Republikaner versus Unionisten: 100 Jahre Nordirland in Bildern
Im nordirischen Konflikt stehen einander katholische Republikaner, die für eine Wiedervereinigung mit Irland kämpfen, und protestantische Unionisten, die bei der britischen Krone bleiben wollen, gegenüber.

Mehr als 80 sogenannte Friedensmauern trennen in Belfast katholische Arbeiterviertel von protestantischen.
In der Nacht auf den 8. April dieses Jahres wird die Friedensmauer durchbrochen. Jugendliche auf der protestantischen Seite fahren so lange gegen das Konstrukt aus Beton, Wellblech und Stacheldraht, bis das Tor nachgibt. Doch durch das Tor zu gehen wagt niemand. Die meisten Jugendlichen waren noch nie auf der anderen Seite.

Nationalisten und Loyalisten randalieren an den Toren der Friedensgrenze, die die beiden Gemeinschaften trennt, in Belfast, Nordirland. Gewalt brach aus, nachdem ein Protest der Loyalisten vor den Toren der Friedenslinie an der Schnittstelle Springfield Road/Lanark Way stattfand. Jugendliche griffen Polizeibeamte an und warfen Benzinbomben auf einen Bus.
Nordirlands Bevölkerungsgruppen stehen einander nach wie vor skeptisch bis feindselig gegenüber. Auf dem in der Nacht auf den 8. April aufgebrochenen Eisentor prangt ein Zitat von Benjamin Franklin aus dem Jahr 1783: "Es gab nie einen guten Krieg oder einen schlechten Frieden." Dem widersprechen viele. Für Loyalisten leitete das Karfreitagsabkommen von 1998 die schlechteste Phase der Geschichte ihres Landes ein: Sie sehen sich als Verlierer des Friedensprozesses.

Newtownabbey bei Belfast, 3. April: Ein Jugendlicher schaut bei den Ausschreitungen zu.
Das geht seit 100 Jahren so. Immer stehen sich dieselben Gruppen gegenüber: katholische Nationalisten, die den Norden mit der Republik vereinen wollen, und protestantische Unionisten, die am Bund mit London festhalten.

Iren demonstrieren 1921 in der Downing Street in London. Die Teilung Irlands zwischen den sechs nordöstlichen Grafschaften und dem Rest Irlands fand am 3. Mai 1921 gemäß dem Government of Ireland Act 1920 statt. Nach dem Unabhängigkeitskrieg und dem im Juli 1921 ausgerufenen Waffenstillstand verhandelten Vertreter der britischen Regierung und die irischen Vertragsdelegierten in London den Anglo-Irischen Vertrag, der am 06. Dezember 1921 unterzeichnet wurde: Der Süden wurde zum Irischen Freistaat.
Die Auseinandersetzung eskalierte mit dem Nordirlandkonflikt, der ab 1968 mehr als 3500 Menschen das Leben kostete. Ihren blutigen Höhepunkt erreichen die "Troubles" am "Blutsonntag" 1972, als britische Fallschirmspringer 14 unbewaffnete Katholiken töten.

Junge Katholiken schleudern am 02. März 1972 in Derry Wurfgeschosse auf britische Soldaten. Wenige Tage zuvor hatten britische Fallschirmjäger 14 katholische Bürgerrechtler erschossen("Bloody Sunday"). Die Irisch-Republikanische Armee (IRA) erklärte, dass ihre unmittelbare Politik nun darin bestehe, "so viele britische Soldaten wie möglich zu töten". Seit der Teilung Irlands im Jahr 1921 kämpft die IRA für einen vollständigen Abzug der britischen Truppen aus Nordirland und eine Wiedervereinigung der irischen Insel.
Mit dem Karfreitagsabkommen von 1998 fand die Gewalt ein Ende. Im neuen Regionalparlament Stormont teilen sich Katholiken und Protestanten fortan die Macht. Die Unterstützung für das Karfreitagsabkommen war zunächst groß. Die Bevölkerung war kriegsmüde und US-Investitionen versprachen den ersehnten Wirtschaftsaufschwung. Doch die weltweite Finanzkrise 2008 verschärfte die wirtschaftlichen Probleme: Es setzte eine Massenarbeitslosigkeit unter Protestanten ein.

Handshake des britischen Premier Tony Blairs (rechts), US-Senator George Mitchells (Mitte) und Irlands Premier Bertie Aherns (links) nach der Unterzeichnung des historischen Abkommens für den Frieden in Nordirland am 10. April.
Als das Vereinigte Königreich am 23. Juni 2016 für den Brexit stimmt, spricht sich Nordirland mehrheitlich für den Verbleib in der EU aus. Die einzige Landgrenze zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich verläuft durch Irland. Anders als Großbritannien bleibt Nordirland Teil des EU-Binnenmarkts.

Loyalisten blockieren den Lanark Way in Belfast. Am 19. April 2021 gingen die Unruhen innerhalb der loyalistischen Gemeinden in Nordirland nach einer Pause für die Beerdigung von Prinz Philip, Herzog von Edinburgh, wieder los.