Hannes Koza beim Prozess wegen wegen falscher Beweisaussage und Vortäuschung einer mit Strafe bedrohten Handlung .
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„Cäsar“ von Vösendorf: Hannes Kozas Ratgeber für Machtmenschen

Er sei zwar nicht ermordet worden, aber gefallen wie Cäsar, schreibt Vösendorfs umstrittener Ex-Ortschef Hannes Koza in seinem Buch. Darin will er erklären, wie man an die Macht kommt und wie man sie hält. Seine eigenen Skandale arbeitet er nur in Nebensätzen auf.

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Hannes Koza scheint an den internationalen Erfolg seines Buches zu glauben. Hinten im Glossar erklärt er Begriffe, von denen er annimmt, dass sie von einer Leserschaft in Deutschland nicht verstanden werden.

„Wappler: Abwertend für unfähigen, passiven Menschen, ähnlich ‚Trottel‘“, erklärt er etwa. Oder: „Tiefrote Gemeinde: Politisch für SPÖ-dominierte Gemeinde, wie SPD-Hochburg“. „Raunzen: jammern“. Und: „Hinterfotzig: hinterhältig, hinterlistig, unaufrichtig“.

Zur Erinnerung (nicht nur für die deutsche Leserschaft): Hannes Koza war von 2020 bis 2025 Bürgermeister der niederösterreichischen Gemeinde Vösendorf, bekannt für die Shopping City südlich von Wien. Vösendorf war jahrelang eine ‚tiefrote Gemeinde‘. Bis 2020, als Koza die Macht übernahm.

Das kommunale politische Erdbeben kümmerte über die Grenzen Vösendorfs hinaus zunächst kaum jemanden. Koza war außerhalb der Marktgemeinde höchstens wegen seines auffälligen Twitter-Accounts bekannt.

Der tiefe Fall

„Hass, Neid und Missgunst wird schon im Kinderfreunde-Kindergarten gelehrt“, schimpfte er dort einmal über die Kinderfreunde, einen ‚tiefroten‘ Verein, der auch Kindergärten betreibt. Es kam zu einem Rechtsstreit.

Im Jahr 2024 wurde publik, dass Koza Anwaltskosten in dieser Causa der Gemeinde verrechnete – getarnt als Beratung für die Anschaffung eines neuen Feuerwehrautos.

Koza wurde dafür über die Gemeindegrenzen bekannt und holte – trotz Skandals – bei vorgezogenen Neuwahlen sogar die absolute Mehrheit. Seine Opfer-Erzählung schlug voll ein.

Sein Amt verlor er erst wegen einer anderen Causa: Im Dezember des Vorjahres veröffentlichte er ein Foto, das ihn mit einem blauen Auge zeigte. Er sei im Vösendorfer Schlosspark angegriffen worden, so aufgeheizt sei die politische Stimmung im Ort, behauptete er. Die Polizei ermittelte, fand jedoch heraus: Koza hatte den Angriff vorgetäuscht.

Er trat zurück, es kam abermals zu Neuwahlen. Die ÖVP verlor die Absolute. Vösendorf hat nun wieder eine SPÖ-Bürgermeisterin. 

Tipps für Machthungrige

Wer nun denkt, dass Koza erklärt, wie er darauf kam, den Angriff vorzutäuschen und ob er das bereut, dem sei sein neues Buch nicht ans Herz gelegt. 

Denn in „Macht ohne Erbe“ gibt der gefallene Bürgermeister vor allem Tipps, wie man an die Macht kommt und wie man sie hält. Seine Skandale erwähnt er in dem Buch höchstens in Anspielungen in Nebensätzen.  

