Leak, lass nach!

CIA-Spionage: Leak, lass nach!

Was von der Aufregung um CIA-Spionage in Smartphones, TV-Geräten oder Computern zu halten ist.

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Sie kleben Ihre Kamera auf dem Handy zu, weil Sie fürchten, dass jemand Sie beobachtet? Sie glauben, dass irgendwer Ihre SMS liest? Seit vergangener Woche wissen Sie wenigstens warum: Der US-amerikanische Auslandsgeheimdienst CIA betreibt - wenig überraschend - eine Abteilung, die sich damit beschäftigt, technische Geräte zu manipulieren, vom Smartphone über Smart-TVs bis zum Desktop-Computer. Das geht aus mehr als 8000 Dokumenten hervor, die vergangene Woche von der Enthüllungsplattform WikiLeaks veröffentlicht wurden.

Doch dass Smartphones und andere mit Computerchips ausgestattete Geräte in Abhöranlagen umfunktioniert werden oder manipuliert werden können, wissen nicht nur Geheimdienstler seit Jahren. Im Unterschied zu den Enthüllungen von Edward Snowden über die flächendeckende Überwachung des Internets zeigen die CIA-Leaks Methoden auf, mit denen einzelne Personen angepeilt werden können.

Kurz: Der Leak bestätigt etwas, das alle Beteiligten irgendwie wussten - oder zumindest ahnen konnten. Es wäre auch fahrlässig, hätten die US-Geheimdienste jegliche Forschung und Entwicklung in der Spionage-Branche einfach ihren russischen, chinesischen oder europäischen Konkurrenten überlassen. Auch das österreichische Bundesheer beschäftigt eine Internetabteilung, die sich laut eigenen Angaben mit "offensiven Maßnahmen“ auseinandersetzt und geheim hält, was das im Detail heißt.

Schadsoftware-Sammlung?

Die nun aufgetauchten Dokumente lesen sich wie ein Techniker-Chatroom, in dem zum Beispiel darüber nachgedacht wird, wie Chips von selbst fahrenden Autos manipuliert werden können. WikiLeaks behauptet, auch eine umfangreiche Schadsoftware-Sammlung der CIA von einem Informanten erhalten zu haben, diese aber aus Sicherheitsgründen nicht zu veröffentlichen. Über all dem steht die Frage, wie der Rechtsstaat seine Geheimdienste kontrolliert.

Die Affäre platzt mitten in eine aufgeheizte politische Debatte: US-Präsident Donald Trump führt seit Wochen eine Vendetta gegen die Geheimdienste, die wegen - möglicherweise illegaler - Kontakte zu russischen Staatsvertretern während seines Wahlkampfs und danach ermitteln. Er selbst behauptet, es handle sich um eine Verschwörung der Demokraten, wofür er jedoch keinerlei Beweise vorlegt.

Nur wenige Tage bevor WikiLeaks die CIA-Dokumente vergangenen Dienstag online stellte, schrieb Trump sogar auf Twitter, sein Vorgänger Barack Obama habe ihn abhören lassen. Auch dafür blieb er jeden Beweis schuldig.

Trumps politische Gegner vermuten hinter dem Leak ein weiteres Ablenkungsmanöver. Schon im Wahlkampf veröffentlichte Wiki-Leaks - auffällig zeitnah - Tausende E-Mails, die Hillary Clinton schadeten und von Trumps eigenen Affären ablenkten. Ob geplant oder nicht: Die CIA-Leaks passen jedenfalls ins Bild, das der 45. US-Präsident von der Allmacht der ihm unterstellten Geheimdienste zeichnet. Demnach gebe es einen Staat im Staat, der sich gegen Donald Trump und seine Anhänger verschworen habe.