"Die EM ist das Salz in der Suppe"

Spielerberater Max Hagmayr über Erfolg und Schmerzen.

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profil: Wirken sich die Erfolge der österreichischen Nationalmannschaft auf Ihre Branche aus? Haben Sie es bei Transfers ins Ausland jetzt einfacher als vor ein paar Jahren? Max Hagmayr: Vor 17, 18 Jahren, als ich angefangen habe, musste ich mir bei deutschen Vereinen oft anhören, dass wir Österreicher ja nur skifahren können. Das hat sich schon vor längerer Zeit geändert, allein durch die vielen österreichischen Legionäre in der deutschen Bundesliga. Aber die EM-Teilnahme ist jetzt das Salz in der Suppe. Besonders wichtig ist so ein Großereignis für Spieler, die sich verändern wollen, wie für Florian Klein. Nach dem Abstieg von Stuttgart ist es vorstellbar, dass Florian im Sommer den Verein wechseln wird, und mit einer guten Leistung bei der EURO kann er sich für einen Transfer empfehlen.

profil: Wie alt muss ein Fußballer mindestens sein, damit Sie ihn unter Vertrag nehmen? Hagmayr: Früher waren die jüngsten Burschen 18 Jahre alt. Heute kommt es vor, dass mich Väter von Zehnjährigen anrufen. Denen sage ich, sie sollen noch ein bisschen Geduld haben, es macht jetzt keinen Sinn. Im Alter von 14, 15 Jahren geht es dann los. Auch die Clubs wollen ja immer noch jüngere Spieler. profil: Wie hält man einen Jugendlichen auf dem Boden, der plötzlich sehr viel mehr Geld verdient als seine Altersgenossen? Hagmayr: Das ist oft nicht einfach. Ich zeig den Jungs dann ein paar Beispiele von Sportlern, die nach der Karriere überhaupt nichts mehr hatten. Und ich erkläre ihnen, wie schwer man außerhalb des Fußballs Geld verdient. Das ist ja vielen gar nicht bewusst. Man muss ihnen klar machen, dass der Sport kein Selbstläufer ist. Ich habe Spieler gesehen, die mit 15 große Talente waren -und mit 18 von den anderen überholt wurden. Ich sag den Jungen immer:'Mentality beats talent.' Das ist mein Merksatz für jeden.

Der persönliche Kontakt ist wichtig. Es muss auch menschlich passen.

profil: Können Sie sich noch entspannt ein Match anschauen wie ganz normale Fans? Oder haben Sie immer schon das nächste Geschäft im Kopf? Hagmayr: Klar kann ich das noch - aber nicht, wenn einer meiner Spieler dabei ist und von einem anderen Verein beobachtet wird. Da bin ich so angespannt, dass hinterher oft die Muskeln in den Beinen schmerzen, als hätte ich selber gespielt. Einmal war der Sportdirektor eines deutschen Vereins in Österreich, um einen meiner Spieler zu beobachten. Leider hatte dieser Kicker einen ganz schlechten Tag. Ich saß neben dem Sportdirektor und hab die ganze Zeit versucht, ihn abzulenken, damit er nicht so viel von der Performance auf dem Platz registriert. Nachher standen wir dann im VIP-Klub an der Bar, und der Spieler kam dazu. Das ist ein eloquenter, lustiger Bursche, und ich hab sofort gemerkt, dass die zwei sich gut verstehen. Also hab ich sie eine halbe Stunde lang allein gelassen. Hinterher war der Vereinsmanager begeistert, und ich hab den Transfer gemacht.

profil: Treffen die Vereine ihre Entscheidungen wirklich aufgrund einer einzigen Begegnung, aufgrund eines Spiels? Hagmayr: Das kommt vor, aber selten. Die meisten Vereine sind professionell aufgestellt und haben umfangreiches Videomaterial von verschiedenen Spielszenen. Trotzdem ist der persönliche Kontakt wichtig. Es muss auch menschlich passen. profil: Ihre Prognose für die EURO? Hagmayr: Ich bin überzeugt, dass Österreich die Gruppenphase übersteht. Danach sehen wir weiter.

Rosemarie Schwaiger