Das gelobte Land

IS: Die Terrormiliz zieht nicht nur radikale Muslime in aller Welt an

IS. Die Terrormiliz zieht nicht nur radikale Muslime in aller Welt an

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Von Petra Ramsauer, Martin Staudinger und Robert Treichler

Wie er in diesem Wiener Innenstadt-Café sitzt, könnte man meinen, Abu Doumani* sei nach seiner Flucht aus dem syrischen Bürgerkrieg ganz und gar in Europa angekommen: Stilsicher westlich gekleidet und glatt rasiert, würde er mit seinen dunklen Haaren jederzeit als Italiener oder Spanier durchgehen. Er spricht fließend Englisch, hat inzwischen leidlich Deutsch gelernt und hält sich über die aktuellen Ereignisse im Land auf dem Laufenden.

Er ist dankbar, mit seiner Familie in Österreich Aufnahme gefunden zu haben. Er schätzt die Sicherheit und die Freiheit in seinem Exil. Er macht sich Sorgen, dass der Streit um das neue Islam-Gesetz zu einer Radikalisierung der hier lebenden Muslime führen könnte. Das müsse verhindert werden, sagt Abu Doumani.

Sich selbst bezeichnet er als konservativen sunnitischen Gläubigen. Extremistische Anwandlungen hat er in mehr als einem dutzend Gesprächen, die profil in den vergangenen drei Jahren mit ihm führte, nie erkennen lassen.

An diesem Tag Ende Oktober sind die Zeitungen, die im Café aufliegen, wieder einmal voll von den Gräueltaten der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS): Enthauptungen vor laufender Kamera, brutale Unterwerfung Andersgläubiger, Versklavung von Frauen, Steinigungen.

„Der IS wird siegen“, sagt Abu Doumani: „Ich bete, dass es bald so weit sein wird. Denn dann können wir endlich heimkehren. Und ich kenne viele, die so denken wie ich.“

Das „Kalifat“, das der IS in weiten Teilen Syriens und des Irak errichtet hat, ist so etwas wie der Gegenentwurf zur freien, westlich-demokratischen Gesellschaft: religiöse Gewaltherrschaft nach den prä-modernen Gesetzen einer angeblich göttlichen Offenbarung, durchgesetzt mithilfe fundamentalistischer Todesschwadronen.

Es gibt nur eines, was das Entsetzen darüber aus westlicher Sicht erträglich macht: den IS als Phänomen abzutun, das nur Ultra-Extremisten, Soziopathen und andere Verrückte in seinen Bann zieht.

Doch das ist viel zu simpel. Die Anziehungskraft des IS erfasst auch unzählige Muslime in aller Welt, die nichts mit Krieg, Terror und Unterdrückung im Sinn haben – etwa, weil sie all das leidvoll erlebt haben, so wie Abu Doumani in Syrien; die aber trotzdem lieber heute als morgen in das Kalifat der Terrormiliz übersiedeln würden.

Es muss also jenseits der Begeisterung für den bewaffneten Dschihad etwas geben, das den IS attraktiv macht, so unverständlich das aus westlicher Perspektive auch erscheinen mag.

1. Die Erinnerung
Ein Kalifat auszurufen, wie der Anführer des sogenannten „Islamischen Staates“, Abu Bakr Al-Baghdadi, es getan hat, ist anachronistisch, anmaßend – und verführerisch. Das mag angesichts der Gewalt-orgie des IS absurd wirken, aber bei Muslimen kann der Begriff Kalifat Erinnerungen wachrufen, die im kollektiven Gedächtnis der Glaubensgemeinschaft als Fragmente einer guten alten Zeit gespeichert sind. Historische Fakten vermischen sich dabei mit glorifizierten Schilderungen und utopischen Fantasien. Das Ergebnis ist die schemenhafte Vorstellung von einem Gelobten Land. Eine Gallup-Umfrage ergab vor einigen Jahren, dass zwei Drittel aller Muslime weltweit das Wort „Kalifat“ mit positiven Assoziationen verknüpfen.

