Der Berliner Ampelmann ist mittlerweile weltweit bekannt.

Der Berliner Ampelmann feiert Geburtstag

Urbanes Goldgräbertum

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Die Geschichten der beiden Stadtsymbole - Wiener Würfeluhr und Berliner Ampelmännchen - hätte kaum ähnlicher verlaufen können. Auch in der Spreestadt war es der Initiative eines Einzelnen zu verdanken, dass die Männchen, die heute mindestens so bekannt sind wie der schon wesentlich länger dienende Berliner Bär, überhaupt noch existieren - nämlich dem Industriedesigner Markus Heckhausen.

Nach der Wiedervereinigung sollten sie, wie so vieles aus dem alltäglichen DDR-Leben, aus dem Straßenbild verschwinden. Man argumentierte damit, dass die Männchen, die 1961 der Verkehrspsychologe Karl Peglau entworfen hatte, elektronisch veraltet und symbolisch sowieso daneben wären.

Ursprünglich wollte Heckhausen aus den lieblos entsorgten Figuren Lampen machen. Das "Rohmaterial“ dafür sammelte er bei abmontierten Straßenampeln. 1996 verkaufte er sein erstes Modell und lernte unmittelbar danach Peglau kennen, der ihm alles über die Entstehung des Verkehrssymbols erzählte. Heckhausen schrieb die Geschichte auf und präsentierte sie als Buch, gemeinsam mit dem von ihm entworfenen Prototypen. Das gewaltige Medienecho machte die Männchen nun auch in West-Deutschland zum Star. So entstand die Idee, weitere Ampelmännchen-Produkte zu designen. Gemeinsam mit seiner Frau Barbara Ponn brachte Heckhausen 1999 die erste erweiterte Kollektion mit T-Shirts, Magneten, Schlüsselanhängern oder Flaschenöffnern heraus. Seit 2005 wird das Männchen in ganz Berlin und verschiedenen anderen deutschen Städten auch wieder bei Verkehrsampeln verwendet.

Mittlerweile beschäftigt das Unternehmen 120 Mitarbeiter, übersprang 2014 die Zehn-Millionen-Euro-Umsatzmarke und umfasst heute 600 unterschiedliche Produkte, wobei die Ampelmann-Gummibären Hero-Status genießen. Vor drei Jahren eröffnete die Firma am Berliner Kurfürstendamm - prominenter geht’s nicht - ihr erstes Café, zusätzlich zum bereits existierenden Restaurant in den historischen U-Bahn-Bögen nahe den Hackeschen Höfen.

Auch Karl Peglau ging mit seiner Erfindung als Sieger hervor: Unmittelbar nach dessen erstem Zusammentreffen mit Markus Heckenhausen diente der Psychologe, bis zu seinem Tod im Jahr 2009, dem Unternehmen als Berater.