Kreisky-Villa: Couch und Belletristiksammlung des ehemaligen Bundeskanzlers Bruno Kreisky.

Haus im Grünen

Neue Gäste für Bruno Kreisky

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Gertraud Auer Borea D'Olmo stößt einen Freudenschrei aus, der vordergründig nicht so recht zu ihrer filigran-eleganten Erscheinung passen will: "Juhu, sie bekommt ein Visum!" Tatsächlich erscheint die Reaktion nur logisch: Die Generalsekretärin des Bruno- Kreisky-Forums brennt für Außenpolitik im Allgemeinen und den Nahen Osten im Besonderen -und wenn eine Aktivistin aus Gaza ausreisen und zur Konferenz über Palästina nach Wien kommen kann, muss sie juchzen.

Eigentlich beweist die Reaktion, dass die Gründungsidee des Kreisky-Forums aufgegangen ist: "Wir wollten hier kein Museum, in dem Kreiskys Hut abgestaubt wird, sondern etwas Lebendiges", beschreibt Margit Schmidt, die Langzeitvertraute des ehemaligen Kanzlers, die ursprüngliche Vision. Im Juli 1990, am Abend des Begräbnisses von Bruno Kreisky, saßen Weggefährten in seiner Villa in Wien-Döbling zusammen und berieten, wie man das Haus erhalten könnte. Kreisky hatte das stattliche Anwesen von einer Versicherung gemietet, dort Hof gehalten, Staatsgäste, Künstler und Journalisten empfangen; Politstars wie Willy Brandt saßen in der Hollywood-Schaukel im Garten. Sein Nach-Nachfolger Franz Vranitzky schritt ein und vereinbarte, dass die Republik die Villa erwarb: "Mir war ein Anliegen, dass es kein SPÖ-Parteihaus wird. Es sollte Kreiskys Leidenschaft pflegen, die internationale Politik."

Einige Umbauarbeiten waren nötig: Der Swimmingpool im Garten verschwand, ebenso das Hallenbad und die Sauna im Keller. Dort steht heute eine Bibliothek (wegen der Feuchtigkeit suboptimal ). Kreiskys private Belletristiksammlung, von Agatha Christie bis Balzac, thront noch über der berühmten Tulpencouch, designt von Josef Frank; am Schreibtisch sitzt heute Borea D'Olmo und bereitet das 25-Jahre-Jubiläum des Kreisky-Forums vor, das diese Woche begangen wird. Ökonomen haben hier vorgetragen, das Nahostjugendfriedensforum tagte, Ideen und Visionen wurden diskutiert, kurz: Das Kreisky Forum ist einer der wenigen Thinktanks, über die Österreich verfügt. Das Geld ist bis heute knapp, selbst bei Veranstaltungen wie der Debatte von David Schalko mit Christian Kern gibt es nur Brot, Wein und Wasser. "Unser Programm muss so sein, dass es Kreisky interessiert hätte", sagt Borea D'Olmo : "Aufgeregt, geärgert, gefreut -nur ja nicht gleichgültig gelassen." Auf keinen Fall Museum eben.

Eva   Linsinger

Eva Linsinger

Innenpolitik-Ressortleitung, stellvertretende Chefredakteurin