Der Begriff hat etwas Märchenhaftes an sich. Es war einmal eine religiöse Weltmacht, deren Einflussbereich sich von der Atlantikküste über Nordafrika und die Arabische Halbinsel bis zum indischen Subkontinent erstreckte. An ihrer Spitze stand ein Kalif, der sowohl politische wie religiöse Autorität verkörperte. Er wurde als Nachfolger Mohammeds angesehen. Solche gottesstaatliche Entitäten waren keine Terror-Regimes. Das Kalifat der Abbasiden etwa mit seiner Hauptstadt Bagdad währte von circa 750 bis 1258, beherbergte eine multikulturelle Gesellschaft und brachte kulturelle und wissenschaftliche Leistungen hervor, die damals einzigartig waren – die wissenschaftliche Methodik selbst wurde ebenda entwickelt.

Kalifate entstanden und verschwanden, die Einigung aller Muslime konnten sie freilich nie herstellen, spaltete doch bereits die Frage, wer rechtmäßiger Nachfolger Mohammeds sei, Sunniten und Schiiten. Doch immerhin existierte ein Machtblock, dessen Raison d’être der Islam war. Zunächst lag dessen Zentrum in Bagdad, dann in Kairo, später in Istanbul. Das letzte von Sunniten allgemein anerkannte Kalifat war jenes der Osmanen, das von 1517 bis 1924 bestand und mit dem Niedergang des Osmanischen Reiches sein Ende fand. Am 3. März 1924 beschloss das türkische Parlament die Abschaffung des Kalifats und die Ausweisung des Kalifen Abdülmecid II. und seiner Angehörigen aus der Türkei. Der 101. Kalif, der nacheinander vier Frauen heiratete und an Politik gänzlich uninteressiert war, verbrachte sein restliches Leben in Paris.

Damit entschlief die Tradition der Kalifate sanft, und vielleicht hätte ihr niemand nachgeweint, wenn nicht die darauf folgenden politischen Systeme in weiten Teilen der islamischen Welt so schrecklich versagt hätten. Erst wurde der Nahe Osten zwischen den europäischen Großmächten aufgeteilt, dann scheiterten revolutionäre, pan-arabische Regime mit ihren Versprechen von Einheit und Freiheit, schließlich rissen fast überall im Nahen und Mittleren Osten mehr oder weniger totalitäre Herrscher und Clans die Macht an sich. Zuletzt ernüchterte der Arabische Frühling alle, die demokratische Ambitionen hatten.

So ist es kein Wunder, dass eine vage Idee von einem reinen islamischen Staat, der, moralisch gefestigt, dem Westen und seiner Einmischung trotzt, bis heute erstrebenswert erscheint – eine politische Alternative, gestützt auf den Koran, Mohammed und eine Vergangenheit, die jedenfalls verlockender ist als die Gegenwart.

Oft war die Motivation, ein Kalifat anzustreben, der Kampf gegen westliche, europäische Feinde. Dadurch behielten auch erfolglose Versuche den Nimbus des heroischen, antikolonialistischen Widerstands. Emir Abdelkadir, ein gegenüber Andersgläubigen höchst toleranter Geistlicher und Feldherr, kämpfte in Algerien gegen die französischen Invasoren und – vergeblich – um einen islamischen Staat. Der Aufstand des Mahdi gegen Ägypter und Briten im Sudan führte Ende des 19. Jahrhunderts zur Errichtung des Kalifats von Omdurman, das jedoch nur 15 Jahre lang hielt. Das Imamat von Dagestan wiederum richtete sich gegen die Eroberung des Nordkaukasus durch die Russen.

Aber wie passen die unmenschliche Gewalt, die Enthauptungen und Hinrichtungen, mit denen sich der IS brüstet, zur Utopie eines lebenswerten Staates? Dieser Aspekt wird von Wohlmeinenden – man könnte auch sagen: von Verblendeten – als kriegerische Phase eines insgesamt viel größeren Projekts gedeutet, ähnlich wie die Periode der Schreckensherrschaft („La Terreur“) im Zuge der Französischen Revolution. Der Plan der Fanatiker, tabula rasa zu machen, soll einen Gründungsmythos schaffen, der jede Form von Skepsis und Opposition von vornherein ausschließt.

