prozent sogar hinter Rudolf Hundstorfer - und nur vor Richard Lugner - landete, muss dann doch geschmerzt haben, wenn auch nicht sichtbar. Khol nahm die Niederlage mit Stil, dann seinen Hut und verordnete sich eine Schweigefrist zur Innenpolitik bis nach der finalen Wahl am 4. Dezember, die er auch fast geschafft hätte. Dann juckte es ihn doch zu sehr. In einem Gastkommentar für die "Oberösterreichischen Nachrichten“ ortete er Mittwoch vergangener Woche einen "Richtungsstreit“ in seiner Partei "um den Weg aus der derzeitigen unbefriedigenden Lage“.

Seinen einzigen ÖVP-Auftritt absolvierte Khol beim Konvent des schwarzen Seniorenbundes im Herbst, als er zu dessen Ehrenpräsident gekürt wurde. Auszeichnungen wie diese sind der endgültige politische Pensionsbescheid.

Khol sagt, er hege "weder Ressentiments noch Entzugserscheinungen von der Politik. Ich bin voll drinnen.“ Er meint damit "die Staatspolitik“. Weil: "Mit Parteipolitik habe ich nichts mehr zu tun.“ Das große Ganze abseits der Volkspartei kommentiert er umso lieber, wobei er beweist, dass er den Sound eines Bundespräsidenten beherrscht hätte. Khol: "Ich bin besorgt über die generelle Entwicklung in Österreich und der Welt. Die Demokratie wird in eine Krise geredet. Es gibt Krieg und Terror. Die viel zitierte Friedensdividende gibt es so nicht.“

In den ersten Monaten im Ruhestand dürfte es Khol wie allen Berufspolitikern ergangen sein. Eigenbestimmung musste er erst wieder lernen. Positiv formuliert: "Das Leben ist jetzt angenehmer. Ich rede nur mehr dort, wo es mir Freude macht.“ Mit seiner Frau begab er sich auf Reisen: nach Polen etwa und nach England. Und Mitte November fuhr Khol nach Köln, um sein mittlerweile 16. Enkelkind zu besichtigen. Vater ist Khols jüngster Sohn Julian, Mutter die RTL-Moderatorin Nazan Eckes, die Khols Wahlkampf mit einem gemeinsamen Auftritt bei der Jungen Volkspartei etwas Glamour verliehen hatte.

Früher machte Khol Politik. Zukünftig wird er sie nur noch bewerten: als Buchautor, als Vortragender, als Diskutant in Talkshows. Er zieht also die Prominenz-Dividende aus seiner politischen Vergangenheit. Vollkommen ausschließen will er es nicht, dass er wieder ein Amt im politiknahen Bereich übernimmt. Das hänge vom Angebot ab. Vom verrückten Wahljahr 2016 wird zumindest ein Khol-Spruch übrig bleiben: "I’ mog des Land, i mog die Leit’.“

Josef Raich

Trinken bis zum Sieg

Wer die innere Wandlung des Josef Raich im Jahr 2016 verstehen will, muss in die Zeit vor den Präsidentschaftswahlen zurückgehen. Raich ist ein eher unbekannter ÖVP-Bürgermeistern in Tirol, zutiefst katholisch und mit der auf dem Land verbreiteten Grundskepsis gegenüber Grünen ausgestattet. Sein Kaunertal lebt vom Tourismus, firmiert aber unter Geheimtipp. Heute ist Raich glühender Unterstützer des grünen Professors Alexander Van der Bellen, auswärts erkennen Unbekannte den Bürgermeister, und im Kaunertal tummeln sich Gäste, die vorher nichts von der Existenz des Dorfes wussten.

"Als Van der Bellen Kandidat für die Hofburg wurde, bin ich nicht in einen Freudentaumel verfallen. Wenn der Professor da war, lebte er total zurückgezogen und war weder auf Festen noch in der Kirche zu sehen. Ich war skeptisch, ob er die im Wahlkampf zur Schau gestellte Heimatliebe so ehrlich lebt. Dann hat er mich besucht, und ich habe gemerkt, das ist authentisch. Da habe ich eine innere Wandlung vollzogen.“

Heute sieht er Van der Bellen nicht mehr als Grünen, sondern als echten Kaunertaler. Wie 85 Prozent der Dorfbewohner steht er hinter dem einst unsichtbaren Öko-Professor, der im Wahlkampf das Kaunertal sichtbar gemacht hat. "Das hat keine Tourismuswerbung geschafft.“ Nach der ersten Stichwahl sagte Raich in die ORF-Kameras, beim Kirchenwirt würden nun so viele Runden geschmissen, bis Van der Bellen die nötigen Promille auf den klaren Sieg zusammenhabe.

