Alles andere als zufrieden: Spanien-Coach Vicente del Bosque

Spanier kassierten "Ohrfeige" - Kroaten feierten "Wunder"

Für seine Mannschaft, für die der dritte Turniertreffer von Alvaro Morata (7.) zu wenig war, kommt e

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Für seine Mannschaft, für die der dritte Turniertreffer von Alvaro Morata (7.) zu wenig war, kommt es nun schon am Montag (18.00 Uhr) in St. Denis im vorletzten Achtelfinale zum Duell mit den wiedererstarkten Italienern. Es ist die Neuauflage des 2012-EM-Endspiels, das die Spanier am 1. Juli 2012 in Kiew dank Toren von David Silva, Jordi Alba, Fernando Torres und Juan Mata deutlich mit 4:0 für sich entschieden hatten.

Sollten die Iberer da drüberkommen, würden von der Papierform im Viertelfinale mit Weltmeister Deutschland und im Halbfinale mit Gastgeber Frankreich oder England weitere absolute Hochkaräter warten. "Wir bekommen es jetzt mit einem stärkeren Gegner zu tun, als wenn wir Gruppenerster geworden wären. Ich habe aber schon immer gesagt, dass man, wenn man Europameister werden will, sowieso die besten Teams schlagen muss", blieb Kapitän Sergio Ramos gelassen.

Der Real-Madrid-Star war mitverantwortlich für den enttäuschenden Abschluss der Gruppenphase, scheiterte mit einem schwach geschossenen Elfmeter an Danijel Subasic (72.) und ließ die Chance auf die wohl spielentscheidende 2:1-Führung aus. "Wir dürfen jetzt nicht den ein oder anderen Schuldigen suchen. Schuld sind wir alle", sprach Del Bosque Klartext.

Sein Spielresümee fiel gar nicht so negativ aus. "Wir hatten das Spiel unter Kontrolle und haben nicht schlecht gespielt. Am Ende haben wir uns einen Konzentrationsfehler geleistet, deshalb hat das Ergebnis nicht gepasst", schilderte der 65-Jährige seine Sicht. Über den Gegentreffer in der 87. Minute war er verärgert. "Wir hatten über Perisic gesprochen, wie gefährlich er bei Kontern ist", sagte Spaniens Trainer. Der Inter-Mailand-Offensivspieler entschied in der Schlussphase die Partie. Zuvor hatte der "Man of the Match" bereits den 1:1-Ausgleich von 2:1-Assistgeber Nikola Kalinic (45.) mit einer Idealflanke vorbereitet.

"Wir müssen das Spiel jetzt abhaken und die Lehren daraus ziehen", gab Ramos die Marschroute vor. Für "La Roja" ging jedenfalls eine imposante Serie von 14 EM-Spielen in Folge ohne Niederlage zu Ende. Sie ging zum ersten Mal seit 20. Juni 2004 (0:1 gegen Portugal im letzten Gruppenspiel) wieder einmal als Verlierer vom Platz. "Eine verdiente Niederlage schickt Spanien auf den schwierigen Weg: die Strecke der Meister", schrieb die Sportzeitung "Marca". "Spanien bezieht eine schallende Ohrfeige", urteilte "El Pais".

Die kroatischen Medien feierten demgegenüber ihr Team. "Das Wunder von Bordeaux. Kroatien spielte ein Match für die Geschichte", titelte die Zeitung "Jutarnji list" in Zagreb und sah "ein Land in Trance". "Phänomenales Kroatien", schrieb die Zeitung "Vecernji list". Für den Sender TV Nova ist nach Platz eins in der Gruppe D klar: "So kraftvoll und mutig schafft es Kroatien bis zum Ende."

Die Spieler haben genauso Lunte gerochen, wollen die bisherigen EM-Highlights (Viertelfinale 1996 und 2008) unbedingt übertreffen. "Es war ein sehr spezieller Abend für uns, aber erst der Anfang. Wir können jetzt beginnen, zu träumen", hat Matchwinner Perisic gar den ganz großen Coup im Visier. Und Kalinic ergänzte: "Wir sind jetzt einer der großen EM-Favoriten." Die Auslosung spricht für die Kroaten, die man als Favorit in der "oberen Hälfte" bezeichnen kann.

"Vielleicht haben wir jetzt einen einfacheren Weg, aber man muss jetzt sowieso nur von Spiel zu Spiel schauen und versuchen jedes Spiel zu gewinnen", sagte Kroatiens Teamchef Ante Cacic. Sein Experiment, fünf Spieler, darunter die Stars Luka Modric und Mario Mandzukic, für die K.o-Phase zu schonen, ging voll auf. "Ich wollte im Achtelfinale frische Spieler haben. Auch deshalb ist der Sieg eine großartige Leistung. Deshalb können wir noch selbstbewusster sein", freute sich Cacic.

Seine Kicker hätten gezeigt, wie man sein Land repräsentieren solle. "Wir haben uns den Sieg verdient. Nicht immer setzt sich die Qualität durch, manchmal ist es harte Arbeit", jubelte Ivan Rakitic. Die Fans verhielten sich diesmal auch vorbildhaft, von Hooligans angekündigte Ausschreitungen blieben im Gegensatz zum 2:2 gegen Tschechien aus. Kroatiens Achtelfinalgegner am Samstag in Lens steht noch nicht fest, es ist der Gruppendritte der Pools E oder F (eventuell Österreich).