In einem Kapitel, in dem er über die unterschiedlichen Zugänge zur Macht von Cäsar und Augustus im Römischen Reich philosophiert, heißt es in einer Bildunterschrift: „Augustus halte ich für den größten aller Herrscher, obwohl ich selbst leider eher wie Cäsar gehandelt habe. Ich wurde zwar nicht ermordet, scheiterte aber genauso.“

In einer weiteren Bildunterschrift in einem anderen Kapitel heißt es: „Sei auf der Hut und spiel das Spiel mit, sonst scheiterst du, genauso wie ich.“ In diesem Teil des Buches zählt Koza Verhaltensregeln auf, die dabei helfen sollten, an der Macht zu bleiben: „Sei immer auf der Hut und vertraue niemandem“, heißt es da etwa. „Nutze die Talente anderer, um deine Ziele zu erreichen, aber sorge immer dafür, dass der Erfolg klar dir zugeschrieben wird“, lautet ein weiterer Tipp.

Kozas Machtratgeber ist ein Niccolo Machiavelli (“Der Fürst”) für Arme. Dramatische Inszenierungen und symbolträchtige Momente sollten Aufmerksamkeit generieren und die eigene Macht unterstreichen, empfiehlt Koza. Er rät aber auch, dass jede Inszenierung „auf echte Substanz“ gestützt sein sollte. Beim Überfall im Schlosspark hatte er diesen Grundsatz wohl vergessen.

Was befähigt Koza eigentlich dazu, Erfolgsratschläge an machthungrige Politiker und Unternehmer zu erteilen? Er sei „Selfmade-Bürgermeister“, „Enfant Terrible der österreichischen Lokalpolitik“ und habe aus dem kleinen Familienheurigen eine erfolgreiche Gastronomie gemacht, erfährt man im Buch. Dabei habe er „wie ein Bauer im Schach“ nie aufgegeben.

Kozas Mindset: „Jeder ist seines Glückes Schmied.“ „Auch im Tierreich erfüllt die Hackordnung eine wichtige Aufgabe“. Und: „Moral macht dich verwundbar“.

Viele seiner Tipps klingen „skrupellos“, das weiß er selbst. Aber,Koza will eben nicht, dass seine Leser „Wappler“, also „passive Menschen“, sind. „Dieses Buch soll polarisieren und es soll dich anspornen, aufzustehen und etwas zu tun“, heißt es. Alles für die Macht.

Traum von der großen Karriere?

Womöglich hatte Koza selbst von höheren Posten innerhalb der ÖVP geträumt. Er hat nämlich auch Tipps parat, um in einer Partei aufzusteigen: „Die große Vision der Parteiführung konsequent zu unterstützen, während du im Verborgenen deine eigene Basis aufbaust“, rät er etwa und: Du solltest „immer dafür sorgen, dass deine Vorgesetzen dich nicht als Bedrohung sehen“ und „deine wahren Absichten und Pläne immer verschleiern“.  

Neben Kaiser Augustus nennt der Vösendorfer in seinem Buch, das mit zahlreichen KI-generierten Zeichnungen von berühmten Persönlichkeiten in den Druck ging, noch weitere politische Vorbilder: Helmut Kohl, Margaret Thatcher, Erwin Pröll und Wolfgang Schüssel, gehören dazu. Er nennt aber auch Arnold Schwarzenegger, Dietrich Mateschitz und Elon Musk.

Koza weiß heute aber: „Wenn du in Skandale gerätst oder dein Verhalten als unethisch wahrgenommen wird, verlierst du deinen Rückhalt ganz schnell. In Zeiten von Medien und sozialen Plattformen wird jeder Fehltritt verstärkt“.

Im Glossar am Ende wird übersetzt: „Hät I, tät I, war I: Synonym für Ausrede. Wenn ich hätte, würde ich, wäre ich…“ Hätte er nur keinen Angriff erfunden. An eine Rückkehr in die Politik scheint er nicht mehr zu denken – er ist jetzt für „Coaching, Workshops und Seminare“ buchbar.

Das Buch von Hannes Koza erscheint am 5. Dezember im Eigenverlag und kostet 21,90 Euro.  

Konstantin Auer

Konstantin Auer

seit 2025 im Digitalteam des profil, davor bei PULS24 und Kurier. In seinen Recherchen geht es meist um soziale Ungerechtigkeiten, menschliche Abgründe und juristische Herausforderungen im Graubereich zwischen Chronik und Politik.