Bawag vs. Kunden

Der Shitstorm war absehbar.

Drucken

Schriftgröße

Umso erstaunlicher, dass die Bawag P. S. K. darauf allem Anschein nach nicht vorbereitet war. Vor wenigen Tagen ereilte Tausende Kunden -ausnahmslos Nutzer von Girokontomodellen, die so nicht mehr angeboten werden - die Nachricht, dass die Bank die teils jahrzehntealten Geschäftsverbindungen mit 31. Jänner 2017 einseitig aufkündigen wolle. Es sei denn, die Kunden stiegen auf die neuen "KontoBox"-Modelle um. Die Folge: Erboste Reaktionen von Konsumentenschutzminister Alois Stöger (SPÖ) abwärts. Er ortet Verstöße gegen das Konsumentenschutzgesetz und hat rechtliche Schritte angekündigt.

Die Bawag? Kam Ende vergangener Woche, nachdem Betroffene den Vorgang öffentlich gemacht hatten, aus dem Erklären nicht mehr heraus. Die Aufregung ist umso größer, als die Bank bei drei ihrer fünf "KontoBoxen" Barbehebungen an Bankomaten mit jeweils 39 Cent vergebührt (bei "Online" und "Small" ab der zweiten Behebung monatlich, bei "Medium" ab der sechsten). Das Erstaunliche daran: Auch andere Banken haben Kontopakete im Angebot, bei denen abhängig vom Leistungsumfang entsprechende "Transaktionsentgelte" anfallen können -was bisher niemanden echauffierte.

Im Raiffeisen-Sektor zum Beispiel wird das längst praktiziert (die Gebühren und Bedingungen sind regional allerdings unterschiedlich), so auch bei den Volksbanken. UniCredit Bank Austria hat ihrerseits ein Konto ("PerfectFit") im Sortiment, bei dem jede Buchung und damit auch jede Bankomatbehebung 30 Cent kostet. Dass jetzt ausgerechnet die Bawag P.S.K. in die Ziehung kommt, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Sie ist bis heute geschäftlich eng mit der Republik Österreich verbandelt. Über die im Jahr 2000 einverleibte Postsparkasse wird nach wie vor der Zahlungsverkehr des Bundes abgewickelt.

Michael   Nikbakhsh

Michael Nikbakhsh

war bis Dezember 2022 stellvertretender Chefredakteur und Leiter des Wirtschaftsressorts.