Brian Eno

Neue Alben: Brian Eno, Run the Jewels, Punk 45

Ambient-Großmeister Brian Eno bastelt uns eine neue App

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Brian Eno: Reflection (Warp)

Nachdenklich in die neuen Zeiten. Der Großmeister des Ambient-Sounds hat sich zum Jahreswechsel ein neues Album gebastelt. Im Grunde ist es aber nur ein Song, der 54 Minuten lang erzählt wie sich der 68-jährige Brian Eno 2016 so gefühlt haben muss. Dass die Albumversion von „Reflection“ nur eine Fassung des neuen Materials ist, macht die Sache erst richtig spannend. Zu „Reflection“ gehört eine App, mit der die meditativen Soundflächen sich ganz automatisch den Tageszeiten anpassen und unendlich lang gehört werden können. Das klingt nach wahrer Schönheit, nach Unendlichkeit. Bei Eno aber auch nach Schweremut mit leichter Winterdepression. (7.5/10)

Run the Jewels: Run the Jewels 3 (self released)

Eigentlich hätte „RTJ3“, das neue Album des New Yorker Hip-Hop-Duos Run the Jewels, erst am 20. Jänner, dem Tag der Amtseinführung von Donald Trump erscheinen sollen. Kurzerhand wurde das Album aber bereits einen Tag vor Weihnachten auf der Bandseite gedroppt. Kein Wunder, denn wer so viel Wut und Kampfgeist wie die Rapper Killer Mike und El-P in sich tragen, kann eben nicht warten, bis der gefährliche Trump dann wirklich im Sattel sitzt. Run the Jewels fordert einen Aufstand gegen die Milliardäre und Wallstreet-Bonzen, gegen Ausbeuter und Lobbyisten. „Kill Your Masters“ rappt das Duo am Ende dieses wütenden Albums. Sie meinen es ernst. (8.9)

Punk 45: Les Punks: The French Connection (Soul Jazz Records)

Kleine Musikkunde der musikalischen Rebellions- und Revolutionskultur: Die Jäger und Sammler von Soul Jazz Records haben wieder ein paar heute längst vergessene Krawallwunderkinder aus der Versenkung geholt. „The First Wave of French Punk 1977-80“ dokumentiert die ersten Gehversuche der französischen Punk-Bewegung und zeigt dabei eine Gratwanderung von radikalen Underground-Geschrammel zu experimentellen Wave-Spielereien. Bands wie Metal Urbain und Marie et Les Garçons treffen hier auf den aufständischen Pariser Zeitgeist jener Tage, der bis heute hörbar nachwirkt. Mögen wir weiter in interessanten Zeiten leben. Ein Segen, kein Fluch. (7.1/10)

Philip Dulle

Philip Dulle

1983 in Kärnten geboren. Studium der Politikwissenschaft in Wien. Seit 2009 Redakteur bei profil. Hat ein Herz für Podcasts, Popkultur und Basketball.