US-Militärschlag in Syrien?

Russland blockierte US-Resolutionsentwurf - Auch zwei russische Vorlagen abgelehnt - Debatte in Washington über Rechtmäßigkeit eines möglichen US-Angriffes in Syrien.

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Die Spaltung des UNO-Sicherheitsrats im Umgang mit Syrien ist am Dienstag wieder offen zutage getreten: Russland legte erwartungsgemäß sein Veto gegen einen von den USA vorgelegten Resolutionsentwurf zu dem jüngsten mutmaßlichen Giftgasangriff in Syrien ein.

In dem Entwurf wurde ein neuer "unabhängiger Mechanismus" zur Untersuchung der Giftgasvorwürfe vorgeschlagen. Zwei von Russland zur Abstimmung vorgelegte Resolutionsentwürfe wurden ebenfalls abgelehnt.

Gegen den US-Entwurf stimmte am Dienstag außer Russland lediglich Bolivien. China enthielt sich der Stimme. Moskau, das im Syrien-Konflikt auf der Seite der Regierung von Machthaber Bashar al-Assad steht, hatte zuvor bereits elf mal mit seinem Veto UNO-Resolutionen zu Syrien blockiert.

Die USA und andere westliche Staaten werfen Russland vor, für mutmaßliche Giftgasangriffe im syrischen Duma (Douma) am Samstag mitverantwortlich zu sein, bei denen nach Angaben von Hilfsorganisationen bzw. die UNO rund 50 Menschen starben. Nach Angaben des US-Außenministeriums waren es mindestens 85 Menschen, wie Ministeriumssprecherin Heather Nauert auf Basis von US-Erkenntnissen sagte. "Was wir glauben zu wissen ist, dass es eine Form von chemischer Waffe war, die bei diesem Angriff in Syrien eingesetzt wurde, und dass mindestens 85 Menschen getötet wurden, von denen wir bisher wissen." Es habe sich um die neunte Attacke mit chemischen Waffen seit Jahresbeginn in Syrien gehandelt. "Das ist nicht akzeptabel", sagte Nauert. Es sei auch bekannt, dass nur bestimmte Kräfte in Syrien Zugang zu Chemiewaffen hätten. Es sei ferner bekannt, dass nicht alle Kräfte Zugang zu den Systemen hätten, mit denen Chemiewaffen abgeschossen werden.

Droht US-Angriff?

Der russische UNO-Botschafter Wassili Nebensja warf den USA vor, den vorgelegten Resolutionsentwurf als "Vorwand" für einen möglichen Militäreinsatz in Syrien verwenden zu wollen. "Wir nutzen das Veto, um internationales Recht, Frieden und Sicherheit zu wahren und sicherzustellen, dass Sie den Sicherheitsrat nicht in Ihre Abenteuer hineinziehen", sagte Nebensja. Mit Blick auf einen drohenden US-Angriff in Syrien forderte Nebensja die USA auf, "zu Sinnen zu kommen".

Die US-Botschafterin bei der UNO, Nikki Haley, warf Russland ihrerseits vor, die Glaubwürdigkeit des Sicherheitsrats aufs Spiel zu setzen. "Immer, wenn wir etwas Sinnvolles zu Syrien vorschlagen, legt Russland sein Veto ein", sagte Haley.

Zwei anschließend zur Abstimmung vorgelegte russische Resolutionsentwürfe über eine Untersuchung von Chemiewaffen in Syrien wurde ebenfalls abgeschmettert. Gegen den ersten Entwurf stimmten neun Mitglieder des Sicherheitsrats. China und vier weitere Mitglieder unterstützten Russland, zwei Staaten enthielten sich. Für den zweiten von Russland eingebrachten Entwurf stimmten fünf Mitglieder und vier dagegen. Es gab sechs Enthaltungen.

In den USA ist unterdessen eine Debatte über die rechtliche Grundlage für ein mögliches militärisches Eingreifen in Syrien entbrannt. Am Dienstag meldeten sich mehrere US-Senatoren beider großer Parteien zu Wort. Die republikanische Seite vertrat mehrheitlich die Ansicht, Präsident Donald Trump habe die Legitimation für einen limitierten Angriff. Die meisten Demokraten erklärten, dies wäre ein Gesetzesbruch.

Russland droht USA mit Vergeltungsschlägen bei Angriff auf Syrien

Der russische Botschafter im Libanon hat den USA mit Vergeltungsschlägen gegen ihre Streitkräfte gedroht, sollten sie Syrien mit Raketen angreifen. "Wenn es einen Angriff der Amerikaner geben sollte, dann ... würden die Raketen abgeschossen", sagte Botschafter Alexander Sasypkin am Dienstagabend dem Hisbollah-Fernsehsender al-Manar.