Belgien-Coach Marc Wilmots bei der Pressekonferenz

Belgien mit "Heimvorteil" im EM-Viertelfinale gegen Wales

Dabei scheinen die Chancen auf das erste Endspiel seit der EM 1980 (1:2 gegen Deutschland) bzw. das

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Dabei scheinen die Chancen auf das erste Endspiel seit der EM 1980 (1:2 gegen Deutschland) bzw. das zweite der Verbandshistorie ausgesprochen gut. Denn im Halbfinale wartet der Gewinner der am Donnerstag stattfindenden Partie zwischen Polen und Portugal. Sollte der große Coup gelingen, ist die Sache für Wilmots klar: "Ich möchte im Finale lieber gegen Frankreich als gegen Island spielen." Die beiden Teams treffen am Sonntag im letzten Viertelfinale in St. Denis aufeinander.

Vorerst gilt die gesamte Konzentration aber den Walisern und ihrem Superstar Gareth Bale. Dem pfeilschnellen Stürmer von Real Madrid, der mit über 100 Millionen Euro als teuerster Transfer in die Fußball-Annalen einging, will Wilmots aber keine Sonderbehandlung zukommen lassen. "Bale agiert in einer freien Rolle. Mal ist er auf dem Flügel und mal ist er im Sturm zu finden. Wir werden ihn nicht manndecken, wir werden uns gemeinsam um ihn kümmern. Wir können nur erfolgreich sein, wenn wir ihn im Kollektiv verteidigen", erläuterte der 47-jährige Coach.

Bei allem Respekt vor den Walisern kann Wilmots' Ziel ohnehin nur ein Aufstieg ins Halbfinale sein. Selbst die erwähnte Auswärtsniederlage sowie das torlose Remis in der Quali im Herbst 2014 in Brüssel sieht er gelassen. "Wir haben durch einen individuellen Fehler verloren und haben selbst viele Chancen gehabt", erklärte Wilmots rückblickend auf das 0:1, bei dem just Bale eine missglückte Rückgabe von Radja Nainggolan genützt hatte. "Das war mein wichtigstes Tor für Wales. Es hat uns zur EURO gebracht", betonte Bale nun in Frankreich neuerlich. "Wir haben sie schon einmal geschlagen, und hoffentlich tun wir es wieder."

Als Geheimfavorit waren die Belgier schon bei der WM 2014 in Brasilien gehandelt worden, damals schickte sie aber Argentiniens Gonzalo Higuain mit seinem Tor im Viertelfinale nach Hause. Zwei Jahre später will das "Team der Hochbegabten", wie das Kollektiv der belgischen Nationalspieler immer wieder genannt wird, nun Geschichte schreiben.

Aufgrund des Spielorts - Lille ist nur 15 Kilometer von der Grenze zu Belgien entfernt - dürfen Eden Hazard und Co. auch auf starke Unterstützung des Anhangs hoffen. "Die Nähe zu Belgien ist sicher kein Nachteil", meinte Wilmots. Im 50.000er-Stadion werden 12.000 belgische Fans erwartet, 150.000 sollen sich am Spieltag in der Stadt aufhalten. Besonders für Hazard ist es ein echtes Heimspiel. Der belgische Kapitän startete seine Profikarriere einst beim OSC Lille, wurde dort im Jahr 2011 Meister und Cupsieger, ehe er 2012 für 40 Millionen Euro zu Chelsea in die englische Premier League wechselte.

"Ich kenne die Stadt, ich habe riesige Lust darauf. Es wird eine große Party mit vielen Fans", betonte Hazard. Der 25-Jährige ist allerdings wegen einer Oberschenkelzerrung angeschlagen, sein Einsatz fraglich. "Hazard ist ein Problem", räumte Wilmots am Mittwochabend ein. Er muss entscheiden, ob man es riskieren will, dass der Offensivwirbelwind für den möglichen weiteren Turnierverlauf ausfällt. Innenverteidiger Thomas Vermaelen versäumt das Viertelfinale dagegen wegen einer Gelbsperre.

Während Belgien mit hohem Erwartungsdruck fertig werden muss, kann Österreichs kommender WM-Qualifikationsgegner Wales in der "Bonusrunde" die Sache vergleichsweise locker angehen. "Es ist schwer zu begreifen", hatte Superstar Bale nach dem historischen 1:0-Sieg des EM-Debütanten gegen Nordirland gemeint. Erst einmal - bei der WM 1958 in Schweden - stand Wales zuvor bei einem Fußball-Großereignis unter den letzten acht. Mittlerweile haben Bale und Co. ihren Erfolg realisiert und verspüren nun Lust auf noch mehr.

"Sie haben Spieler auf dem Platz und auf der Bank, die für jedes Nationalteam eine Bereicherung wären. Aber in den vergangenen vier Jahren haben wir vier Mal gegen sie gespielt. Dabei haben wir einmal gewonnen und zweimal unentschieden gespielt. Es gibt also keinen Grund, Angst zu haben", stellte der walisische Trainer Chris Coleman klar. Vor allem die belgische Spielfreude könnte seiner konterstarken Mannschaft in die Karten spielen. "Wenn gegnerische Teams offen spielen, können wir eine Menge Schaden anrichten."