Die Gewalt mag viele abstoßen, verlockend bleibt der „Islamische Staat“ durch sein Versprechen, Muslimen einen Zufluchtsort zu bieten, wo westliche Dekadenz, Diskriminierung des Islam und imperialistische Machtpolitik keinen Zutritt haben.

Das vermeintliche Paradies bietet Gottes Wohlwollen, Einheit der Gläubigen und politische Stärke. Doch ein Kalifat im Jahr 2014 ist notwendigerweise ahistorisch, es blendet jegliche Errungenschaften der Moderne aus und ist die Antithese des Pluralismus. Es ist, um im Bild des Glaubens zu bleiben, für die allermeisten die Hölle. So wie das Reich der Terrormiliz IS.

2. Die Gegenwart
Zunächst einmal beruht die Herrschaft des IS auf Unterdrückung: Eine eigene Sittenpolizei überwacht die Einhaltung einer Vielzahl strenger Vorschriften, die auch aus anderen Gebieten unter islamistischer Fuchtel bekannt sind – etwa Vollverschleierung von Frauen in der Öffentlichkeit, Bartpflicht für Männer oder Verbot von westlicher Kleidung, Musik und Tabakkonsum.

Als „perverse Form der Rechtsstaatlichkeit“ bezeichnet der Politikwissenschafter und Islam-Experte Thomas Schmidinger von der Universität Wien die Verhältnisse im Reich des IS: „Wer sunnitischer Muslim ist und sich dem Regime und seinen Regeln unterwirft, ist relativ sicher.“ Auf dem Land werde die Bevölkerung weitgehend in Ruhe gelassen, sofern sie einen Bay’ah – den Treueschwur auf den Kalifen – geleistet hat. Und auch die Sittenpolizei in den Städten dürfte im Allgemeinen eher verwarnen als strafen, so Schmidinger: „Die Islamisten wissen genau: Zu viel Brutalität funktioniert auf Dauer nicht.“

Die Repression hat aber auch einen Aspekt, der sich nur im Hinblick auf die Zustände erschließt, die vor der Machtübernahme durch den IS in weiten Teilen Syriens herrschten. Dort, wo sich der verhasste Staat des Assad-Regimes im Laufe des Bürgerkriegs zurückgezogen und der Anarchie Platz gemacht hatte, wurde die Terrormiliz von vielen zunächst geradezu erleichtert als neue Ordnungsmacht begrüßt – ein Phänomen, das nicht nur aus der Anfangszeit der Taliban in Afghanistan bekannt ist, sondern sogar von den mexikanischen Drogenkartellen.

„Als die Dae’sh (eine abfällige Bezeichnung für den IS, Anm.) kamen, war auf einmal alles anders“, berichtete ein Einwohner von Raqqah bereits im Sommer gegenüber profil: „Es war wie ein Wunder, auf einmal gab es im Bürgerkrieg Sicherheit. Es gab auch wieder Brot.“

Von Beginn an bemühte sich der IS um den Aufbau staatlicher Strukturen in seinem Herrschaftsgebiet. Dank seiner schier unerschöpflichen Geldmittel, die aus dem Ölhandel, dem Entführungsbusiness und den Banktresoren in eroberten Städten stammen, gelang das auch.

„Der IS beginnt wie ein echter Staat zu arbeiten“, sagt Lorenzo Vidino, einer der europaweit führenden Fachleute für islamistische Gruppierungen, der unter anderem an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich lehrt: „Seit zwei Jahren wird das Konzept von Raqqah ausgehend umgesetzt. Inzwischen umfasst es alle vom IS kontrollierten Gebiete und funktioniert überraschend gut.“

Unterhalb des selbst ernannten „Kalifen“ Abu Bakr al-Bagdadi gruppiert sich eine regelrechte Regierung mit Fach-Ministern („Walis“) und Regionalgouverneuren. Die Behörden haben wieder zu arbeiten begonnen, die Versorgung mit Strom, Wasser und Grundnahrungsmitteln dürfte besser klappen als in vielen anderen Staaten und Gebieten der Region.
Das „Muslimische Finanzhaus“ kümmert sich um die regelmäßige und korrekte Bezahlung der öffentlich Bediensteten, das „Erziehungsbüro des Islamischen Staates“ hat Richtlinien ausgearbeitet, an die sich alle Bildungseinrichtungen von der Volksschule bis zur Universität halten müssen.

