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Menschen des Jahres: Marcel Hirscher bewies wieder einmal Zug zum Tor

Menschen des Jahres 2013. Marcel Hirscher bewies wieder einmal Zug zum Tor

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Im vergangenen Sommer bekam Marcel Hirscher, so berichtete die in ÖSV-Angelegenheiten traditionell bestens informierte "Krone Bunt“ kürzlich, von seinem Medienbetreuer Stefan Illek ein Geschenk: Antoine de Saint-Exupérys gehobenen Kitschklassiker "Der kleine Prinz“. Herr Illek verband damit wohl keine Anspielung auf die Körpergröße des Skiwunders (1,72 Meter), sondern eher auf die schöne alte Man-sieht-nur-mit-dem-Herzen-gut-Lebensweisheit, was auf eine sportbetriebsfremde Ironiebegabung hinweisen würde. Schließlich hatte sich Marcel Hirscher erst im Frühjahr, kurz nach Saisonschluss, eine schwere Fehlsichtigkeit weglasern lassen und kann seither auch mit den Augen alles Wesentliche erkennen.

Nicht dass der Mann aus dem Tennengauer Skiparadies Annaberg-Lungötz nicht schon zuvor einen gestochen scharfen Zug zum Tor bewiesen hätte: zweiter Gesamtweltcuptriumph und damit erste erfolgreiche Titelverteidigung seit Stephan Eberharter zehn Jahre zuvor; dreifacher Medaillengewinn bei der heimischen Weltmeisterschaft in Schladming; daneben auch noch preisverdächtiger Sportsgeist: Dem US-amerikanischen Dreifach-Weltmeister Ted Ligety gratulierte Hirscher via Facebook geradezu euphorisch zu dessen Super-G-Titel, was offenbar einige seiner 250.000 Facebook-Fans sowie eine ganze Reihe von Medienvertretern und ÖSV-Funktionären massiv irritierte, weil: Man gewinnt nur mit dem Ehrgeiz gut.

Diese alte ÖSV-Weisheit wird neuerdings auch in die Schweiz exportiert: Der eidgenössische Alpinchef Rudi Huber, seines Zeichens Österreicher, offenbarte der "Neuen Zürcher Zeitung“ zum Saisonstart 2013/14 das Erfolgsgeheimnis von "Wunderwuzzi“ Hirscher: "Talent allein ist zu wenig. Hirscher hat nicht mehr davon als viele andere. Damit du ganz nach oben kommst, braucht es wahnsinnig viel Engagement, Wille und Ehrgeiz.“ Damit hat Huber die Bedeutung von Marcel Hirscher, seines Zeichens halber Niederländer, leider um wenige Hundertstel verfehlt. Denn in Wahrheit besteht diese darin, der erste unverbissene ÖSV-Siegläufer seit Menschengedenken zu sein: Hirscher steht nicht an, sich auch mit anderen, zum Teil sogar ausländischen, Rennläufern bestens zu verstehen, in der Zwischensaison auch mal ein bisschen Blödsinn zu machen (Motocross fahren, "Playboy“-Interviews geben) und all das mit durchaus feinem Humor durchaus öffentlich (via Facebook und "Krone Bunt“) zu dokumentieren. Das ist so erfrischend, dass man sich darüber eigentlich nur freuen kann - außer man heißt Alberto Tomba und muss um den Titel des lässigsten Ski-Champions seit Menschengedenken fürchten. Sicherheitshalber hatte "La Bomba“ seinen Claim schon im Winter 2012 abgesteckt: Ein Hirscher sei "maximal ein halber Tomba“. Aber vielleicht war das ja auch nur eine Anspielung auf die Körpergröße des Herrn Hirscher.

Die Menschen des Jahres 2013:

# Angela Merkel hielt den deutschen Haushalt sauber.

# Frank Stronach sorgte für Erheiterung

# Maria Fekter quasselte sich ins politische Out

Sebastian Hofer

Sebastian Hofer

schreibt seit 2002 im profil über Gesellschaft und Popkultur, ist seit 2020 Textchef dieses Magazins und zählt zum Kernteam von faktiv.