Bullen-Coach Zeidler mit RB Leipzig-Zugang Omar Damari

Fußballkolumne: Konsequent inkonsequent

Fußballkolumne: Konsequent inkonsequent

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Es bat doch einigen Stoff für Schlagzeilen, was sich da in den letzten Tagen und Wochen alles in der Mozartstadt zugetragen hat: Zunächst das Theater um Marcel Sabitzer, der (aus sportlicher Sicht verständlicherweise) zunächst keine Lust hatte, ausgerechnet das Spieljahr unmittelbar vor der EURO in Frankreich bei RB Leipzig in der Zweiten Deutschen Liga abzuspulen.

Dann u.a. der - wenig überraschende - Wechsel von Stefan Ilsanker, der diesen Schritt ganz freiwillig geht und sich damit womöglich unbeabsichtigt einen kleinen Nachteil in Hinsicht auf Kollers Kaderbenennung für 2016 (die meisten ÖFB-Kollegen sind eben mittlerweile in Topligen engagiert) einhandelt. Schließlich die Trennung von Adi Hütter, der sich einfach nicht als „Ausbildungstrainer“ sehen will und offenbar nie in Betracht gezogen hat, dass wirklich gute, junge Spieler spätestens nach 2, 3 Jahren den Schritt in eine europäische Spitzenliga anstreben könnten; und zuletzt die Installierung von Peter Zeidler, einem „echten“ Ausbildungstrainer, der aus Liefering weiß, wie man mit jungen Talenten umgeht und sie entwickelt.

Die Transferaktivitäten lassen sich nicht wirklich mit der offiziell ausgegebene Maxime vereinbaren, nur mehr ganz junge Spieler holen zu wollen.

Was nun irgendwie jedoch gar nicht in dieses Bild passen will, ist die Transferpolitik der letzten Tage: Da wurde zunächst die 23-jährige Karlsruhe-Offensivkraft Reinhold Yabo verpflichtet - ein Spieler, an dem auch zahlreiche Deutsche Bundeligisten interessiert gewesen sein sollen. Dann folgte die Einigung mit dem brasilianischen FC Sao Paolo-Innenverteidiger Paulo Miranda (26), für den man immerhin bereit war, 2,7 Millionen Euro auf den Tisch zu legen.

Und nun wurde noch Ex-Austria-Goalgetter Omar Damari (26) von Leipzig geholt – Damari soll den fünf Jahre jüngeren Sabitzer ersetzen. Diese Transferaktivitäten lassen sich nicht wirklich mit der offiziell ausgegebene Maxime vereinbaren, nur mehr ganz junge Spieler holen zu wollen. Im Gegenteil: Tendenziell wurden Rohdiamanten wie eben Sabitzer, aber auch z.B. Bruno und Quaschner abgegeben und erfahrenere Spieler geholt.

Es erhöht nicht unbedingt den Werbewert der heimischen Liga, wenn das vermeintliche Aushängeschild eigentlich nur das Farmteam eines deutschen Zweitligisten ist.

Ich halte es übrigens für einen Mythos, dass es allzu viele Akteure im österreichischen Fußball gibt, die wirklich begeistert wären, wenn Red Bull Salzburg zum reinen Leipzig-Ableger verkommen würde. Zum einen ist der „Dosen“-Klub eine allzu schöne Projektionsfläche für Animositäten aller Art (es wäre doch schade, wenn plötzlich der Lieblingsfeind kein ernstzunehmender Konkurrent mehr wäre). Zum zweiten erhöht es nicht unbedingt den Werbewert der heimischen Liga, wenn das vermeintliche Aushängeschild eigentlich nur das Farmteam eines deutschen Zweitligisten ist. Und außerdem profitieren schließlich auch Vereine wie Rapid davon, wenn Salzburg Punkte für die UEFA-Fünfjahreswertung einheimst und sie dann selbst CL-Qualifikation spielen können. Der Energy-Drink-Klub mag nicht sonderlich beliebt sein, für den österreichischen Fußball ist er aber mittlerweile zu einem wichtigen Faktor geworden.

Keine Altherren-Mannschaft mit überteuerten Ex-Stars, aber auch kein international wenig konkurrenzfähiges U 18-Team.

Welchen Weg soll Salzburg also in Zukunft einschlagen? Ich persönlich würde mir wünschen, dass weiter kontinuierlich nach Rohdiamanten wie Kampl und Mane gesucht wird, die man eben nicht nur schnell ausbildet, sondern auch – wie bei den beiden angesprochenen Spielern so geschehen - zwei bis drei Saisonen beim Verein zu halten versucht; zudem wären mehrere echte Aushängeschilder wie Soriano wünschenswert – Routiniers, die nicht nur auf dem Platz glänzen, sondern auch ideale Mentoren für die jungen Spieler abgeben.

Für den österreichischen Fußball wäre es jedenfalls sicher nicht unerfreulich, wenn es weiterhin ein Salzburger Team gäbe, das für Österreich in der UEFA-Fünfjahreswertung so gut punktet wie in den letzten beiden Saisonen und halbwegs regelmäßig unterhaltsame Champions- oder Euro League-Abende abliefert. Dafür braucht es keine Altherren-Mannschaft mit überteuerten Ex-Stars, aber auch kein international wenig konkurrenzfähiges U 18-Team. Am besten eben eine gesunde Mischung. In diesem Sinne: Liebe Salzburger, bleibt ruhig weiter konsequent in eurer Inkonsequenz! Wär ja sonst auch schade um die ganzen Schlagzeilen.

P.S.: Noch eine kleine Anmerkung zur „Causa Sabitzer“: Es liegt leider auf der Hand, dass Ralf R. auch in Zukunft kein großes Interesse haben wird, dass in Salzburg eine international wettbewerbsfähige Mannschaft auf dem Platz steht. Seine Befürchtung? Durch den – vor einigen Jahren eingeführten – CL-Quali-Meisterweg ist es nicht mehr ganz so schwer wie früher, sich für die Gruppenphase zu qualifizieren.

Außerdem wäre ein möglicher CL-Fixplatz für den österreichischen Meister (dieser wurde übrigens von der Bundesliga öffentlich als mittelfristiges Ziel ausgegeben) für RB Leipzig eine mittlere Katastrophe. Dann müsste in Österreich „nur mehr“ der Titel geholt werden und Red Bull hätte Jahr für Jahr eine Mannschaft in der CL. Dies wäre in jedem Fall wesentlich einfacher und günstiger zu bewerkstelligen, als RB Leipzig mittelfristig in der Deutschen Liga irgendwann einmal unter den Top 4 (Plätze 1-3 spielen fix in der CL, der Vierte muss in die Quali) zu platzieren. Gut möglich, dass bei einem solchen Szenario Mateschitz` Fokus plötzlich wieder in die Mozartstadt wechseln könnte.