Welt- und Europameister Andi Möller hilft den Ungarn

20 Jahre nach Titel will Möller mit Ungarn überraschen

Das Bild hat sich in das Gedächtnis vieler Anhänger in Deutschland eingebrannt. Fast schon majestäti

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Das Bild hat sich in das Gedächtnis vieler Anhänger in Deutschland eingebrannt. Fast schon majestätisch posierte Möller 1996 im Wembley-Stadion vor der deutschen Fankurve und ließ sich feiern. Kurz zuvor hatte er im dramatischen Halbfinale gegen Gastgeber England den entscheidenden Elfmeter verwandelt und die DFB-Elf damit ins EM-Finale geschossen.

"Darauf werde ich gerade in diesen Tagen oft angesprochen. Den letzten Elfer zu schießen, gegen England, in Wembley, mehr Druck geht eigentlich gar nicht", erinnerte sich Möller im dpa-Interview. Dass er im Endspiel gesperrt war, konnte er am Ende verschmerzen, weil Deutschland dank des Golden Goals von Oliver Bierhoff den Titel gewann - den bisher letzten einer deutschen Mannschaft bei einer EM.

Zwei Jahrzehnte später ist Möller wieder beim Kräftemessen der besten Teams Europas dabei. Als Assistenztrainer von Ungarn reiste der 48-Jährige am Dienstag von Budapest in die französische Provence, wo Österreichs Auftaktgegner sein Teamquartier bezog. Locker mit Sonnenbrille und bestens gelaunt sieht man Möller auf dem offiziellen Teamfoto vor dem Abflug. "Auf dem grünen Rasen zu stehen, nahe an der Mannschaft zu sein, das macht schon sehr viel Spaß", sagte Möller jüngst über seinen Job, den er erst im Herbst des vergangenen Jahres antrat.

Für die Play-off-Spiele gegen Norwegen holte Ungarns Nationalcoach Bernd Storck den Welt- und Europameister in seinen Trainerstab. Dank seiner großen Erfolge könne Möller das Team allein durch seine "Aura" und "Ansprache" motivieren, begründete Storck diese Personalentscheidung. Und der Schachzug glückte, die Ungarn setzten sich gegen Norwegen durch und sind erstmals seit 44 Jahren wieder bei einer EM dabei.

"Die Euphorie in Ungarn ist groß, das spüre ich immer wieder, wenn ich in Budapest bin. Es herrscht Aufbruchstimmung", betonte Möller vor dem EURO-Start. In der jüngeren Vergangenheit war die Haltung dem Nationalteam gegenüber meist schlecht. Der Schatten der Vergangenheit ist lang, immer wieder wird die heutige Generation mit der legendären Elf um Ferenc Puskas verglichen, die 1954 im WM-Finale von Bern gegen Deutschland verlor.

"Man spürt überall, was für eine große Vergangenheit der ungarische Fußball hat. Alles ist auf Ferenc Puskas und Co. ausgerichtet", sagte Möller. "Aber es bringt nichts, zu sehr in der Vergangenheit zu schwelgen. Man muss nach vorne schauen. Wir wollen bei der EM unsere eigene Geschichte schreiben."

Doch das wird alles andere als leicht. Die Ungarn sind der große Außenseiter bei dieser EM. Schon das Überstehen der Gruppenphase wäre bei den Gegnern Portugal, Österreich und Island eine Überraschung. "Portugal und Österreich sind die klaren Favoriten", sagte Möller zur Ausgangslage in der Gruppe F. "Für uns wird es mit Island um Platz drei gehen." Vier der sechs Gruppendritten sichern sich ebenfalls das Ticket für die entscheidende K.o.-Phase.

Doch Möller und Storck haben nicht nur das Turnier in Frankreich im Blick. Das deutsche Trainer-Duo schaut schon weiter. "Nach der EM gibt es schon wieder eine Qualifikation für die nächste WM. Es geht darum, die Mannschaft zu entwickeln, den Rückstand, den wir haben, aufzuholen", erläuterte Möller. "Damit die EM-Teilnahme nicht nur eine Momentaufnahme bleibt."