Die Herzoge von Sussex in nicht allerbester Laune
Psychologie

Klatsch als Therapie: Ist Harry nicht ganz dicht? Nervt Kylie? Hat Kate ein Alk-Problem?

Klatsch stärkt Zusammenhörigkeitsgefühle, erleichtert die Seele und schult das soziale Verhalten. Spaß macht er obendrein. Neue Forschungen animieren geradezu zum Gossip.

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Gibt es eine Frau, die gegenwärtig mehr Antipathien auf sich zieht als Meghan Markle, pardon, die Herzogin von Sussex, wie sie eine „Freundin“ jüngst vor laufender Kamera korrigierte („I’m Sussex now“)? Markles Netflix-Kochshow „From Meghan With Love“, in der sie in der Küche einer angemieteten 100-Millionen-Dollar-Villa Pretzel-Cracker in Zellophansäckchen füllt, mit niedlichen Bändchen und handgemalten Schildchen versieht und sogar Teesäckchen selbst bastelt, machte sie und Prinz Harry (der ab und zu mit einem Gesicht wie nach dem Zahnarztbesuch durchs Bild huscht) zum Gespött auf allen sozialen Medien. Zig Comedians zogen sich auf Instagram schwarze Langhaarperücken über und imitierten die Hausfrauentipps der High-End-Köchin.

Genüsslich schrieb Rupert Murdochs Boulevardtanker „The Sun“, dass die Sussexes nun, nach zahlreichen gescheiterten Projekten bei Spotify, Netflix sowie im Marmelade-Business, endlich im „Niemandsland der Bedeutungslosigkeit“ gelandet seien. Und mit der Ehe dürfte es auch nicht mehr so rosig stehen. Womöglich ist das Podcast-Geflöte der Herzogin („Mein Mann ist sehr, sehr gut aussehend. Aber sein Herz ist noch schöner“) inzwischen genauso fake wie ihre Kochkünste. Das jüngste Fotomaterial zeigt das Paar deutlich distanziert und den schönherzigen Gatten meist mit genervtem Gesichtsausdruck. Oder vielleicht doch nicht? Egal! In jedem Fall kann sich die weltweite Celebrity-Maschinerie glücklich schätzen, dass der Mexit-Zweig der Windsors die Domänen Peinlichkeit und Skandale noch mit verlässlicher Treffsicherheit beackert.

Abgesehen von Prinz Andrew, der, so die britische Tratsch-Ikone und Bestsellerautorin Tina Brown, nach der Enttarnung seiner Freundschaft mit dem Mädchenhändler Jeffrey Epstein „inzwischen gerade einmal sein Pferd als Gesprächspartner hat“, sind die in London gebliebenen Royals derzeit ja artig auf Spur und halten die Füße im Fettnäpfchen-Off.

Wo sind die goldenen Zeiten, in denen Fergie während aufrechter Ehe mit Prinz Andrew die Zehen von Investment-Tycoons in Saint-Tropez lutschte und Prinzessin Diana den pakistanischen Herzchirurgen im Kofferraum ihres Autos in den Kensington Palace schmuggelte? Momentan müssen wir uns unseren Klatschstoff notgedrungen aus den Scheidungs- und Pleitendramen im Bekannten- und Freundeskreis ziehen – oder unseren Blick auf den Olymp des Showbiz richten:

Wie lange kann es mit der Pop-Supernova Taylor Swift und diesem Super-Prolo Travis Kelce noch gut gehen? Kriselt es da nicht endlich? Wirkt sie nicht schon etwas gelangweilt? Und was ist überhaupt mit der „PDA“-besessenen (Public Display of Affection) Kylie Jenner, die den armen Timothée Chalamet ständig befingert und küsst? Lippenleserinnen bringen die öffentlichen Auftritte des Paars auf Hochtouren: „Sie sagte gerade zu ihm, dass er einen wunderschönen Ellbogen hat.“ Und: „Er meint, sie soll jetzt damit aufhören, ihn ständig anzufassen.“ Die Blog-Debatten, ob Chalamet seinen Indie-Coolness-Status trotz einer Liaison mit einem Mitglied des Kardashian-Clans aufrecht halten kann, explodieren. Und wurde bei Gigi Hadids Geburtstagsparty anlässlich ihres Dreißigers vergangene Woche endlich die Verlobung mit „Hollywood-Hottie“ Bradley Cooper verkündet? Blitzte da nicht ein Ring? Aber da sind ja noch die 20 Jahre Altersunterschied: Wenn sie in ihren besten Jahren ist, driftet der Mann in die Senioren-Abteilung.

Geht’s uns überhaupt noch irgendwie, dass wir uns mit solchem Schwachsinn beschäftigen? Und mit Wonne ins biografische Sumpfgebiet von Menschen eintauchen, denen wir mit hoher Wahrscheinlichkeit im echten Leben nie begegnen werden?

Angelika Hager

Angelika Hager

leitet das Gesellschafts-Ressort