Brötchen verdienen

Asylwerber dürfen in Österreich nicht arbeiten - außer in sogenannten Mangelberufen. Ali Ahmadi nützt diese Nische, er will Koch werden.

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In jedem Betrieb gibt es Mitarbeiter, die besondere Leistung bringen. Ali ist einer davon. 500 Brötchen für ein Catering sind für ihn kein Problem“, schwärmt Robert Rötzer in seinem Bio-Café "Parks“ im Grazer Univiertel. Die Schwingtüre zur Küche öffnet sich und ein Bursche in schwarzer Kochuniform mit weißen Knöpfen betritt das Café. Ali Ahmadi hat im April mit einer Lehre zum Systemgastronomen begonnen, kurz darauf ist der 18-Jährige zum Koch-Lehrling aufgestiegen. Eigentlich wartet Ahmadi noch auf seinen Asylbescheid. Arbeiten darf er trotzdem schon. Weil in der Steiermark zu wenig österreichische Arbeitnehmer als Systemgastronom und Koch werken wollen, wird der Arbeitsmarkt für Asylwerber geöffnet. 49 Menschen mit einem laufenden Asylverfahren sind zurzeit in gut 25 Betrieben in der Steiermark beschäftigt.

"Wenn wer ins Team passt, dann ist bei mir immer ein Platz“

Gemeinsam mit seiner Frau führt "Parks“-Betreiber Robert Rötzer zwei Lokale und betreibt ein Catering. Für den ehemaligen Sozialarbeiter, er wurde in einem Online-Voting der "Kleinen Zeitung“ zum "Grazer des Jahres“ gekürt, spielt es keine Rolle, woher seine Mitarbeiter kommen: "Wenn wer ins Team passt, dann ist bei mir immer ein Platz“, sagt Robert Rötzer. Als Ahmadi in seine erste eigene Wohnung zog, standen die Arbeitskollegen mit Geschirrtüchern und Pölstern vor der Tür. Wohnen, das ist in Graz ganz anders als in Teheran. Ahmadis Mutter war einst mit ihren zwei Söhnen von Afghanistan in den Iran geflüchtet. Nur so konnte sie, nachdem ihr Mann ermordet worden war, einer Ehe mit Ahmadis Onkel entkommen. Ahmadi war sechs Jahre alt, als er gemeinsam mit seiner Familie in der Hauptstadt Irans zu arbeiten begonnen hat. "Da kannst du nicht einfach rausgehen wie hier“, sagt Ahmadi, der an freien Tagen gerne durch Graz spaziert. Ohne Papiere werden Afghanen im Iran von der Polizei verfolgt.

Das Erlebte verarbeitet er in seinen Rap-Songs. Der junge Mann will in Graz bleiben, aber er vermisst seine Familie. Er hofft, dass er seiner Mutter und seinem Bruder bald zeigen kann, was er in der steirischen Landeshauptstadt gelernt hat: ein Brot mit Sonnenblumenkernen backen.