Didi Kühbauer (WAC), Zoran Barisic (Rapid), Franco Foda (Sturm Graz), Damir Canadi (Altach) und Peter Zeidler (RB Salzburg) fiebern dem Bundesliga-Start entgegen.
Der Rundum-Check vor dem Bundesliga-Saisonstart

Fußballkolumne: Vorher ist man immer g'scheiter

"Kabinenpredigt", die profil-Fußballkolumne: der Rundum-Check vor dem Bundesliga-Saisonstart.

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Red Bull Salzburg

profil-Prognose: 1.

Es mag kurios klingen, aber möglicherweise ist es in dieser Saison ausgerechnet der Titelverteidiger, der etwas unterschätzt werden könnte. Der oft strapazierte „Aderlass“ ist nämlich bei weitem nicht so groß, wie vielerorts vermutet wird. Im Gegenteil: Der Kader dürfte sogar etwas besser sein als jener, der den Salzburgern zu Ende der letzten Saison zur Verfügung stand. Alle Startelf-Abgänge (Gulacsi, Ilsanker, Sabitzer, Ramalho) wurden gefühlsmäßig zumindest gleichwertig (Stankovic, Yabo, Damari, Miranda) ersetzt – dazu kommt eine ganze Armada an hochtalentierten Jungspunden, die neu zur Mannschaft gestoßen sind. Die wirklich nicht ersetzbaren Führungsspieler wie Martin Hinteregger und Jonathan Soriano wurden gehalten.

Peter Zeidler hat bei Liefering durchaus bewiesen, dass er junge Spieler sehr gut führen kann, stand selbst dabei aber nie wirklich unter Leistungsdruck (die Nachwuchs-Bullen dürfen bekanntlich nicht in die Bundesliga aufsteigen – in Abstiegsgefahr geriet man bislang ohnehin nie). Aus diesem Grund drängen sich mehrere Fragen auf: Ist Zeidler auch in der Lage, eine Mannschaft zu formen, die über längere Zeit gesehen erfolgreich Fußball spielen kann? Was hat er im taktischen Bereich zu bieten? Vermag er es, seine Mannschaft in wichtigen Partien auf den Gegner einzustellen? Ist er auch den internationalen Herausforderungen gewachsen?

Rapid Wien

profil-Prognose: 3.

Bei Rapid scheint man ganz deutlich so etwas wie einen echten Plan, eine echte Vision ausmachen zu können. Man weiß, wo man hin will (nämlich unter die Top 50 Europas) und geht diesen Weg konsequent Schritt für Schritt. Allen voran schreitet Sportdirektor Andreas Müller, der klugen Worten oft ebenso kluge Taten folgen lässt. Zum ersten Mal seit längerer Zeit wurden heuer im Sommer Leistungsträger nicht zu Schnäppchenpreisen verscherbelt, sondern fixe Summen festgesetzt (bei Beric z.B. etwa 5 Millionen), ab denen man sich verhandlungsbereit zeigt. Auch Trainer Zoran Barisic scheint der absolut richtige Mann an der richtigen Stelle zu sein. Dazu kommt die Vorfreude auf das neue Stadion, die man in der Saison 2016/2017 sicher gerne mit internationalen Spielen (am liebsten in der Champions League) einweihen möchte.

Kleine Unsicherheitsfaktoren: Sollten Leistungsträger wie Robert Beric und Philipp Schobesberger bis zum Ende der Transferzeit tatsächlich noch abgegeben werden, wird es wohl schwer, diese kurzfristig adäquat ersetzen zu können. Zudem muss man in dieser Saison seine Heimspiele noch im Ernst Happel-Stadion austragen. Ob dies Stimmungs-technisch ein Vorteil oder Nachteil ist, ist zumindest sehr umstritten.

SCR Altach

profil-Prognose: 5.

Die Vorarlberger waren die Überraschungsmannschaft der letzten Saison – bleibt abzuwarten, ob sie auch das zweite Jahr nach dem Wiederaufstieg ähnlich erfolgreich gestalten können. Austria-Leihgabe Ismael Tajouri wechselte zurück nach Favoriten, dafür konnte man Nicaraguas Nationalteamkapitän Juan Barrera verpflichten. Ansonsten ist im „Ländle“ Vieles beim Alten geblieben, man setzt auf Konstanz. Trainer Damir Canadi stellte bereits letzte Saison unter Beweis, dass er zu den taktisch versiertesten Coaches der Liga gehört. Zudem präsentierte man sich äußerst heimstark. Das Gesamtpaket dürfte zumindest für einen Platz im Mittelfeld reichen.

Sturm Graz

profil-Prognose: 2.

Der Elf aus der steirischen Hauptstadt dürfte heuer Einiges zuzutrauen zu sein. Seit Franco Foda wieder am Ruder ist, hat die Mannschaft eine erstaunliche Entwicklung hingelegt. Zudem hat man sich im Sommer sehr gut verstärkt: Mit Kristijan Dobras, Sascha Horvath oder dem Griechen Charalampos Lykogiannis wurden junge Spieler mit großem Entwicklungspotential geholt - gleichzeitig gelang es, sämtliche Leistungsträger (auch der Leihvertrag von Schalke-Talent Donis Avdijaj wurde verlängert) beim Verein zu halten. Auch das Umfeld in Graz scheint derzeit so harmonisch wie lange nicht. Rechnet man das wieder stark aufkeimende Zuschauerinteresse hinzu, wird klar, dass man Sturm heuer sogar als Außenseitertipp für den Titel auf der Rechnung haben muss.

