Die Deutschen gehen als Favorit ins Rennen

Deutschland will Italien-Fluch im Viertelfinale brechen

"Jetzt kommt der mit Abstand schwerste Gegner", prophezeite Deutschlands Italien-Legionär Sami Khedi

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"Jetzt kommt der mit Abstand schwerste Gegner", prophezeite Deutschlands Italien-Legionär Sami Khedira. Ein Torfeuerwerk ist im Stade de Bordeaux nicht zu erwarten. Die Deutschen sind als einziges Team bei der EM nach vier Spielen noch ohne Gegentreffer. Die Italiener haben auch erst einen Gegentreffer kassiert. Das liegt zu einem Großteil auch an den Schlussmännern Manuel Neuer (30) bzw. Gianluigi Buffon (38), die ihre Teams auch als Kapitän aufs Feld führen.

"Wir sind bereit, die Geschichte umzuschreiben", sagte DFB-Tormanntrainer Andreas Köpke. Vor allem das bittere 1:2 im EM-Halbfinale 2012 in Warschau haben die Deutschen noch nicht vergessen. "Wir haben mit Italien noch eine Rechnung offen. Wir haben noch genügend Spieler, die 2012 dabei waren", erinnerte Köpke. Sieben davon werden am Samstag in der Startelf erwartet. "Wir haben aus dem 2012er-Spiel vor allem gelernt, dass man gegen Italien am besten nicht in Rückstand gerät, weil sie sich dann extrem auf das Verteidigen konzentrieren können", weiß Innenverteidiger Mats Hummels.

Auch wenn über eine mögliche Dreierkette diskutiert wird, deutet vieles auf eine Ausrichtung wie beim 3:0-Erfolg gegen die Slowakei im Achtelfinale hin. Die Spieler haben sich dabei mit einer guten Leistung für einen weiteren Einsatz empfohlen. Da alle zuletzt leicht angeschlagenen Akteure, wie Jonas Hector, bereits wieder im Mannschaftstraining stehen, hat Joachim Löw die Qual der Wahl.

"Wir müssen unsere Stärken ins Spiel bringen und unseren Fußball durchziehen", gab der Ex-Trainer des FC Tirol und der Wiener Austria die Marschroute vor. Vorne soll Mario Gomez seine Torserie fortsetzen, er traf sowohl gegen Nordirland (1:0) als auch gegen die Slowaken einmal. Mit einem weiteren Treffer würde Gomez mit sechs Toren zum alleinigen EM-Rekordschützen der Deutschen aufsteigen. "Wir glauben an uns, müssen aber noch mehr zeigen", sagte der vergangene Saison von Fiorentina an Besiktas Istanbul verliehene Angreifer. "Es wird ein sehr intensives, extrem schweres Spiel."

In dieses gehen die Italiener als Außenseiter. "Deutschland ist die beste Mannschaft, besser als wir", sagte Teamchef Antonio Conte. Und Routinier Buffon ergänzte: "Deutschland macht sehr viel Angst, das ist klar." Mut macht dafür die imposante Statistik im direkten Duell. "Wir sind der Alptraum der Deutschen", tönte die Zeitung "Tuttosport" im Vorfeld. Die Bilanz ist aber nicht nur was die Spiele bei EM und WM betrifft positiv. Italien hat von 33 Partien 15 gewonnen, dagegen gab es nur acht deutsche Erfolge.

Deshalb blicken die Azzurri dem Duell der beiden vierfachen Weltmeister auch hoffnungsvoll entgegen. "Dieses Deutschland ist wie der Mount Everest, aber wir sind bereit, ihn zu besteigen", versprach Mittelfeldspieler Alessandro Florenzi. Das sah auch Mattia de Sciglio so: "Wenn wir als Team spielen, mit Opferbereitschaft, mit Entschlossenheit, können wir Deutschland Probleme machen."

Personell schaut es für die Italiener aber nicht so rosig aus. Nach den Ausfällen von Claudio Marchisio und Marco Verratti vor der EM ist nun auch noch Thiago Motta gesperrt. Daniele de Rossi, der laut Medienberichten noch immer auf ein Blitz-Genesung hofft, wird wohl ebenso wie Antonio Candreva ausfallen. Die beiden verpassten das Abschlusstraining. Der noch nicht überzeugende Stefano Sturaro könnte von Beginn an zum Zug kommen, Marco Parolo müsste dann ins Zentrum rücken. Jammern wollen die Italiener aber nicht. "Entschuldigungen sind etwas für Verlierer. Wir müssen aus diesen Sachen Kraft ziehen und es auf den Platz bringen", forderte Florenzi.

Bei der EM trafen die beiden Teams bisher dreimal aufeinander. Vor dem Halbfinale 2012 gab es zum Auftakt 1988 ein 1:1 und in der Gruppenphase 1996 ein torloses 0:0, auch da Köpke einen Elfmeter von Gianfranco Zola hielt. Das jüngste Aufeinandertreffen entschieden aber die Deutschen klar für sich, am 29. März gab es in München einen 4:1-Testerfolg. Da hatte für die Deutschen eine Dreierkette den gewünschten Erfolg gebracht.