Traumatische Erinnerungen und wütende Widerrede in Washington

Anhörung zu Kavanaugh: Traumatische Erinnerungen und wütende Widerrede in Washington

Tränen und Zorn im Kapitol: Heftige Emotionen prägten US-Anhörung zu Übergriffsvorwurf gegen Richter Kavanaugh.

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Der Supreme-Court-Kandidat Brett Kavanaugh hat sich vor dem US-Senat in einer aggressiven und aufgebrachten Rede gegen die Missbrauchsvorwürfe der Psychologie-Professorin Christine Blasey Ford verteidigt. Ford hatte ihre Anschuldigungen gegen den Richterkandidaten von US-Präsident Donald Trump zuvor in ihrer Befragung vor dem Justizausschuss bekräftigt und ihn unter Druck gesetzt.

Eine derart mit elementaren Emotionen aufgeladene Ausschusssitzung hat Washington selten erlebt. Eindringlich trug Dr. Ford vor, wie Kavanaugh sie einst sexuell attackiert habe. In einem der ergreifendsten Momente schilderte sie, wie sie besonders das "schallende Lachen" weiter verfolge, das Kavanaugh und ein Freund dabei ausgestoßen hätten.

Wenig später war Kavanaugh dran. "Dieser Nominierungsprozess ist zu einer nationalen Schande verkommen", erklärte der Jurist. Er warf den oppositionellen Demokraten vor, eine politische Kampagne gegen ihn zu fahren. "Seit meiner Nominierung im Juli gab es eine Besessenheit aufseiten der Linken, irgendetwas zu finden, um meine Bestätigung zu verhindern."

Er werde sich davon aber nicht einschüchtern lassen und an seiner Kandidatur für den Obersten US-Gerichtshof festhalten, erklärte Kavanaugh. "Sie mögen mich in der Endabstimmung besiegen, aber sie werden mich nie dazu bringen, aufzugeben." Während seiner fast einstündigen Ansprache wurde seine Stimme mehrfach laut; später kämpfte er wiederholt mit den Tränen. Viele hinterfragten angesichts dessen seine Eignung für den Höchstrichter-Posten.

Neben Ford haben auch mindestens zwei weitere Frauen Missbrauchsvorwürfe gegen Kavanaugh erhoben. Ford erklärte, sie habe wegen des Vorfalls an Angstzuständen, Platzangst, Panik und Symptomen gelitten, die einer posttraumatischen Belastungsstörung ähnelten. Ford kämpfte mit den Tränen, als sie vor der Befragung durch die Senatoren ihr vorbereitetes Statement ablas.

"Ich bin heute nicht hier, weil ich das will", sagte Ford. "Ich habe Angst. Ich bin hier, weil ich glaube, dass es meine Bürgerpflicht ist, Ihnen zu erzählen, was mir passiert ist, als Brett Kavanaugh und ich auf der High School waren." Ford beschrieb detailliert, wie ein betrunkener Kavanaugh in Anwesenheit einer seiner Freunde sexuell übergriffig geworden sei und seine Hand auf ihren Mund gelegt habe, um sie am Schreien zu hindern. "Es war schwer für mich zu atmen, und ich dachte, dass Brett mich versehentlich töten würde."

Sie betonte mehrfach, sie verfolge keinerlei politische Absichten damit, die Vorwürfe öffentlich zu machen. Sie habe versucht, die Anschuldigungen dem Kongress zur Kenntnis zu bringen, als neben Kavanaugh noch weitere Namen für den Posten gehandelt wurden.

Vor den Kongresswahlen Anfang November ist die Personalie Gegenstand einer erbitterten Auseinandersetzung zwischen Trumps Republikanern und den oppositionellen Demokraten geworden. Für diesen Freitag ist eine Abstimmung im Justizausschuss über eine Empfehlung Kavanaughs angesetzt. Danach muss der US-Senat über die Berufung des 53-Jährigen an das höchste US-Gericht abstimmen.

Trump reagierte via Twitter auf die Befragungen von Ford und Kavanaugh: "Richter Kavanaugh hat heute gezeigt, warum ich ihn nominiert habe." Angesichts der zunehmenden Missbrauchsvorwürfe hatte er eine Abkehr von der Nominierung des umstrittenen Richters zuvor nicht generell ausgeschlossen.