Wolfsberger AC

profil-Prognose: 8.

Den Kärntnern könnte gefühlsmäßig eine relativ schwierige Saison bevorstehen. Zwar gab es im Kader keine allzu großen Umbrüche (Kerhe wechselte zum LASK, Hellquist kam aus Wiener Neustadt), doch die sehr mäßigen Leistungen zu Ende der letzten Spielzeit sollten durchaus die Alarmglocken schrillen lassen. Wenn es zu verletzungsbedingten Ausfällen von Stammkräften kommt, könnte man leicht wieder in eine Abwärtsspirale geraten. Eines scheint jedenfalls klar: Einen derartig sensationellen Erfolgslauf wie im letzten Herbst, als man lange Zeit sogar Salzburg Paroli bot, wird es heuer wohl nicht geben. Motivationskünstler Didi Kühbauer ist gefordert.

SV Ried

profil-Prognose: 6.

Nach einem turbulenten Sommer inklusive des unrühmlichen Abgangs von Trainer und Ried-Legende Oliver Glasner, der ausgerechnet zum Erzrivalen LASK wechselte, erweist sich eine genaue Prognose bezüglich der Innviertler als schwierig. In Testspielen agierte man teilweise unterirdisch schlecht (1:8 gegen Sparta Prag), dafür gewann man zuletzt im Cup gegen den SV Innsbruck mit dem Rekordergebnis von 15:0. Die hohe Fluktuation im Kader (mit Dennis Thomalla, Thomas Fröschl und Julius Perstaller verließen quasi sämtliche Stürmer den Verein) ist ein weiterer Unsicherheitsfaktor. Es bleibt abzuwarten, ob alle abgegebenen Spieler adäquat ersetzt werden konnten. Zudem muss Trainer Helgi Kolvidsson erst unter Beweis stellen, dass er wirklich das Zeug für die Bundesliga hat. In Wiener Neustadt konnte er bekanntlich gegen Ende der letzten Saison keine entscheidenden Impulse mehr setzen.

Austria Wien

profil-Prognose: 4.

Läutet Neo-Trainer Thorsten Fink in Wien Favoriten eine neue Ära ein? Zumindest scheint – nicht zuletzt aufgrund der bisherigen Transferaktivitäten im Sommer – so etwas wie eine Aufbruchstimmung am Verteilerkreis auzumachen zu sein. Mit ÖFB-Team-Goalie Robert Almer, dem 55-fachen kroatischen Nationalspieler Ognjen Vukojevic, Admira-Abwehr-Chef Richard Windbichler, den Mittelfeldakteuren Olarenwaju Kayode und Roi Kehat, sowie zuletzt Kevin Friesenbichler wurde sehr viel Qualität geholt. Spieler wie James Holland, Florian Mader, Manuel Ortlechner oder Daniel Royer, die allesamt letzte Saison eher enttäuschten, wurden wiederum „aussortiert“. Fink wird wohl etwas Zeit brauchen, seine Stammelf zu finden und die Violetten nach seinen Vorstellungen zu formen. Trotzdem: Die Qualifikation für einen internationalen Startplatz ist mit diesem Kader absolute Pflicht.

SV Grödig

profil-Prognose: 10.

Quo vadis, „Village People“? Mit den Abgängen von Cican Stankovic, Max Karner, Ione Cabrera, Marvin Potzmann, Christoph Martschinko, Stefan Nutz, Philipp Huspek, Tomi, Florian Hart, Simon Handle usw. ist am Untersberg ein Aderlass erfolgt, der wohl kaum zu verkraften sein wird. Quasi die gesamte Startelf aus der Vorsaison hat den Verein verlassen. Kann sich das für den Klassenerhalt ausgehen? Wohl nur, wenn Neo-Trainer Peter Schöttel Großes vollbringt und/oder ein direkter Konkurrent um den Abstieg gewaltig schwächelt.

Admira Wacker

profil-Prognose: 9.

Durchaus möglich, dass Grödigs größte Hoffnung Admira Wacker heißt. Auch in der Südstadt hat man sich in der Transferzeit nämlich nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert. Leistungsträger wie Windbichler, Auer, Kerschbaumer und Sulimani wurden abgegeben, und im Gegenzug wurden bisher ausschließlich Leihspieler zum Verein zurückgeholt. Da es mit einem stärkeren Kader schon letzte Saison gerade noch so eben für den Klassenerhalt gereicht hat, scheint es durchaus denkbar, dass man sich in Maria Enzersdorf heuer endgültig verpokert hat.

SV Mattersburg

profil-Prognose: 7.

Die Aufsteiger hatten in den vergangenen Saisonen bekanntlich mit dem Abstiegskampf nie etwas zu tun – es spricht wenig dagegen, dass sich das mit Mattersburg ändern sollte. Der Kader ist grundsolide und auch Ivica Vastic hat sich als Trainer in der letzten Saison sichtlich „gemausert“. Im Duell mit dem LASK hat man sich in der Ersten Liga dank des ruhigeren Umfelds und stimmigeren Gesamtpakets verdient durchgesetzt. Diese Basis sollte auch für den Klassenerhalt in Österreichs höchster Leistungsstufe reichen.