Sockenmonster

Was haben "La Traviata" und Sandalen mit Socken gemeinsam?

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Hollywoodfilme wie "The Royal Tenenbaums“ oder Musik-Videos von Lady Gaga schaffen das. Aber es passiert eigentlich nie, dass im Zuge einer Opernvorstellung ein Modetrend entsteht. Bis auf das eine Mal im Jahr 2005, als sich Anna Netrebko bei den Salzburger Festspielen als barfüßige Violetta "La Traviata“ selbst für jene zur Legende hochsang, die mit Oper sonst so gar nichts am Hut haben. Seither muss jede Sängerin dieses Genres, die schnell Erotik versprühen soll, die Schuhe ausziehen. Der Trend hat längst die Bühne der Massen erreicht - auf Facebook und Instagram wimmelt es nur so von unbeschuhten, weiblichen Füßen. Anstelle ihrer Gesichter posten Frauen ihre fein lackierten Zehennägel, unabhängig von Einkommen, Aussehen und Alter.

Schlaue Designer brachte dies offenbar zu Überlegungen, wie sich das Faible für Extremitäten kapitalisieren lässt. Das Ergebnis ist erschütternd, denn es heißt: Socke. Gucci gräbt die weiße Tennissocke aus, Prada die graue Wollsocke, Hilfiger die Omisocke in Knallbeige. Damit die Fesselkiller besser zu bewundern sind, werden sie unter Sandalen getragen. Am besten etwas schlampig und leicht ausgebeult. Wer nun an den Herbst und all die drohenden Socken-Profilbilder denkt, dem wird schon jetzt ganz blümerant. Und dann - wieder Anna. Ausgerechnet die Diva, die sich im echten Leben gern auf modische Gratwanderungen begibt, schickte kürzlich jene Nacktheit stilvoll in die Saisonverlängerung, die von Frauen als natürlich und von Männern als sexy empfunden wird: Sie postete ein Foto von ihren Händen.