Woran glaubt Trump?

Über den Glauben des US-Präsidenten ist relativ wenig bekannt.

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"Ich möchte für Arnold und seine Zuschauerzahlen beten", beim traditionellen "National Prayer Breakfast", organisiert von einer christlichen Stiftung, rief Trump Anfang Februar zum Gebet für Arnold Schwarzenegger und die Einschaltquoten der Sendung "The Apprentice" auf. Eine seltsam anmutende Geste. Einerseits, weil Trumps Aussage ein Twitter Streit mit Arnold Schwarzenegger vorausgegangen war, der Trump als Moderator der Sendung nachfolgte, andererseits, weil Trump sich generell kaum mit religiösen Bekenntnissen "aufhält". Wenn er es tut, dann wirkt er dabei unbeholfen, fast unehrlich. In einem Interview mit Bloomberg im Jahr 2015 gab Trump an, er "liebe die Bibel", als der Moderator ihn daraufhin nach seiner liebsten Stelle fragt, winkt Trump ab, die Frage sei ihm "zu persönlich".

Zwei Drittel der US-Amerikaner sehen es als wichtig an, dass der US-Präsident einen starken Glauben hat. Fast 40 Prozent fanden, dass dieses Thema im vergangenen Wahlkampf zu kurz kam. Trotzdem konnte sich Trump in den Augen der vieler Wähler als "Hüter" der Religionsfreiheit positionieren. Dies lag auch an einem Brief aus 2015, der im Zuge der geleakten Clinton E-Mails an die Öffentlichkeit kam, darin schreibt Clintons Kampagnenchef John Podesta über die Pläne der Demokraten, nach der Wahl gegen die katholische Sexualmoral und Geschlechterordnung einzutreten. Diese Aussagen stießen viele mächtige Kirchenorganisationen vor den Kopf, die sich von Clinton ab und Trump zuwendeten. Trotz dreimaliger Hochzeit, Pussy-Grabbing-Sager und anderen Peinlichkeiten, war Trump bei weißen gläubigen Christen gleich erfolgreich oder erfolgreicher als die republikanischen Kandidaten der jüngeren Vergangenheit, George W. Bush, John McCain und Mitt Romney. Und das, obwohl Trumps Glauben keine große Rolle in seiner Kampagne spielte.

Woran glaubt Trump?

Trump definiert sich selbst als Presbyterianer. In den 1960er-Jahren werden die Trumps zu Anhängern des populären Pastors Norman Vincent Peale. Peale war damals über seine Kirche hinaus bekannt und predigte die Kraft des positiven Denkens: "Einstellungen sind wichtiger als Fakten." Ein Grundsatz, der sich heute in Trumps Politik zu manifestieren scheint. Peales Buch "Die Kraft des positiven Denkens" wurde zum Bestseller und seine Kirche in Manhattan zum Anlaufpunkt für Wohlhabende und Stars. In seinen Predigten hielt er oft Fürsprache für den Kapitalismus und spickte sie mit Erfolgsgeschichten von Geschäftsmännern. Trump und Peale entwickelten eine enge Freundschaft, Peale hielt die Zeremonie bei Trumps erster Hochzeit und begleitete das Begräbnis seiner Eltern: "Er fand ich sei sein großartigster Schüler aller Zeiten", so Trump über Peale. Seit einigen Jahren zählt Trump auch Paula White zu seinen spirituellen Beratern, auch White predigt eine stark optimistisch und unternehmerisch geprägte Botschaft: "Finde deine Leidenschaft im Leben und finde einen Weg Geld zu machen."

Kritik von der presbyterianischen Kirche

Doch nicht zuletzt sein "Muslim Ban" brachte Trump heftige Kritik von religiöser Seite ein, auch aus der presbyterianischen Kirche. Reverend J. Herbert Nelson, Direktor der presbyterianischen Kirche in den USA, nannte das Dekret ein "Fehlurteil": "Presbyterianer haben keine Angst vor dieser sogenannten 'Terrorgefahr'. Wir fürchten uns nicht, weil wir uns zum Glauben an Jesus bekennen, der die Welt als Flüchtling betrat."

Die Vatikan-Connection

Über eine wachsende Fangemeinde kann sich Trump hingegen im Vatikan freuen, wie profil in der Titelgeschichte "Wölfe im Vatikan" beschreibt. Trumps Chefstratege, Stephen Bannon, seinerseits Katholik und Sprachrohr der rechten bis rechtsextremen Alt-Right-Bewegung, pflegt regen Austausch mit dem US-amerikanischen Kardinal Raymond L. Burke. Burke ist der stärkste klerikale Widersacher von Papst Franziskus, dessen zunehmend "linker" Kurs im Vatikan vielen Klerikern ein Dorn im Auge ist. Kurz nach Trumps Sieg publizierte Burke mit drei anderen Kardinalen eine Reihe "zweifelnder Fragen" zu Franziskus "Amoris laetitia", in der er das Spenden der Sakramente an wiederverheiratete Geschiedene befürwortet. Franziskus jedoch ignorierte die Fragen. Die Kardinale machten daraufhin das Schreiben öffentlich - ein Skandal. Die "Washington Post" sieht Burkes Ziel in der Legitimierung extremistischer Kräfte, die die liberale westliche Demokratie abschaffen wollen. Ein Ziel, das Bannon mit Trump in den USA im Großen verfolgt. Mehr dazu im profil vom 27.Februar.