Isabella Lehner

Zeugin der Anklage

Ohne Isabella Lehner hätte Norbert Hofer keine zweite Chance erhalten. Lehner ist seit 1989 Mitglied der Kärntner FPÖ und stammt aus freiheitlichem Elternhaus. Ihr Vater war einer der ersten Arbeiter, die in der Honoratiorenpartei aus Ärzten, Anwälten und Wirtschaftstreuhändern Karriere machten. Am Montag, den 23. Mai, war Lehner in der Früh ins Villacher Rathaus gegangen, um die Auszählung der Briefwahlstimmen zu überwachen. Dazu war sie als FPÖ-Vertreterin in der Bezirkswahlbehörde berechtigt. Doch die Stimmen waren von Beamten schon ausgezählt worden. Alles sei in Ordnung, wurde ihr beschieden. Leicht konsterniert verließ sie das Rathaus und traf wenige Minuten später in einem Kaffeehaus auf den FPÖ-Abgeordneten Wendelin Mölzer, der umgehend die Parteiführung in Wien informierte. Lehner selbst verfasste ein Gedächtnisprotokoll, das schließlich beim Leiter der Wahlbehörde im Innenministerium, Robert Stein, landete. Wenige Wochen später stand Isabella Lehner als eine von knapp 100 Zeugen vor den 14 Verfassungsrichtern, die schließlich die erste Stichwahl aufhoben. Man muss kein FPÖ-Anhänger sein, um Respekt für Lehner empfinden zu können. Unter Dutzenden Wahlbeisitzern (darunter Ex-Abgeordnete, Juristen, Beamte) war sie die Einzige, die mit einer Mischung aus Zivilcourage und Hausverstand die Schlampereien bei der Auszählung der Briefwahlstimmen hinterfragte. Im SPÖ-dominierten Villacher Rathaus galt sie wegen ihres Protests als mühsame Querulantin, in der FPÖ wurde sie zum Star. Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache schrieb ihr einen Dankesbrief. Der frühere Dritte Nationalratspräsident Martin Graf überreichte ihr im Parlament eine Ehrenplakette. An Zufälle glaubt Lehner nicht, wie sie sagt. Alles, was passiert, muss einen Sinn haben - auch eine Wahlwiederholung. Und so rechnete sie in den Tagen vor der Entscheidung auch noch fix mit einem Sieg von Norbert Hofer.

Irmgard Griss

Ohne Bekenntnis

Wären die Apparate von SPÖ und ÖVP etwas beweglicher, hätten sich beide Parteien das Fiasko des ersten Wahltags erspart. Und Irmgard Griss, Präsidentin des Obersten Gerichtshof im Ruhestand, würde sich dieser Tage auf ihre erste Neujahrsansprache als Bundespräsidentin vorbereiten. Doch für die SPÖ war es unvorstellbar, eine Bürgerliche wie Griss als gemeinsame Kandidatin der Koalition zu nominieren. Und die ÖVP musste allzu lang Rücksicht auf die Befindlichkeit von Erwin Pröll nehmen. Als der niederösterreichische Landeshauptmann schließlich absagte, hatte sich Griss bereits zur Kandidatur entschlossen. Beim ersten Wahlgang ließ sie Rudolf Hundstorfer und Andreas Khol deutlich hinter sich, mit 18 Prozent verfehlte sie den Einzug in die Stichwahl dann doch klar.

Dass sie sich lange Zeit nicht dazu durchringen konnte, eine Wahlempfehlung für Alexander Van der Bellen abzugeben, sorgte für Irritation. Diese Woche trat sie sogar gemeinsam mit Ex-Bundespräsident Heinz Fischer an, um den Ex-Grünen-Chef als Präsident ihrer Wahl zu empfehlen.

