Kontaktabbruch: Zehn Punkte, die helfen

Wenn Kinder und ihre Eltern keinen Kontakt mehr haben, führt das oft zu Verzweiflung. Lösungshilfen in so einer Situation.

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  1. Kontaktabbruch ist als ein Weckruf des Kindes und eine Schutzreaktion zu werten. In der Regel ist der Schritt das Resultat eines langjährigen Prozesses. Die Kinder zögern oft lange Zeit, den Schritt zu setzen. Als Auslöser gilt dann oft eine Banalität, die in Wahrheit von marginaler Bedeutung ist und als Vorwand instrumentalisiert wurde.
     
  2. War das Kind in seiner Pubertät zu angepasst, wenig rebellisch und wollte es immer allen recht machen, kann ein späterer Kontaktabbruch einem verspäteten Autonomie-Befreiungsschlag gleichkommen und dient der Selbstfindung.
     
  3. Eltern haben die Verantwortung für ihre Kinder, nicht umgekehrt. Sollten Kinder psychischer Gewalt und emotionalem Missbrauch von z. B. narzisstischen Müttern ausgeliefert gewesen sein, dann ist es für die Psyche gesünder, sich abzuwenden.
     
  4. Liebevolle wie unaufdringliche Präsenz zeigen, durch Signale wie Geburtstags-SMSe oder Geschenke via Postweg.
     
  5. Beschäftigung mit der eigenen Familiengeschichte, denn in der Vielzahl der Fälle lassen sich solche Kontaktabbrüche und Funkstillen quer durch die Generationen verfolgen. Aus den vergangenen zerstörerischen Mustern kann man für seine eigene Situation lernen.
     
  6. Eine „Paartherapie“ zwischen Eltern und Kindern hilft nur dann, wenn beide Parteien dafür offen sind. Sollte sich das Kind innerlich bereits abgemeldet haben, ist ein solcher Prozess wenig erfolgversprechend.
     
  7. Parentifizierung als Zerstörfaktor: Der Terminus definiert den Rollentausch zwischen Mutter und Kind. Manchmal missbrauchen (oft sind sie alleinerziehend) Elternteile insofern ihre Kinder als Partnerersatz, als dass sie zu früh zu viel Verantwortung aufhalsen. Der Satz „Mein Sohn oder meine Tochter ist mein bester Freund oder Freundin“ zeugt von Egoismus. Das Kind wird für die Bedürfnislage der Eltern missbraucht. Aus solchen ungesunden Symbiosen müssen sich Kinder befreien.
     
  8. Vorwürfe und das Hauptaugenmerk auf die eigenen Bedürftigkeiten zu lenken, sind Fehler. Sätze wie „Wir haben doch immer dein Bestes gewollt“ und „Wir haben doch alles für dich getan“ sind zu vermeiden. Denn das Beste war offensichtlich nicht das Beste für das Kind.
     
  9. Ist in einer Familiengeschichte eine transgenerationale Traumatisierung durch Kriegserlebnisse oder einen dramatischen Verlust auszumachen, kann eine Nichtbehandlung durch eine Traumatherapie mit sich bringen, dass das Unglück von Generation zu Generation weitergeschleppt wird.
     
  10. Kommt es nach langer Funkstille wieder zu Annäherung, raten die Experten dazu, die Vergangenheit ruhen zu lassen und alte Kränkungen nicht wieder durchzukauen und so erneut aufleben zu lassen. Ein befreiter Neustart ist besser.
Angelika   Hager

Angelika Hager

leitet das Gesellschafts-Ressort