Johannesson: "Sport hat in Island großen Stellenwert"

Mit ihrer erstmaligen Qualifikation für eine Endrunde haben Islands Fußballer für Aufsehen gesorgt. Für Patrekur Johannesson, isländischer Trainer von Österreichs-Handball-Männern, eine logische Entwicklung.

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Dass Fußball lange keine große Rolle spielte, liegt am rauen Klima auf der Vulkaninsel knapp südlich des Polarkreises. Was im Handball wie in vielen skandinavischen Ländern dank der Hallen bestens klappte, wurde schließlich im Fußball nachgeholt. "2000 haben sie einen Plan gemacht und eine Linie geschaffen", meinte Johannesson im Hinblick auf Infrastruktur-Investitionen und grundlegende Maßnahmen, die rund um die Jahrtausendwende im Trainerwesen der Fußballer getroffen wurden.

Zum Erfolg trage auch die intime Atmosphäre bei, in mehrerlei Hinsicht. So sind die Verflechtungen zwischen den beiden Sportarten schon aufgrund der nur 332.000-Einwohner nicht zu übersehen. Zwei Beispiele: Der ehemalige Internationale sowie ÖHB-Teamchef und nunmehrige Coach Deutschlands, Dagur Sigurdsson, der auf U17-Niveau noch isländischer Fußballteamspieler war. Oder Fuballlegende Eidur Gudjohnsen, der der Onkel von Aron Palmarsson, mit Veszprem Finalist in der Handball-Champions-League, ist.

"Man merkt das immer wieder", sagte Johanneson, der wiederum mit dem Trainer des isländischen Fußballmeisters FH Hafnarfjördur, Heimir Gudjonsson, gut bekannt ist. "Der Fußball-Kapitän schickt Glückwünsche an die Handballer. Und jetzt werden sich die Handballer und Basketballer (die sich im Vorjahr erstmals für die EM qualifizierten, Anm.) riesig mit den Fußballern freuen." Futter- und Erfolgsneid halte sich in engen Grenzen: "Das ist unsere Stärke, dass wir bereit sind, das Wissen weiterzugeben und lernen wollen."

Es sei auch ein besonderer Zusammenhalt in Island, der die Spieler stark mache. "Die Finanzkrise hat uns 2008 richtig getroffen. Der Sport schweißt die Leute zusammen", betonte Johannesson. Das positive Image des Sports finde schließlich auch in der Infrastruktur seinen Niederschlag. "Ich komme aus einer Stadt mit 14.000 Einwohnern (Gardabaer bei Reykjavik, Anm.). Wir haben drei Sporthallen und zwei Schwimmbäder, diese Nähe ist einfach wichtig", erklärte der 43-jährige vierfache Vater. "Ich sehe das bei meinen Kindern: Das Bewegungsangebot ist unglaublich. Und das ist wichtig." Schließlich gibt es "auch bei uns Probleme mit Kindern, die zu dick sind".