Sexistische Späßchen

Ein Kommentar von Edith Meinhart.

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Das Beispiel ist aus dem Leben gegriffen. Eine junge Frau, Anfang 20, entdeckt - spät aber doch - ihr technisches Talent. Immer schon waren ihr Tiere und Kinder zugelaufen, ihre Familie hatte deshalb auf einen sozialen Beruf gedrängt. Doch damit wurde sie unglücklich. Tatsächlich zeigten Tests, die sie im Laufe ihrer beruflichen Neuorientierung absolvierte, dass sie in einem Metallberuf besser aufgehoben gewesen wäre. Sie entschied sich für eine Mechatroniklehre. Es gab ihr Auftrieb, dass sie die Aufnahmeprüfungen bravourös meisterte, ebenso die praktischen Übungen. Doch nach dem Gespräch mit dem ersten Lehrlingsausbildner war sie wie ausgelöscht. Beim nächsten passierte das Gleiche. Die Männer bombardierten sie mit Fragen, die in Wirklichkeit versteckte Botschaften waren: Ob es sie störe, wenn Kollegen Scherze machen? Ob sie Feministin sei? Oder doch lieber Mutter werde? Ob sie sich Kollegen auch einmal "zur Brust nehme"? Sie hat sich für die dritte Stelle entschieden. Der Lehrlingsausbildner hier war der erste, der ihr nicht bedeutete: Stell dich bloß nicht an, wenn es in der Werkstatt rauer zugeht. Der Mann fühlte sich vielmehr dafür zuständig, dass hier ein angenehmer Ton herrscht. Ich kenne die erwähnte junge Frau persönlich. Sonst hätte ich kaum erfahren, dass sich österreichische Betriebe heute noch Lehrlingsausbildner leisten, die mit Bewerberinnen sexistische Späßchen treiben. Sie mögen gute Metallbearbeiter sein. Aber sie sollten 2016 keine jungen Menschen mehr ausbilden. Dort, wo Lehrlingsausbildner es besser können, arbeiten vielleicht schon die ersten Frauen. Und sie ziehen vielleicht bald weitere nach.

Edith   Meinhart

Edith Meinhart

ist seit 1998 in der profil Innenpolitik. Schreibt über soziale Bewegungen, Migration, Bildung, Menschenrechte und sonst auch noch einiges