Die Ibiza-Affäre: Der Mann, der Strache aufs Kreuz legte

Ein 38-Jähriger Wiener Sicherheitsberater war einer der Drahtzieher der Operation "Ibizagate".

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Wer waren die Leute, die Johann Gudenus und Heinz Christian Strache in eine Falle lockten - und warum? Seit Veröffentlichung des Videomaterials durch „Süddeutsche Zeitung“ und „Spiegel“ am 17. Mai wurde wild spekuliert – und langsam lichten sich die Nebel. Die Online-Plattform eu-infothek.com berichtete gestern vom Wiener Rechtsanwalt M., der Johann Gudenus Monate vor dem verhängnisvollen Ibiza-Abend mit den beiden Lockvögeln (ein Mann und eine Frau) zusammengebracht haben soll, das war so auch in „Kurier“ und „Die Presse“ nachzulesen (Gudenus hat das zwischenzeitlich bestätigt). Die Plattform eu-infothek wird von Gert Schmidt betrieben, der sich eigentlich dem Kampf gegen das illegale Glücksspiel verschrieben hat (und dabei Schnittmengen mit Novomatic hat, wobei er stets Wert auf die Feststellung legt, nicht für den Konzern zu arbeiten).

Mittlerweile ist auch die Identität des männlichen Lockvogels bekannt. Es handelt sich um Julian H., 38, einen österreichischen Staatsbürger, geboren in Wien, von Beruf Sicherheitsberater, ein langjähriger Bekannter des Rechtsanwalts M.

H. soll die Operation federführend geplant und durchgeführt haben, auf dem Ibiza-Video saß er neben der angeblichen russischen Oligarchennichte; er ist auf den bisher gezeigten Clips nicht zu sehen. Er soll auch die Verhandlungen mit den Medien geführt haben („SZ“ und „Spiegel“ haben bereits mehrfach ausdrücklich betont, für das Material nicht bezahlt zu haben).

Julian H. ist seit Jahren in der Sicherheitsbranche tätig, zuletzt war er geschäftsführender Gesellschafter einer Detektei in München, wo er zumindest teilweise lebt. Er hat oder hatte darüber hinaus auch Wohnadressen in Wien und Luxemburg. Nach profil-Recherchen ist er IT-Fachmann und hat eine Spezialausbildung an einer israelischen Sicherheitsakademie durchlaufen - das behauptet zumindest sein ehemaliger Kollege und Vorgesetzter Sascha Wandl (siehe auch Update). H. ließ mittlerweile über eine Berliner Anwaltskanzlei ausrichten, dass er über keine derartige Ausbildung verfüge. Weitere Details zu seiner Person veröffentlicht profil aus medienrechtlichen Erwägungen vorerst nicht. Es ist auch weiterhin unklar, wer den Auftrag zu dieser Operation gab – und wer diese schlussendlich bezahlte.

Update um 16:18: profil konnte nun mit Julian H.s früherem Chef (in der Münchner Detektei) sprechen: Sascha Wandl, auch er ein österreichischer Sicherheitsberater, auch er kein Kind von Traurigkeit. "Ich habe ihn ausgebildet. Die ganze Ibiza-Geschichte trägt meine Handschrift. Ich war in diese Sache allerdings nicht involviert. Ich habe seit 2016 keinen Kontakt mehr zu ihm."

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Michael   Nikbakhsh

Michael Nikbakhsh

war bis Dezember 2022 stellvertretender Chefredakteur und Leiter des Wirtschaftsressorts.