Ukraine fordert Deutschland

Ukraine erste EURO-Hürde von Deutschland - Spielstand

Fußball-Weltmeister Deutschland hat bei der EM in Frankreich gleich zu Beginn eine harte Prüfung vor sich. Mit der Ukraine wartet der für viele stärkste Herausforderer in der Gruppe C am Sonntag (21.00 Uhr) in Lille auf einen der Turnierfavoriten.

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Teamchef Joachim Löw hat eine tolle Serie zu verteidigen, wurden unter seiner Leitung doch alle vier Aufaktspiele bei EM oder WM zu Null gewonnen.

Danach ging es jeweils zumindest bis ins Halbfinale. Die K.o-Phase ist für die DFB-Auswahl aktuell aber noch tabu. "Dass man gemütlich durch die Vorrunde kommt, ist bei einem Turnier nie der Fall - und jetzt ganz besonders nicht", betonte Löw. Seine Mannschaft dürfe sich nicht alleine auf die spielerischen Fähigkeiten verlassen. "Das wäre ein großer Fehler. Wir werden unsere gesamte Kampfkraft investieren müssen", mahnte Löw, der seinen 20. Sieg bei EM und WM anpeilt.

Mit fünf Siegen und vier Niederlagen haben die Deutschen eine durchwachsene Länderspielsaison hinter sich. Hinzu kommen Verletzungsprobleme, vor allem in der Defensive. Mit Mats Hummels und Antonio Rüdiger fehlen zwei Innenverteidiger aktuell verletzt, Shkodran Mustafi dürfte dafür ins Team rutschen. "Wir sind bereit, unsere Mannschaft steht eigentlich", verkündete Assistenztrainer Thomas Schneider, ohne Details zu verraten.

Für Kapitän Bastian Schweinsteiger bleibt nach seiner langwierigen Knieverletzung vorerst nur die "Joker-Rolle". "Basti ist auf alle Fälle fit und kann für uns ein sehr wichtiger Spieler sein. Er hat aber sicher noch nicht die Substanz, um über einen längeren Zeitraum zu gehen", sagte Schneider. Anstelle des 31-Jährigen wird Goalie Manuel Neuer oder Sami Khedira die Mannschaft anführen.

Vor mittlerweile 20 Jahren hatten die Deutschen letztmals über den (dritten) EM-Titel jubeln dürfen - dank eines Golden Goal von Oliver Bierhoff im Endspiel zum 2:1 gegen Tschechien in London. "Wir sollten eine neue Geschichte schreiben und auch den vierten Europameisterschaftsstern nach Deutschland holen", sagte Bierhoff darum in Evian in Anspielung auf den vierten WM-Triumph vor zwei Jahren in Brasilien.

Die Ukrainer lösten ihr EM-Ticket erst im Play-off gegen Slowenien, trauen sich aber eine Überraschung zu. "Die Deutschen sind Weltmeister und haben ein sehr gutes Team, aber wir haben eine Chance", sagte Ukraine-Co-Trainer Andrej Schewtschenko. Und Sevillas Jewgeni Konopljanka fügte hinzu: "Wir haben keine Angst vor der deutschen Mannschaft. Georgien hat auch Spanien geschlagen." Gemeinsam mit Andrej Jarmolenko bildet der 26-Jährige die ukrainische Flügelzange. Er ist nur einer von fünf Legionären im Team.

Mehr als die Hälfte seiner Mannschaftskollegen spielt wie Jarmolenko für die großen Teams aus Kiew und Donezk - was im Vorfeld des Turniers für einige Spannungen sorgte. Denn beim letzten Duell in der Liga kam es zu hässlichen Szenen mit einer Schlägerei auf dem Platz. Auslöser dafür war ein Tritt von Jarmolenko (Kiew) gegen Taras Stepanenko (Schachtar Donezk) nach dem 3:0. Der verkündete daraufhin öffentlich, Jarmolenko sei nicht länger sein Freund. "Zeit heilt alle Wunden", sagt Trainer Michail Fomenko zu dem Vorfall. "Sie haben verstanden, dass sie zusammenarbeiten müssen."

Womöglich hilft auch in solchen Situationen die große Erfahrung von Anatoli Timoschtschuk. Der ehemalige Bayern-Akteur verdient sein Geld inzwischen als einziger EM-Teilnehmer in Kasachstan und ist mit seinen 37 Jahren sportlich längst über dem Zenit. Doch Fomenko nominierte den Spezialisten für defensive Aufgaben trotzdem für die erste EM-Endrunde, für die sich die Ukraine sportlich qualifizieren konnte. 2012 waren sie als Co-Gastgeber gesetzt.

Spielerischen Glanz darf man sich von den Ukrainern nicht erwarten. "Das Wichtigste ist das Ergebnis. Klar ist eine gute Show auf dem Platz schön für die Fans, aber das Resultat zählt", sprach Fomenko Klartext. Gegen Deutschland gab es in fünf Duellen bisher noch keinen Sieg, allerdings gab es gleich drei Unentschieden, wie beim bisher jüngsten Aufeinandertreffen im November 2011 in Kiew (3:3).