Herbert Formayer entkräftet die gängisten Argumente von Klimaskeptikern.

Skeptiker des Klimawandels und ihre Argumente

Argumente gegen den Klimawandel: Wir haben Herbert Formayer, Vorstandsmitglied des Climate Change Center Austria, zu den fünf Hauptargumenten von Klimaskeptikern und deren Entkräftung befragt.

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Argument 1: Der Klimawandel wird zu ideologischen und politischen Zwecken missbraucht.

Herbert Formayer: Dieses Argument kommt meistens von Menschen, die grundsätzlich die Einmischung durch Staat und Gesellschaft in die Wirtschaft, ablehnen. Das Argument kommt aus dem anglo-amerikanischen Raum, wo der Klimawandel tatsächlich ein weltanschauliches Thema ist. Aus meiner Sicht ist das überhaupt nicht wahr, weil der Klimawandel fast schon ein physikalisches Gesetz ist. Das hat mit Weltanschauung überhaupt nichts zu tun. Erst bei der Frage nach dem Umgang mit dem Klimawandel geht es um ideologische Themen, aber der Klimawandel an sich ist wertfrei.

Argument 2: Der CO2-Gehalt steigt eigentlich nicht.

Formayer: Den CO2-Gehalt kann man sehr gut messen und analysieren. Seit den 1950er Jahren wird in zig Parallelmessungen kontinuierlich weltweit dokumentiert, dass der CO2-Gehalt in der Atmosphäre ansteigt. Das steht außer Frage. Eventuell könnte man über die Gründe für den Anstieg spekulieren, dass der CO2-Gehalt ansteigt ist aber ein Fakt. Wenn man diese Messungen anzweifelt, kann man genau so gut anzweifeln, dass der Mensch je auf dem Mond war.

Argument 3: Die globale Erwärmung hat natürliche Ursachen, der Klimawandel ist ein wiederkehrendes Naturphänomen.

Formayer: Das stimmt an sich. Das Klima ist nicht konstant, reagiert auf Veränderungen und passt sich Gegebenheiten an. Historisch gesehen gab es Schwankungen zwischen Eiszeiten, Zwischeneiszeiten und Warmzeiten, die in einem Abstand von 10.000 bis 100.000 Jahren auftraten. Es gab Eiszeitalter und davor lange Warmzeiten, wie beispielsweise im Mesozoikum, das eine Warmphase von einigen hundert Millionen Jahren hatte. Das sind jedoch langfristige Prozesse, die auch sehr gut erforscht sind. Meiner Ansicht nach ist das ein besonders dummes Argument, weil es auf der These beruht, dass es in der Natur immer Veränderungen gibt, die ja prinzipiell nichts Böses sind. Das stimmt allerdings nicht. Denn historisch gesehen hat es bei Klimaveränderungen große Dramen gegeben. Beim Übergang in die Karbonzeit sind 80 Prozent der Lebewesen ausgestorben. Das war auch ein natürlicher Vorgang, der allerdings wesentlich langsamer vor sich geht, als die durch den Menschen verursachten Veränderungen. Das Klimasystem ist anfällig auf Veränderungen in seinen Rahmenbedingungen und reagiert dementsprechend.

Die Frage, die man sich eigentlich stellen muss, ist die nach der Summe der Wirkungen.

Argument 4: Der Mensch gewöhnt sich schnell und leicht an klimatische Veränderungen, außerdem ist der Klimawandel nicht mehr aufzuhalten.

Formayer: Dass sich der Mensch an verschiedene klimatische Umstände gut anpassen kann, ist ein Fakt. Solange der Mensch immer dort hinwandern kann, wo es für ihn am besten geeignet ist und sich ihm keine Grenzen in den Weg stellen, ist der Klimawandel nicht so ein großes Problem. Wenn sich allerdings gleichzeitig und global die Verhältnisse ändern, wird es Gebiete geben, in denen man nicht mehr leben kann. Angesichts des Ausmaßes der Weltbevölkerung wäre diese Migration sehr schwierig. Unsere jetzige Gesellschaft erlaubt es aufgrund der nationalen Grenzen nicht sich einfach von A nach B zu bewegen.

Zu spät um den Klimawandel aufzuhalten, ist es auch nicht. Der kritische Punkt ist die Frage, wie rasch und intensiv die Veränderung abläuft. Es lässt sich nicht mehr alles aufhalten, aber jede Verminderung der Entwicklungsgeschwindigkeit, die uns gelingt, ist ein Vorteil. Pflanzen können, im Gegensatz zum Menschen nicht einfach ihren Aufenthaltsort ändern. Sie müssen sich über Generationen hin weiterbewegen und wandern demnach viel langsamer. Je schneller der Klimawandel vor sich geht, desto dramatischer wird es für einzelne Individuen und Ökosysteme.

Argument 5: Die Auswirkungen des Klimawandels sind eigentlich positiver Natur.

Formayer: Das kommt darauf an von welcher Region wir sprechen. Manche Entwicklungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel in gewissen Gebieten und Sektoren wären sicherlich positiv. Die Wälder in unseren Regionen würden besser wachsen, wenn es noch zwei oder drei Grad wärmer wäre, und so lange noch genug Wasser vorhanden wäre. Die Frage, die man sich eigentlich stellen muss, ist die nach der Summe der Wirkungen. Einer der tragischen Faktoren ist, dass Dritte-Welt-Länder in den Subtropen und Tropen absehbar stärker benachteiligt sein werden, als industrialisierte Länder in den gemäßigten und hohen Breiten. Das zeichnet sich auch bezüglich der möglichen Szenarien für den Niederschlag ab. Denn in den Gebieten, in denen es aktuell schon einen hohen Niederschlag gibt, wird dieser zunehmen, womit die Hochwassergefahr steigt. In bereits trockenen Gebieten wird es hingegen noch trockener. Somit sind in diesen Gebieten tatsächliche Verschlechterungen der Lebensstandards zu erwarten.