In Raqqah wurde eine Art Verbraucherschutz eingerichtet, der sich öffentlichkeitswirksam um Hygienestandards in Schlachthöfen kümmert; in der irakischen Millionenstadt Mossul wird ein kostenloses Öffi-System mit Mini-Bussen betrieben, Müll wird entsorgt, kaputte Infrastruktur repariert.
All das schafft auch Jobs in einer Region, die zuvor von endemischer Beschäftigungslosigkeit geplagt war. „Viele Leute haben jetzt Arbeit“, berichtet der 24-jährige Ahmed*, der sich vergangene Woche aus Syrien in die Türkei absetzen konnte.

Das Magazin „Dabiq“, das in Raqqah produziert wird und online auf Englisch erscheint, dokumentiert nicht nur die militärischen Erfolge, sondern auch die zivilen Errungenschaften des Kalifats. Fotos zeigen unter anderem die Behandlung krebskranker Kinder in einem vom IS betriebenen Spital – und glückliche Senioren in einem Altersheim, dessen Speisesaal mit der schwarzen Fahne der Islamisten geschmückt ist.

Die Botschaft ist klar: Es muss nicht jeder, der sich dem IS anschließen will, ein hartgesottener Dschihadist sein. „Der IS sucht nicht mehr primär nach Kämpfern“, so Politikwissenschafter Schmidinger: „Bereits seit einiger Zeit bemüht er sich, Fachkräfte wie Ingenieure, Ärzte und Architekten im Ausland zu rekrutieren.“

Dieser Ruf wird auch in Österreich gerne gehört. „Die wenigsten, die davon fantasieren, nach Syrien zu gehen, nennen als Grund dafür den bewaffneten Kampf“, berichtet ein Wiener Sozialarbeiter, der sich um muslimische Jugendliche kümmert: „Die meisten sagen, dass sie einfach helfen wollen.“

Einen ähnlichen Befund trifft Islam-Experte Lorenzo Vidino anhand einer Analyse zehntausender Online-Unterhaltungen in einschlägigen Chatrooms, die er für die kanadische Regierung durchgeführt hat: „Die Idee, einen alternativen islamischen Staat aufzubauen, gibt vielen einen regelrechten Kick. Sie wollen bei diesem historischen Experiment dabei sein.“
Die Sommerausgabe des Magazins „Dabiq“ setzt ebenfalls auf diese Sehnsucht: „Das ehrliche Leben im Sinne des Dschihads ist nur möglich, wenn ihr sofort eure Sachen packt und ins Kalifat zieht. Bringt eure Eltern, Kinder und Geschwister. Es gibt genügend Häuser für euch und eure Familien“, heißt es darin.

„Die Idee, dass Muslime in einem real existierenden Kalifat den Islam nun endlich so ausleben können, wie sie es möchten, macht den IS so attraktiv“, sagt Moussa al-Hassan Diaw, Religionspädagoge und Mitbegründer von „Netzwerk sozialer Zusammenhalt“, einem österreichischen Präventions- und Deradikalisierungsverein: „Aus der Utopie ist ein konkretes Gebilde geworden.“

3. Die Verheißung
Abu Doumani weiß, was Unterdrückung bedeutet: Er hat fast sein ganzes Leben unter der Herrschaft des syrischen Assad-Regimes verbracht, bevor er nach Österreich flüchten konnte. Ein Kalifat wie jenes, das die IS propagiert, betrachtet er dennoch nicht als Diktatur. „Wir sind konservative Muslime: Weder meine Frau noch ich haben Probleme mit religiösen Vorschriften“, sagt er im Gespräch mit profil.

