Auch Munas Dabbur konnte es nicht fassen

Fußballkolumne: Flucht nach vorne!

Warum das Scheitern in der Champions League-Qualifikation für den FC Salzburg noch nie so bitter war wie in diesem Jahr. Und: Warum man sich gerade deshalb nicht vom neu eingeschlagenen Weg abbringen lassen darf.

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Die Erschütterung war allen Beteiligten deutlich anzumerken. Der FC Salzburg (wie der Verein in internationalen Wettbewerben offiziell heißt) hatte sich wieder einmal die Butter vom Brot nehmen lassen und gegen eine in fast allen Belangen unterlegene Mannschaft von Roter Stern Belgrad einen 2:0-Vorsprung verspielt - innerhalb von zwei Minuten! Wieder nichts mit der Königsklasse. Stattdessen Frust und Tränen so weit das Auge reichte. Dabei war doch eigentlich alles angerichtet – nicht nur am gestrigen Abend, sondern auch im Vorfeld. Noch nie war man sich so sicher, dass es mit dem ersehnten Einzug in die Champions League-Gruppenphase klappen würde.

Im Sommer hatte sich in Salzburg nämlich ein erstaunlicher Wandel vollzogen. Die Ausverkaufs-Politik der letzten Jahre wurde fast gänzlich über den Haufen geworfen. Stattdessen tat man wirklich alles, um den Kader für das große Ziel „Einzug in die Champions League-Gruppenphase“ zusammenzuhalten. Sportdirektor Christoph Freund wirkte dabei so selbstbewusst und zielorientiert wie nie zuvor und schlug sogar so manches zweistellige Millionen-Angebot von Top-Vereinen (Napoli war etwa bereit, 12 Millionen Euro Ablöse für Stefan Lainer zu zahlen) aus. Es gab zwar mit Berisha und Caleta-Car zwei namhafte Abgänge – diese wurden jedoch durch die Verpflichtung von Zlatko Junuzovic und die Beförderung von Marin Pongracic zum Stammspieler sehr gut kompensiert. Zudem gab es in dieser Transferperiode keinen einzigen Spieler, der zum „Schwesterverein“ RB Leipzig wechselte – und das, obwohl der dortige Chef Ralf Rangnick wohl den einen oder anderen Salzburger gerne in die Deutsche Bundesliga gelotst hätte.

Es wäre für Salzburg verheerend, in der ersten Enttäuschung die falschen Schlüsse aus dem abermaligen Verfehlen der Königsklasse zu ziehen.

Das ist das besonders Tragische am diesjährigen Scheitern: Eigentlich hat man in diesem Sommer die Fehler der Vorsaisonen vermieden – trotzdem hat es am Ende wieder nicht gereicht. Es wäre nun allerdings verheerend, in der ersten Enttäuschung die falschen Schlüsse aus dem abermaligen Verfehlen der Königsklasse zu ziehen. Heuer war es nämlich eben kein „Desaster mit Ansage“ wie etwa noch im August 2015, sondern man ist gescheitert, obwohl man in der Vorbereitung nahezu alles richtig gemacht hat. Wäre man jedes Jahr mit dieser Zielstrebigkeit an das Unternehmen Champions League herangegangen, hätte es wohl schon das eine oder andere Mal zum Einzug in die Gruppenphase gereicht.

Auch, wenn der Frust derzeit riesig ist - Salzburg darf nun bloß nicht den Fehler machen, sich von diesem neuen, selbstbewussten Weg abbringen zu lassen. Stattdessen sollte man den Fokus nach vorne richten: Holt man heuer zum sechsten Mal in Folge den österreichischen Meistertitel, ist dies aller Wahrscheinlichkeit nach gleichbedeutend mit einem Fix-Ticket für die Champions League-Gruppenphase 2019/2020. Dem Trauma der Play-Off-Spiele könnte man so ausweichen. Trainer Marco Rose gab gestern in einer bemerkenswerten ersten Reaktion nach dem Spiel schon einmal die Marschrichtung vor: "Ich habe die Verantwortung für diesen coolen Haufen hier. Ich fühle mich sofort in der Pflicht als Trainer dieser Mannschaft, die Leute wieder mitzunehmen und neue Ziele anzugehen", sagte der 41-Jährige. Und fügte hinzu: „Es ist eine besondere Geschichte. Ich habe das Gefühl, dass da irgendetwas auf uns wartet, etwas Großes.“