profil vor 25 Jahren: Wie krank ist Alois Mock?

Der Gesundheitszustand von ÖVP-Außenministers Alois Mock und das Recht der Öffentlichkeit auf Information. Das profil vor 25 Jahren.

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Die Mehrheit der Bevölkerung zeigte sich zu Jahresbeginn pessimistisch: 79 Prozent hatten Angst vor Arbeitslosigkeit, 80 Prozent vor steigender Kriminalität und 87 Prozent vor der Zerstörung der Umwelt. "Noch nie in der Zweiten Republik haben sich die Österreicher so sehr gefürchtet", schrieb profil in der Ausgabe vom 11. Jänner 1993. Am erfolgreichsten nützte FPÖ-Chef Jörg Haider diese Angst. Mit seinem Anti-Ausländer-Volksbegehren ("Österreich zuerst") punktete er bei jenen, die sich besonders vor Arbeitslosigkeit, Kriminalität und Masseneinwanderung fürchteten.

Die Furcht vor Ausländern war nicht nur in Österreich verbreitet. "Fremd zu sein ist in diesem Europa eine äußerst unangenehme Sache geworden", resümierte profil. In der EG sei "jede einzelne Regierung bemüht, Asylsuchende loszuwerden. Noch vor der Grenze."

Über die Grenze zwischen der Privatsphäre von Politikern und dem Recht der Öffentlichkeit auf Information gab es angesichts des gesundheitlich angeschlagen wirkenden ÖVP-Außenministers Alois Mock heftige Debatten, die profil zum Anlass für eine Umfrage unter Spitzenpolitikern nahm. Die meisten verneinten die Frage, ob Politiker die Öffentlichkeit über ihren Gesundheitszustand informieren sollten. Krankheit gehöre "zur Privatsphäre", meinte etwa SPÖ-Verkehrsminister Viktor Klima. ÖVP-Wirtschaftsminister Wolfgang Schüssel hielt das Ansinnen für "vollkommenen Blödsinn" und feixte: "Muss ich das nächste Mal einen Aids-Test vorlegen, wenn ich mit meiner Sekretärin telefoniere?"

Alois Mock ist vergangenen Juni im Alter von 82 Jahren verstorben.