Das trifft bei vielen Gläubigen auch auf die brutalen Körperstrafen zu, die von der islamischen Rechtpraxis in manchen Ländern vorgesehen sind: Bei einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Pew Research im Jahr 2011 befürworteten 88 Prozent der ägyptischen Muslime die Todesstrafe für den Abfall vom Glauben. 80 Prozent sprachen sich für die Steinigung von Ehebrechern aus, 70 Prozent waren dafür, Dieben die Hand abzuhacken.
Die Bluttaten der Terrormiliz begrüßt Abu Doumani keineswegs – man müsse sie aber im Hinblick darauf bewerten, dass sich der IS derzeit in der Phase des Kampfes um einen eigenen Staat befinde. Diese werde dauern, bis sein Territorium an die Grenze Saudi-Arabiens heranreiche: „Dann ist die Welt gezwungen, Verhandlungen aufzunehmen.“ Und dann sei der Weg frei für einen gerechten, islamischen Staat.

Ist das tatsächlich denkbar? Dass sich im Nahen Osten, unmittelbar an der Grenze der Türkei und damit vor den Toren Europas, ein Kalifat etabliert? Möglicherweise nicht anerkannt, aber angesichts der normativen Kraft des Faktischen zumindest geduldet?

Zumindest eines spricht für diese Möglichkeit: Bislang hat sich keine Macht der Welt der Ausbreitung des IS substanziell entgegengestellt. Um den Vormarsch der Terrormiliz zu stoppen und die bereits von ihr besetzten Gebiete zu befreien, müssten Bodentruppen in großer Zahl zum Einsatz kommen – und das zeichnet sich derzeit nicht ab. „Im Moment sieht es nach Verfestigung aus“, sagt Politologe Schmidinger, der gerade das Buch „Krieg und Revolution in Syrisch-Kurdistan“ (Verlag Mandelbaum) veröffentlicht hat: „Was die Zukunft betrifft, wird es darauf ankommen, wer sich im IS langfristig die Oberhand behält.“

Die Terrormiliz setzt sich aus drei großen Fraktionen zusammen: den internationalen Dschihadisten um den „Kalifen“ al-Baghdadi; Ex-Kadern der irakischen Baath-Partei und Militärs des Regimes von Saddam Hussein; sowie mächtigen sunnitischen Stämmen aus der Region.
„Mit al-Baghdadi und seinen Gefolgsleuten wird eine Koexistenz kaum möglich sein: Sie sind per se expansiv und haben tatsächlich eine Weltherrschafts-agenda mit apokalyptischer Tangente, die keine Staatsgrenzen akzeptiert. Sie meinen es also durchaus ernst damit, halb Afrika und Europa zu erobern“, analysiert Schmidinger.

Mit den ehemaligen Saddam-Getreuen, deren militärisches und bürokratisches Know-how eine maßgebliche Rolle für die derzeitigen Erfolge des IS spielt, hält Schmidinger Verhandlungen hingegen zumindest denkbar.

Und die sunnitischen Stämme, die bei jeder Staatslösung eingebunden werden müssten, verfolgen in erster Linie territoriale Interessen: „Sie wollen in ihrem Gebiet das Sagen und Zugang zu Öl haben, um sich zu finanzieren. Ideologisch sind sie sehr flexibel. Das hat sich etwa gezeigt, als sie nach 2006 gemeinsame Sache mit den US-Truppen im Irak gegen die lokale Al-Kaida gemacht haben“, so Schmidinger. Diese Sollbruchstellen zwischen den Fraktionen lassen erwarten, dass es innerhalb des IS irgendwann zu Konflikten kommt und das Kalifat wieder auseinanderbricht.
Dann müsste Abu Doumani noch lange warten, bis er ausprobieren kann, ob das Leben in einem islamischen Staat tatsächlich seine Hoffnungen und Erwartungen erfüllt.

* Name von der Redaktion geändert

Mitarbeit: Anna Giulia Fink, Tessa Szyszkowitz

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