Fotografin Inge Prader (l.) bei der Fotoausstellung "Faces of
Ethiopia" im Oktober 2011, in Wien.

Das ewige Leben

Fotografin Inge Prader erkundet die Osttiroler Küche.

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Der Mensch kommt ja leider nicht jeden Tag nach Osttirol, was weder an Land noch Leuten liegt, sondern ausschließlich an deren Lage abseits der üblichen Transitstrecken oder Ausflugsrouten. Was der Mensch dadurch verpasst, kann er in einem wunderschönen neuen Buch nachsehen und -lesen, das die Fotografin Inge Prader, eine gebürtige Lienzerin, gestaltet hat. Prader ließ sich, wie Ethnologen das halt so machen, von den Menschen Osttirols an die Hand nehmen und das ­Essen, das diese kochen, zeigen. Sie sah zu, wie Gretl Steiner aus Feld ein Bratl macht oder Moidl Rainer vulgo Abfalter von der Zunig-Alm in Matrei ein Schwarzbeeromelett. Sie holte außerdem Gastbeiträge von prominenten Osttirolern oder Osttirolkundigen wie Heinz Fischer oder Bernhard Aichner ein und außerdem Geschichten von regionalen Autoritäten wie dem Lois Mattersberger vulgo Hanser aus Pichl. Dabei geht es ums Essen, aber auch um Wunderquellen, ums Sauabstechen oder schlicht ums ewige Leben – wie in der Geschichte vom Gille, einem Iseltaler Bauern, der nicht recht wusste, ob nach dem Tod nun noch etwas kommt oder nicht, und der deshalb bei einer Visite den Matreier Landarzt Dr. Winkler befragte: „Dokta, sag du amol: Geits nach dem Sterben epis, oder geits nix?“ Darauf der Doktor: „Morgen woasch es.“

Inge Prader: Wie schmeckt Osttirol?, Verlag Brandstätter, 240 S., 39,90 EUR

Sebastian Hofer

Sebastian Hofer

schreibt seit 2002 im profil über Gesellschaft und Popkultur, ist seit 2020 Textchef dieses Magazins und zählt zum Kernteam von faktiv.