#brodnig: Bitte lächeln

Neue Technik kann vorhersagen, bei welchem Film Sie wann lachen werden.

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Es ist krass, wie durchschaubar wir Menschen für kluge Maschinen werden. Disney hat zum Beispiel eine Technologie entwickelt, die Emotionen an unseren Gesichtern ablesen und vorhersehen kann, wie viel wir während eines Films lachen oder schmunzeln werden.

Diese Erfindung wird "Factorized Variational Autoencoders", kurz FVAEs, genannt und soll Disney helfen, den Erfolg eines Films möglichst korrekt vorherzusagen. Bisher haben große Studios ihre Produktionen vor Markteinführung so getestet, dass sie einer repräsentativen Gruppe von Zusehern einen neuen Titel zeigten und diese dazu befragten. Das ist aber ein teurer und wenig zuverlässiger Prozess. Denn Testpersonen können sich oft nicht genau erinnern, bei welcher Szene sie lachten oder wann ihnen das Gesicht einschlief. Die Forscher von Disney Research dachten sich, dass Maschinen das vielleicht besser können.

Werden wir eines Tages am Arbeitsplatz permanent beobachtet, ob wir genug lächeln?

Sie installieren Infrarotkameras in einem Kinosaal und vermessen 68 Gesichtsregionen der Zuseher. Ein sogenanntes neuronales Netzwerk analysiert, an welcher Stelle die Anwesenden lächeln und wann sie lachen - die Software kann mit diesen Daten dann eine Vorhersage treffen. "Nachdem ein Zuseher ein paar Minuten beobachtet wurde, können FVAEs zuverlässig den Gesichtsausdruck dieses Zusehers für den Rest des Films vorhersagen", notieren die Wissenschafter.

Für Disney ist die Erfindung sinnvoll. Es steckt Unsummen in Produktionen wie "Star Wars" oder "Frozen", da soll jede Szene sitzen. Doch natürlich hat solche Technologie ein Missbrauchspotenzial. Werden wir eines Tages am Arbeitsplatz permanent beobachtet, ob wir genug lächeln? Was könnte ein Staat wie China mit einer solchen Technik machen, die ermöglicht, die Gefühle von Bürgern zu überwachen?

Dass Disney uns besser unterhalten will, ist ein charmantes Ziel. Wenn man die schlimmsten Anwendungsformen solcher Technik bedenkt, bleibt aber das Lachen im Hals stecken.

Ingrid   Brodnig

Ingrid Brodnig

ist Kolumnistin des Nachrichtenmagazin profil. Ihr Schwerpunkt ist die Digitalisierung und wie sich diese auf uns alle auswirkt.