Hippe Literatur

Lauren Leigh Kelly verwendet Hip-Hop Songtexte als Lernunterlage.

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In Zeiten von YouTube, Social Media und Netflix ist es nicht leicht, Jugendliche an Literatur heranzuführen. Man kann versuchen, sie auszutricksen, indem man Brücken baut. Aber meist riechen die Kids den Braten und geben dem Lehrer nicht mal Zeit, seine schönen Baupläne auszurollen. Also wählte Lauren Leigh Kelly, eine Englisch-Lehrerin in Long Island im US-Bundesstaat New York, den direkten Weg - und nannte ihr Fach einfach "Hip-Hop Literature and Culture“: Mittels einschlägiger Songtexte, Musikvideos und Filmszenen wollte sie ihre Schüler dazu bringen, sich fürs Schreiben und für die Erforschung von Hintergründen zu begeistern.

Warum ausgerechnet Hip-Hop-Texte? "Weil sich in ihnen besonders spiegelt, was in der Welt passiert.“ Also bat sie die Schüler anhand von Texten, die ihnen gut gefielen, Fragen zu stellen, um ein tieferes Vordringen ins jeweilige Thema zu fördern. Die Antworten darauf erfolgten schriftlich. Eine weitere Aufgabe bestand darin, "Literatur-Kritiken“ zu Hip-Hop-Songs zu verfassen, eine dritte einen speziellen Aspekt hervorzuheben - etwa Rassismus, Sozialschicht oder Gender - und daraus ein Referat vorzubereiten.

Als Abschlussarbeit sollten die Schüler eine Hip-Hop-Autobiografie aufzeichnen in Form eines Essays, Films, Musik-Albums oder einer grafischen Präsentation. Die meisten entschieden sich für den mindestens zwei Seiten langen Essay. Mittlerweile wird Kelly mit Kontaktanfragen anderer Lehrer und Schuldirektoren überhäuft. Deshalb plant sie für diesen Winter ein Hip-Hop- und Poesie-Gipfeltreffen in New York. Sie will ihre Erfahrungen weitergeben und auch andere zum kreativen Wortspiel ermutigen.