Ess-Fehler

Falsches Essen: Ruinieren wir den Geschmack der Kinder?

Titelgeschichte. Was bei der Ernährung falsch läuft und was man besser machen könnte

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Von Sebastian Hofer und Christian Seiler

Wie gut (oder schlecht) ernähren sich unsere Kinder? Wie zaubert man ein Lächeln auf die Lippen eines Kindes? Man muss nur die blonden Locken schütteln und ein paar Gummibären aus der Tasche zaubern, und schon kreischen alle vor Entzücken. Aber man muss gar nicht Thomas Gottschalk heißen, um Kindern mit einer ordentlichen Dosis Zucker und Farbe eine Freude zu machen. Der kleine Leckerbissen als Belohnung zwischendurch hat große Tradition – und wenn er von den Eltern nicht in die Schultasche gepackt wird, dann können sich die lieben Kleinen ihren Schokoriegel am Schulbuffet besorgen. Sollten sie zu den wenigen Individuen gehören, die nichts Süßes mögen, gibt es halt Kartoffelchips, gesalzene Erdnüsse oder Pizzaschnitten.

Die Freude an derartigen Snacks schlägt, regelmäßig angewandt, freilich aufs Gewicht. Das lässt sich an den Zahlen des österreichischen Ernährungsberichts 2012 unschwer ablesen: 24 Prozent aller Schulkinder zwischen sieben und 14 Jahren sind übergewichtig oder fettleibig – im Vergleich zu der 2008 durchgeführten Untersuchung ist der Anteil der Übergewichtigen um sechs Prozentpunkte gestiegen.

Dieses erschütternde Ergebnis lässt sich auf eingefahrene Ernährungsmuster zurückführen. In Österreich werden überdurchschnittlich viele Fleisch- und Wurstwaren verzehrt, was den Anteil an gesättigten Fettsäuren in die Höhe treibt. Fisch und hochwertige pflanzliche Öle, Lieferanten für ungesättigte Fettsäuren, werden hingegen sträflich vernachlässigt, besonders bei Kindern.

Nicht nur der Zucker-, auch der Salzkonsum ist zu hoch, oft sogar viel zu hoch. Verarbeitete Lebensmittel wie Brot, Wurst und Käse enthalten signifikante Mengen an Salz, die dazu beitragen, dass der tägliche Salzkonsum zuweilen sogar den als gesundheitsschädlich eingestuften Grenzwert von zehn Gramm pro Tagübersteigt.

Pizza und Cola
Das beliebte Kindermenü aus Pizza und Cola oder Eistee schafft es also spielend, sowohl die Grenzwerte für Salz und Zucker zu pulverisieren. Komplexe Kohlenhydrate und Ballaststoffe, die in Gemüse, Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten enthalten sind, bleiben dafür weitgehend auf der Strecke.

Fertig- oder Halbfertigprodukte
Die Tatsache, dass in vielen Familien beide Eltern berufstätig sein müssen oder wollen, schlägt sich direkt auf die Ernährungsgewohnheiten nieder. In den Supermärkten wächst kein Warenangebot schneller als jenes der Fertig- oder Halbfertigprodukte, deren Qualität eher darin besteht, dass sie schnell fertig sind und für den Massengeschmack (viel Salz, viel Zucker) entworfen sind, als dass sie ernährungswissenschaftlichen Erkenntnissen genügen.

Salz-Fett-Zucker-Diät in der Schule
Dabei ist gesunde Ernährung in vielen Familien durchaus ein Thema. Viele Eltern versuchen, wenn sie einmal Zeit zum Kochen haben, die Mahlzeiten abwechslungsreich und ausgewogen zu gestalten. Die Kinder spielen dabei allerdings nicht immer mit. Sie werden in Kindergarten oder Schule mit der bewährten Salz-Fett-Zucker-Diät versorgt und betrachten die ausgesuchten Avocados und Waldpilze auf ihrem Teller mit dem Misstrauen, das kein Fischstäbchen mehr überwinden muss. Das Argument, dass die Avocado gesund für sie sei, ist für Kinder zu abstrakt. Sie wollen, dass es schmeckt – hier und jetzt. Also her mit dem Nutellabrot!

Laut der letzten Nestlé-Ernährungsstudie sind 42 Prozent von 1000 befragten Schulkindern der Meinung, das eine Mahlzeit, bei der viel Gemüse auf dem Teller liegt, „nervt“. Als Lieblingsgerichte gelten, wenig überraschend, Pizza, Pommes und Spaghetti ...

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