Irmgard Griss ist - neben dem neuen Bundespräsidenten - die große Aufsteigerin des Jahres 2016. Ihr Erfolgsrezept ist die demonstrative Distanz zur Politik, hinter der bisweilen auch eine gewisse Verachtung für die politische Kaste und die dazugehörenden Parteien durchschimmerte. Mit Berufspolitikern hat sie allerdings gemein, dass sie von der Droge nicht mehr wegkommt. Sie wolle "in der einen oder anderen Form in der Politik bleiben“, sagte Griss Mitte November. Im Juni hatte sie "eine zivilgesellschaftliche Initiative beziehungsweise Bürgerbewegung“ angekündigt. Griss’ Potenzial stellt für andere eine Bedrohung dar. Kein Wunder, dass sowohl NEOS-Chef Matthias Strolz als auch Außenminister Sebastian Kurz die frühere Höchstrichterin umwerben.

Peter Jauschowetz

Der Fremdenführer

Wo steht die evangelische Kirche, die Norbert Hofer seit der Abkehr vom Katholizismus besucht? Warum ist das Feuerwehrgebäude von Pinkafeld historisch? Das Dauerwahljahr 2016 machte Peter Jauschowetz zum Fremdenführer. Der Ziviltechniker, Landesgeschäftsführer der FPÖ und einzige Blaue im 26-köpfigen Gemeinderat führte "bei Wind und Wetter“ durch den burgenländischen Heimatort des Präsidentschaftskandidaten. Er nennt es "Hofer-Tourismus“. Die Touristen: Inländische und ausländische Journalisten. Die von einem roten Bürgermeister geführte Gemeinde reichte die Besucher im Vorzimmer an den Blauen weiter. "Zur Spitzenzeit kamen zwei bis drei Teams pro Woche. Das war spannend und hat meine Fremdsprachenkenntnisse aufgefrischt.“

Die Gäste waren weniger auf historische Fakten aus als auf skandalträchtige Sager über Ausländer. Während Parteikollegen auf Facebook vor einem Bürgerkrieg mit Flüchtlingen warnten, um Stimmen zu maximieren, gab Jauschowetz aber den netten Pinkafelder von nebenan. Echten Kriegsflüchtlingen müsse man lebenswürdige Bedingungen bieten. Die örtliche Flüchtlingshilfe leiste hervorragende Arbeit. Die 97 Ausländer seien gut integriert, auch im Fußballverein - "übrigens der zweitälteste im Burgenland“. Nachdem die Hofer-Touristen erkannt hatten, dass sie in Pinkafeld keinen Ausländerhass erwarten konnten, "war das Kapitel rasch abgeschlossen“. Sogar über Europa spricht der Blaue blumig. "Wussten Sie, dass wir Gold beim europäischen Blumenwettbewerb holten?“

Konrad Loimer

Der Bummelstudent

"Studium oder Wahlkampf?“ Bei einer ordnungsgemäßen Bundespräsidentenwahl hätte sich der 19-jährige Konrad Loimer seit Oktober auf sein Studium der Politikwissenschaft konzentrieren können. Der 4. Wahltermin im Dezember raubte ihm aber die Hoffnung auf ein Studium in Mindestdauer. Ausgelaugt vom Dauerwahlkampf und Umzug von Linz nach Wien, überlegte er kurz, aus dem Rennen um Stimmen auszusteigen. Dann entschloss sich der Gründer der "Jugend für Van der Bellen“, so lange wahlzukämpfen, bis sein Vorbild Präsident ist. Auf der Straße lerne er ohnedies mehr über Realpolitik als in einem Semester Politikwissenschaft. Radparaden, Videodrehs, Facebook-Aktionen, Netzwerken, Wahlkampfauftritte - von Wien bei Nacht bekam er wenig mit. "Für Lokale und Konzerte fehlte mir die Kraft.“ Anders als manche Mitstreiter, die bereits bei den jungen Grünen oder der SJ aktiv waren, bezeichnet sich Loimer als politisch suchend. "Ich bin weder links, rechts, mittig, liberal oder konservativ. Ich habe zu jedem Thema eine andere Meinung.“ Die Art, wie derzeit in Österreich Politik gemacht wird, empfindet er als "total langweilig und lebensfern“. Auf den Professor stieß Loimer im Alter von zwölf Jahren. "Er war anders. Das war der erste Politiker, der mich ansprach.“ Loimers Vorbild ist 53 Jahre älter. Will er ihm eines Tages in die Politik nachfolgen, gehen sich vorher noch einige Semester Politikwissenschaft aus.

Clemens   Neuhold

Clemens Neuhold

Seit 2015 Allrounder in der profil-Innenpolitik. Davor Wiener Zeitung, Migrantenmagazin biber, Kurier-Wirtschaft. Leidenschaftliches Interesse am Einwanderungsland Österreich.