profil vor 25 Jahren: Die Dolchstoß-Legende

Haiders "Österreich zuerst"-Volksbegehren und Skifahrerin Anita Wachter im Clinch mit den Medien. Das profil vor 25 Jahren.

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Zu Beginn der Kampagne für sein Volksbegehren „Österreich zuerst“ hatte FPÖ-Obmann Jörg Haider rund eine Million Unterschriften angepeilt. Als in der Eintragungswoche zwei Monate später die Zahl der Unterstützer laut Umfragen weit hinter dieser Erwartung zurückblieb, würzte Haider seine Auftritte nicht nur wie gewohnt mit demagogischen Sprüchen („Wir sind bald so weit, dass Österreicher um die türkische Staatsbürgerschaft ansuchen müssen, damit sie leichter zu einer Gemeindewohnung kommen.“), sondern auch mit einer „gehörigen Portion Selbstmitleid“, berichtete profil in der Ausgabe vom 1. Februar 1993. Bundespräsident, Kirche und „gleichgeschaltete“ Medien hätten sich gegen ihn verschworen, klagte Haider: „Einer, der die Wahrheit sagt, wie ich, der wird diskreditiert.“

Auf die Medien war auch die im Weltcup führende Anita Wachter nicht besonders gut zu sprechen. Nach dem Rücktritt ihrer Kollegin Petra Kronberger galt sie als Österreichs neue „Nummer eins“ im Damen-Skirennsport, was den täglichen Ansturm von Reportern und Fotografen vervielfachte. Eigentlich werde sie von Journalisten „seit drei Jahren immer dasselbe gefragt“, erzählte Wachter. Vor allem, wie es ihr mit ihrem Freund, dem Skifahrer Rainer Salzgeber, gehe und wer von ihnen beiden die höhere Telefonrechnung habe. Nach Petra Kronbergers Rücktritt sei nun als „kleine Abwechslung“ eine neue Frage dazugekommen: „Wie gut waren Sie mit der Kronberger?“