Geschäftsführer Hollerer und Milletich bei dessen Wahl zum ÖFB-Präsidenten (mit seinem Vorgänger Leo Windtner).
Sport

Nach Milletich-Rücktritt: Das Köpferollen im ÖFB soll weitergehen

Gerhard Milletich ist als ÖFB-Präsident zurückgetreten. Laut profil-Recherchen soll ein weiterer Entscheidungsträger auf der Abschussliste stehen.

Drucken

Schriftgröße

Martialische Triumphgesten vermeidet ÖFB-Vizepräsident Gerhard Götschhofer. Er habe „kein Match“ gewonnen, betont er gegenüber profil. Mit „Match“ meint der Funktionär seine Auseinandersetzung mit dem Präsidenten des Verbandes Gerhard Milletich, der gestern zurückgetreten ist. Oder anders formuliert: Den Götschhofer, pensionierter Rechtsanwalt, letztlich gestürzt hat.

Der Hintergrund: Milletich wurde vorgeworfen, sein Ehrenamt ausgenützt zu haben, um bei ÖFB-Sponsoren Inserate zu keilen – für seine eigenen Verlage. Wenig von Vorteil waren dabei hartnäckige Gegner im eigenen Verband – die Landespräsidenten aus Tirol, Salzburg und Oberösterreich.

Der Oberösterreicher Götschofer begann auf eigene Faust Beweise gegen den Präsidenten zu recherchieren – und stieß dabei auf eine heiße Spur. Ein Treffen mit dem ÖFB-Sponsor Geomix, „wo unbestritten um Inserate geworben wurde“, will Milletich ausschließlich als Verlagschef wahrgenommen haben. Götschhofer erhielt Einsicht in die Spesenabrechnung Milletichs: Die Fahrt zu besagtem Treffen war dem ÖFB verrechnet worden. Die Beweismittel Götschhofers stellten für Milletich den endgültigen Nackenschlag dar. Eine Ethikkommission wurde mit der Aufarbeitung der Inseraten-Causa beauftragt. In den letzten Tagen verdichteten sich die Informationen, dass Milletich eine Mehrheit im Präsidium verloren haben dürfte. Schließlich kam er seinen Kollegen zuvor – und trat selbst zurück.

Doch wie profil-Recherchen ergeben, soll Milletichs Rücktritt nicht alle Männer im Präsidium befrieden. Thomas Hollerer, promovierter Jurist und einer von zwei ÖFB-Geschäftsführern, soll auf der Abschussliste stehen.

Der Hintergrund: Hollerer wurde in den letzten Monaten zum Vertrauensmann Milletichs. Er begleitete den tapsig agierenden Präsidenten zu Veranstaltungen, spielte (wenn Milletichs Englischkenntnisse nicht ausreichten) den Übersetzer auf internationalem Parkett und stärkte dem Burgenländer allerorts den Rücken. Hollerer fuhr mit Milletich zu Salzburg-Sportchef Christoph Freund, der den nunmehrigen Teamchef Ralf Rangnick empfahl. Und er begleitete ihn zu Gesprächen mit Politikern, die Fördermittel für den Verband locker machten. Die Alleingänge des Duos wurden zum Zankapfel. Die Landespräsidenten aus Tirol, Salzburg und Oberösterreich beklagten unzureichende Einbindung.

Hollerer warf sich kämpferisch vor seinen Präsidenten, der verbandsintern von Anfang an unter Beschuss stand. Nach den medialen Vorwürfen, der Präsident missbrauche sein Ehrenamt, um in die eigene Tasche zu wirtschaften, forderte Hollerer von den Präsidiumsmitgliedern intern eine eidesstattliche Erklärung. Die Männer sollten bestätigen, den Präsidenten nicht hintergangen zu haben.

Ein anderer Milletich-Gegner im Präsidium versteifte sich gar auf die Theorie, Hollerer habe Milletich zur Präsidentschaft verholfen, indem er die Sitzordnung der Abstimmenden bei der Wahl geschickt wählte – im Wissen, dass sich die Bundesliga der Mehrheit anschließen werde. Es bildeten sich zwei Lager innerhalb es ÖFB – im Präsidium und in der Geschäftsführung. Einerseits: Hollerer, Milletich und die Landespräsidenten aus den östlichen Bundesländern. Andererseits: der zweite Geschäftsführer Bernhard Neuhold und Milletichs Kritiker aus Tirol, Salzburg und Oberösterreich.

Ist nach Milletichs Abgang nun alles bereit für einen Neustart? Nicht ganz.

 „Wir haben jetzt eine neue Situation“, betont ÖFB-Vizepräsident Götschofer gegenüber profil. „Der Präsident ist weg und der hatte eine Vertrauensperson“. Es sei „sicher keine große Stärkung“ für Hollerer, „wenn der Präsident zurücktritt“. Nachsatz: „Schauen wir mal, was sich Freitag abspielt“.

Kommenden Freitagnachmittag findet eine Sitzung des ÖFB-Präsidiums in Graz statt.

Wird Hollerer da in der Kritik stehen? „Möglich, ja“, betont Götschhofer gegenüber profil. Nachsatz: „Man muss einmal sehen, wie sehr er wissentlich in gewisse Handlungen eingebunden war.“ Zumindest sei dieser „bei fast allen Sponsorengesprächen dabei“ gewesen.

Auf profil-Nachfrage antwortet ÖFB-Geschäftsführer Hollerer, dass er „bei Gesprächen mit Sponsoren“ zwar dabei gewesen wäre, aber in seinem Beisein „niemals darüber (Anm. Inserate für die Verlage Milletichs) gesprochen wurde“. Und: „Das Amt gebietet es, dass man gegenüber dem ÖFB und seinem Präsidenten loyal ist – wenn man das nicht ist, wäre man ja ein Verräter.“

Das Präsidium habe zumindest „die Kompetenz Geschäftsführer zu bestellen. Wir sind da quasi der Arbeitgeber“, betont Götschhofer. Und: „Von der Kompetenz her, wäre es erlaubt, eine Änderung herbeizuführen.“

Das „Match“ im ÖFB wurde jedenfalls nicht für beendet erklärt