sraelis visit a memorial bearing portraits of people taken hostage or killed in the Hamas attack on the Supernova music festival on October 7 at the site of the festival near Kibbutz Reim in southern Israel on April 10, 2024. (Photo by JACK GUEZ / AFP)
Kulturtipp

Nach dem 7. Oktober

Terror ist Terror: Wolfgang Paterno empfiehlt ein Notfallbuch zum Hamas-Überfall auf Israel.

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Eine schöne Langzeitreihe im Berliner Tiamat-Verlag nennt sich „Critica Diabolis“, zu Deutsch etwa: Kritik am Teufel. In den vergangenen Jahren sind beispielsweise die Bände „Israelphobie – Die unendliche Geschichte von Hass und Dämonisierung“ und „Terrorsprache: Aus dem Wörterbuch des modernen Unmenschen“ erschienen, sowie Titel wie „Gesichter des politischen Islam“ und „Rassismus für Einsteiger. Der neue Kollektivismus. Deutschland und der akzeptierte Antisemitismus“. 

Man merkt: Hier arbeitet sich jemand – konkret: Herausgeber und Verlagsgründer Klaus Bittermann – an den drängenden Problemen der Gegenwart und deren Friktionslinien ordentlich ab. Bittermann, Jahrgang 1952, ist der Notfallsanitäter unter den deutschsprachigen Verlegern, was er nun mit dem Band „Nach dem 7. Oktober“ neuerlich unter Beweis stellt: An dem besagten Tag vor einem Jahr griff die Hamas Israel mit einem groß angelegten Raketenbeschuss an. Fast zeitgleich rissen Terroristen der Hamas und verbündeter Verbände die Grenzanlage des nördlichen Gazastreifens ein, drangen in israelische Ortschaften und Kibbuzim vor, ermordeten mindestens 1200 Menschen; noch immer befinden sich zahllose Geiseln aus Israel in der Gewalt der Terrororganisation. 

Der Band „Nach dem 7. Oktober“, der jüngst publizierte Berichte, Essays und Debatten aus „Der Spiegel“, „Süddeutsche Zeitung“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ und „taz“ sowie Originalbeiträge (unter anderem vom Wiener Autor Doron Rabinovici) versammelt, versucht eine Sprache für das Unsagbare zu finden: ein Notfallhandbuch für das genozidale Massaker und dessen Folgen. „Terror ist Terror“, vermerkt der Band: „Terror ist nicht Widerstand, nicht Dekolonisation, nicht Befreiung. Jede Relativierung der Hamas ist antisemitisch, weil der Kern ihrer Ideologie der Hass auf Juden ist und zur Vernichtung aller Juden aufruft.“ 

Wolfgang   Paterno

Wolfgang Paterno

ist seit 2005 profil-Redakteur.