profil vor 25 Jahren

profil vor 25 Jahren: Die Arbeit hoch, die Löhne nieder

Gegen die "Billigkonkurrenz aus dem ehemaligen Ostblock“ forderte Wirtschaftskammerpräsident Leopold Maderthaner eine Nulllohnrunde und die Rückkehr zur 40-Stunden-Woche.

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"Mehr Arbeit, weniger Lohn“ sei ein "Krisenrezept aus der Mottenkiste“, kritisierte profil in der Ausgabe vom 7. September 1992. Und selbst die Industriellenvereinigung meinte, Österreich könne und wolle kein "Billiglohnland“ mehr werden, die Lohnpolitik müsse sich am Westen, vor allem an Deutschland, orientieren. Dieser Meinung war auch die Belegschaft eines oberösterreichischen Unternehmens. Maderthaners Vorschlag sei "wirklich ein Witz“, ärgerte sich ein Arbeiter.

"Phantasiearmer Pragmatismus

Für einen Witz hielten viele die Idee von SPÖ-Gesundheitsminister Michael Ausserwinkler, an Schüler Gratis-Kondome zu verteilen. Nicht einmal in der eigenen Partei erntete Ausserwinklers Vorschlag Zustimmung. Wiens Stadtschulratspräsident Kurt Scholz sprach von "phantasiearmem Pragmatismus“, der die Aufklärung über Aids behindere. ÖVP-Familienministerin Ruth Feldgrill-Zankel erklärte, Jugendliche könnten sich Kondome selbst leisten ("Micky-Maus-Hefte werden auch gekauft, die sind auch nicht billig.“) und befürchtete, dass mit den Gummis "Unfug“ getrieben werden könnte. Eine Gefahr, die Ausserwinkler nicht schreckte: "Das ist eingeplant. Wenn sie ein paar davon aufgeblasen haben, verlieren die Schüler die Scheu und lernen, wie sinnvoll die Dinger sind.“